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Was ist vor dem Bahnhof in West geplant?

In Radebeul-West spielt der Bahnhofsvorplatz bislang eine stiefmütterliche Rolle. Dabei gilt es zu klären, ob er nur eine Durchgangsstation sein soll.

Von Silvio Kuhnert
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Schon jetzt gibt es überdachte Fahrradständer auf dem Bahnhofsvorplatz. An der Stelle, wo der Passant im Hintergrund läuft, ist im Vorentwurf der Bau einer Busbucht mit Wartehäuschen angedacht.
Schon jetzt gibt es überdachte Fahrradständer auf dem Bahnhofsvorplatz. An der Stelle, wo der Passant im Hintergrund läuft, ist im Vorentwurf der Bau einer Busbucht mit Wartehäuschen angedacht. © Norbert Millauer

Radebeul. Fahrradstellplätze entlang der Stützmauer zum Bahndamm, Taxis und parkende Fahrzeuge vor dem Bahnhofsgebäude sowie ein "Rüsselot", das schlangenartige Fabelwesen aus Sandstein des Radebeuler Bildhauers Thomas Schmidt, - das hat aktuell der Bahnhofsvorplatz in Kötzschenbroda zu bieten. Sonst wirkt die Fläche ziemlich kahl und leer. In der warmen Jahreszeit bringen Pflanzkübel mit bunten Blumen wenigstens etwas Farbe in das sonst grau wirkende Ensemble. Momentan steht dort ein Nadelbaum und sorgt für etwas Weihnachtsflair.

Mit der Grundsatzentscheidung zur künftigen Verkehrsführung auf dem mittleren Abschnitt der Bahnhofstraße hat der Stadtrat die Verwaltung ermächtigt, auch die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes voranzutreiben. Für diesen gibt es bereits eine Vorplanung. Sie stammt aus dem Jahr 2009. Bei dieser dient die Freifläche im Wesentlichen zum Umsteigen zwischen Bus, Bahn oder Drahtesel.

In Unterlagen taucht mehrmals ein Entwurf von 2009 auf

Der Entwurf sieht wie folgt aus: Entlang der Stützmauer soll es weiterhin überdachte Stellplätze für Fahrräder geben. An der Südseite zur Güterhofstraße kommt eine Bushaltestelle mit eigener Busspur samt Wartehäuschen hin. Diese ersetzt den gegenwärtig etwa 50 Meter weiter westlich gelegenen Haltepunkt mittig des langgestreckten Bahnhofgebäudes. Dort ist der Fußweg sehr beengt. Neben der Busbucht soll ein Taxi-Standplatz entstehen. Zudem werden Bäume auf dem Platz gepflanzt. Die Planzeichnung zeigt vier Gehölze. Zu deren Füßen stehen Bänke und Abfalleimer.

Diese Planungsskizze ist im Verkehrskonzept zu finden. Es handelt sich um einen Vorentwurf zur Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes.
Diese Planungsskizze ist im Verkehrskonzept zu finden. Es handelt sich um einen Vorentwurf zur Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes. © Stadt Radebeul

Vor rund drei Jahren schlug die Verwaltung vor, diesen Vorentwurf zur Grundlage der weiteren Planung zu machen. Da sich damals aber der Stadtrat nicht auf Grundprämissen für die Neugestaltung der mittleren Bahnhofstraße einigen konnte, verschwand auch der Vorentwurf vorerst im Schreibtisch des Stadtplanungsamtes.

In der Präsentation des Verkehrskonzepts für das Zentrum von Kötzschenbroda tauchte der Vorentwurf zum Bahnhofsvorplatz wieder auf - mit dem exakt gleichen Inhalt wie vor drei Jahren. Das Thema Bushaltestelle ist sogar mit Fragezeichen und Ausrufezeichen sowie mit einem Vermerk versehen. Und zwar würde die Busbucht mit Wartehäuschen am Vorplatz hinpassen.

Freie Wähler: Mit diesem Plan wird der Vorplatz zerstört

Diese Idee schmeckt nicht allen Stadträten. Dass der Bushaltepunkt direkt auf dem Platz unmittelbar nach der Abbiegekurve in die Güterhofstraße platziert und die Fahrradabstellanlage noch weiter vergrößert werden sollen, erklärt sich die Stadtratsfraktion Freie Wähler keinesfalls einverstanden. Ihrer Meinung nach werde dies den Vorplatz zerstören: "Nur weil wir derzeit keine Lösung für das Bahnhofsgebäude haben, können wir doch diesen schönen Platz nicht in seiner künftigen Funktion als Zentrum zwischen oberer und mittlerer Bahnhofstraße für alle Zukunft aufgeben", macht deren Fraktionschefin Eva-Maria Schindler deutlich.

