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Radeburg: "Wir müssen Kompromisse finden"

Radeburgs Bürgermeisterin Michaela Ritter hält Rückschau auf 2022: Optimismus, auch wenn das Jahr mit Sorgen anfing und leider auch endet.

Von Kathrin Krüger
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Michaela Ritter am Stehpult im Bürgermeister-Amtszimmer. Nach ihrer Bandscheibenoperation muss sie besser auf ihren Rücken achten.
Michaela Ritter am Stehpult im Bürgermeister-Amtszimmer. Nach ihrer Bandscheibenoperation muss sie besser auf ihren Rücken achten. © Kristin Richter

Frau Ritter, dieses Jahr ging für Sie schwierig los, Sie waren gesundheitlich ein Vierteljahr ausgeklinkt. Hört das Jahr Ihrer Meinung nach auch schwierig auf?

Tatsächlich musste ich im Januar wegen eines Bandscheibenvorfalls operiert werden und war ein Vierteljahr nicht im Dienst, davon fünf Wochen in der Reha. Aber meine Stellvertreter Michael Ufert und Michael Schöne sowie meine Verwaltungsmitarbeiter meisterten meine Vertretung sehr gut, Ende März war ich wieder da. Es hat also funktioniert.

Ob das in der Gesellschaft auch so gut läuft, darüber machen sich zum Jahresende viele Radeburger Sorgen. Vor allem die Älteren fragen sich, was kommen könnte. Ich kann das nachvollziehen. Auch die lokale Wirtschaft sieht 2023 große Schwierigkeiten auf sich zukommen. Wir müssen Kompromisse finden, sollten uns im Kleinen auch Gedanken machen über unser Zusammenleben. In Radeburg gibt es dafür mit dem Runden Tisch nach dem Radeburger Appell von 32-Zille-Städtern einen guten Ansatz.

Die Radeburger Feuerwehr hatte im Juli in der Radeburger Heide einen Großbrand zu bewältigen. Außerdem durfte sie Jubiläum feiern. Sie haben den Kameraden in Ihren Weihnachtsgrüßen besonders gedankt.

Es war am 27. März 1612, als einer großen Feuersbrunst die Kirche, das Pfarrhaus, alle Bürger- und 24 Wohnhäuser zum Opfer fielen, auch das Rathaus brannte ab. 1872, also vor 150 Jahren gründete sich die organisierte Feuerwehr. Sie hatte 46 aktive und 18 passive Kameraden. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens fand am 26. November eine kleine Feier im Gerätehaus statt. Größer soll das Jubiläum am 26. August 2023 öffentlich auf dem Marktplatz gefeiert werden. Mit der Weihe der neuen Traditionsfahne. Viele beteiligten sich mit Spenden daran. Meines Wissens sind bereits mehr als 10.000 Euro zusammengekommen.

Die freiwilligen Kameraden wurden in diesem Jahr über das normale Maß hinaus durch zahlreiche weitere Einsätze gefordert. Ihnen gebührt mein Dank. Eine leistungsfähige Feuerwehr ist eine Pflichtaufgabe der Kommune. Wir arbeiten deshalb in Berbisdorf mit einem Neubau an besseren Bedingungen. Die wichtigste Investition in diesem Jahr war die Neuanschaffung eines Drehleiterfahrzeuges. Ein Novum war dabei die Art der Beschaffung. Es wurden fünf baugleiche Fahrzeuge für die Städte Nossen, Riesa, Radebeul, Königsbrück und Radeburg gekauft. Dadurch konnten günstigere Preise und eine höhere Förderung durch den Freistaat erzielt werden.

Kleinere und größere Baumaßnahmen haben die Stadt im gesamten Jahr beschäftigt.

Zu erwähnen sind Sanierungsarbeiten an der ehemaligen Schule Bärwalde und an der Turnhalle an der Grundschule, der neu gestaltete Sportplatz an der Oberschule, der Kreisverkehr Radeberger Straße, die Regenrückhaltemulde aus der Flurerneuerung an der Anbaustraße in Berbisdorf und die teilweise Erneuerung der öffentlichen Beleuchtung im Gewerbegebiet Radeburg-Süd. Größtes Bauvorhaben war und wird auch 2023 die Erweiterung unserer Oberschule sein. Mit der Königsbrücker Straße, wo wir mit Fußwegen und Beleuchtung dabei sind, geht es nächstes Jahr weiter. Größtes Streitthema war die Mangelbeseitigung am Marktplatz. Kurz vor Weihnachten wurde er förmlich abgenommen. Es ist eine Kompromisslösung, weil die Mittelinsel laut Stadtratsbeschluss von Fahrzeugen frei bleibt. Die Parkflächen wurden zwar reduziert. Aber der Markt ist jetzt barrierefrei und fußgängerfreundlich. Gestalterisch soll die Fläche noch verschönert werden.

Konnten alle Investitionsvorhaben aus dem Haushaltsplan umgesetzt werden?

Soweit ja. Wir haben auch viel Geld in die Digitalisierung der Schulen gesteckt. Was uns noch bevorsteht, ist der Neubau der Kita Sophie Scholl. Für dieses Gebäude aus den 70er Jahren brauchen wir einen Ersatzneubau. Die Planung ist aber noch nicht so weit. Weiter planerisch vorbereitet wurde allerdings die Ertüchtigung der Ortsdurchfahrt Berbisdorf, wieder als Gemeinschaftsmaßnahme mit dem Freistaat Sachsen. Die Medien werden hier mit verlegt oder erneuert. Die Baumaßnahme soll im nächsten Jahr zur Ausschreibung kommen, erste Abstimmungen mit den örtlichen Betrieben, mit Grundstückseigentümern und den Verkehrsbetrieben sind angelaufen.

Radeburg hat ein reiches Vereinsleben. Aber im Kultur- und Heimatverein kriselt es gerade, denn ein neuer Vorsitzender wird dringend gesucht, nachdem Jens Böhme aus gesundheitlichen Gründen seinen Rückzug angekündigt hat.

Ich drücke die Daumen, dass es hier Ersatz gibt, denn der Heimatverein mit seinen 150 Mitgliedern kümmert sich um viele Traditionsveranstaltungen wie den Zillelauf, die Zille-Kneipennacht, die Radtour oder die Geschichtshefte. Auch der Chor ist eine Bereicherung. Stellvertretend für alle Ehrenamtlichen möchte ich weiterhin den beiden Schulfördervereinen danken. Sie bringen sich auch in öffentliche Veranstaltungen im Ort mit ein. Im neuen Jahr hoffen wir alle auf eine Fortsetzung des Radeburger Karnevals. "Mit 66 Jahren, da fängt der Fasching an" ist ein gutes Motto dieser Saison, und im Faschingsverein ist ja der Generationswechsel gelungen.