Sie betont, dass sich ihre Fraktion schon lange darüber Gedanken macht, wie der Vorplatz attraktiver werden kann. Mit Bushaltestelle und Fahrradstellplatz bleiben kaum noch Spielräume übrig. "Wir nehmen uns mit der von der Stadt vorgeschlagenen Nutzung alle Gestaltungsmöglichkeiten für Kunst im Raum, Trinkbrunnen, Fläche für Kultur und Aufenthaltsqualität et cetera", erklärt Schindler. Die Freien Wähler wollen einen Vorplatz, der zum Verweilen einlädt und nicht nur eine Durchgangsstation zu Bus und Bahn ist.

Derzeit befindet sich die Bushaltestelle vor dem ehemaligen Bahnhofsgebäude ...
Derzeit befindet sich die Bushaltestelle vor dem ehemaligen Bahnhofsgebäude ... © Norbert Millauer
... Dort ist der Gehweg jedoch schmal. Ein Unterstand fehlt.
... Dort ist der Gehweg jedoch schmal. Ein Unterstand fehlt. © Arvid Müller

Detailplanung kommt erst noch

Die Frage, wo Bushaltestelle, Fahrradabstellanlage sowie die Bäume einmal platziert werden sollen, ist laut Stadtverwaltung noch nicht geklärt. Sie sei Gegenstand der weiteren Planung. Am Vorentwurf jedenfalls ist seit 2017, als er das letzte Mal im Stadtrat Thema war, nicht weiter gearbeitet worden. Zunächst haben die Räte das Verkehrskonzept mit der Grundsatzregelung, wie Autos künftig zwischen Sparkasse und Güterhofstraße fahren sollen, beschlossen. Diese dürfen auch in Zukunft in beide Richtungen rollen. Auf dieser Basis werde nun die detaillierte Planung erfolgen, wie die Verwaltung auf Anfrage von sächsische.de mitteilte. Von den Detailplänen werden wahrscheinlich wiederum verschiedene Varianten erarbeitet.

Allerdings lässt in der Beschlussvorlage ein Satz aufhorchen. Der Bahnhofsvorplatz sei "der wichtige ÖPNV-Verknüpfungs- und Umsteigepunkt für Radebeul-West", heißt es dort. Das ist eine von neun Grundprämissen, auf die sich eine Arbeitsgruppe des Stadtentwicklungsausschusses verständigt hat. Der Grundsatz steht in der Hierarchie der Gestaltungsziele an dritter Stelle. Und ihm würde der jetzige Vorentwurf voll entsprechen. Überlegungen zu Alternativstandorten für Bushalt, Fahrrädern und Taxi sind derzeit nicht bekannt.

Einen Mangel an Fahrradstellplätzen wird es nicht geben

Im Rathaus gibt es Ideen, überdachte Fahrradständer zwischen Bahnanlage und Lößnitzperle zu schaffen. "Grundsätzlich handelt es sich bei dem Projekt auf der Nordseite des Bahndammes um einen eigenen Planungsvorgang", informiert das Stadtplanungsamt. Diese Fahrradabstellanlage stellt jedoch keinen Ersatz oder alternative Lösung für die Fahrradständer auf der Südseite dar. "Sofern sich hier eine Realisierungsmöglichkeit ergibt, sollen diese unabhängig von den Entscheidungen zum Bahnhofsvorplatz errichtet werden", informiert die Stadt. Das heißt, an Fahrradständern wird es im Umfeld des Bahnhofs Kötzschenbroda in Zukunft nicht mangeln.

Beim Planen des Bahnhofsvorplatzes möchte sich die Lößnitzstadt Zeit nehmen. Eine bauliche Realisierung ist erst im Jahr 2023 vorgesehen. An Baukosten sind derzeit rund 225.000 Euro veranschlagt. "Ob diese Summe ausreichend sein wird, werden die weitere Planung und die aktuelle Kostenentwicklung zeigen", so die Stadt.