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Startschuss für den Brückenschlag

An der Stadtgrenze von Radebeul und Coswig beginnt der Bau der Straße und Brücke Nach der Schiffsmühle. Bei diesem Lückenschluss fühlen sich Radfahrer vergessen.

Von Silvio Kuhnert
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Spatenstich für die Brücke und Straße nach der Schiffsmühle: (v.l.n.r.): Radebeuls OB Bert Wendsche, sein Coswiger Amtskollege Thomas Schubert, Matthias Rößler, Martin Dulig, Ulrich Mölke sowie Ralf Hänsel.
Spatenstich für die Brücke und Straße nach der Schiffsmühle: (v.l.n.r.): Radebeuls OB Bert Wendsche, sein Coswiger Amtskollege Thomas Schubert, Matthias Rößler, Martin Dulig, Ulrich Mölke sowie Ralf Hänsel. © Norbert Millauer

Radebeul. Sie wird 126,80 Meter lang und aus fünf Feldern bestehen. "Jedes dieser Felder überspannt ein Gleis", sagte Ulrich Mölke von der Deutschen Bahn Netz AG. Die Rede ist von der künftigen Brücke Nach der Schiffsmühle an der Stadtgrenze von Radebeul und Coswig. Sie soll ab Herbst 2023 das interkommunale Gewerbegebiet Naundorf-Kötitz direkt mit der Meißner Straße verbinden. Am Donnerstagnachmittag war symbolischer Baubeginn.

Dieser beginnt traditionell mit einem Spatenstich. Zu diesem Arbeitsgerät haben neben Mölke, Sachsens Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU), Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig (SPD), Meißens Landrat Ralf Hänsel (CDU) sowie die beiden parteilosen Oberbürgermeister von Radebeul und Coswig, Bert Wendsche und Thomas Schubert, gegriffen. Ein Sprichwort sage, viele Köche verderben den Brei. "Dieses stimmt hier nicht. Es ist ein Miteinander von Bahn, Bund, Land und der kommunalen Familie", sagte Rößler. Denn all diese planten und investieren an dem Vorhaben mit, das insgesamt 15 Millionen Euro kostet. Unter Leitung der Bahn wird in den nächsten Monaten nicht nur eine Brücke über die Gleise der Schnellzugstrecke Dresden-Leipzig und der Trasse der S-Bahn Meißen-Schöna errichtet. Sondern eine neue Straße zwischen Meißner im Norden und Friedrich-List-Straße im Süden komplettiert das Projekt.

Hochwassersichere Verbindung

Die Idee zu diesem Brückenschlag kam Radebeuls OB Wendsche während des Jahrhunderthochwassers vor 20 Jahren. Im August 2002 führte noch eine Straße über das Bahngleis. Schranken trennten und regelten den Verkehrsfluss von Bahn und Autos. Als die Elbe in einem nicht mehr gekannten Ausmaß über die Ufer trat, war diese Straße die einzige hochwassersichere Verbindung für die Unternehmen im interkommunalen Gewerbegebiet. Weil jedoch damals alle Eisenbahnbrücken in Dresden bis auf die Niederwarthaer Elbquerung gesperrt waren und somit der Zugverkehr durchs Elbtal über diese fahren musste, "gingen die Schranken gar nicht mehr hoch", erinnerte Wendsche.

Mit dem Ausbau der S-Bahnstrecke war ab 2015 die Route über die Bahnanlage gekappt. Durch den Bau zusätzlicher Gleise und aufgrund der ganzen Technik konnte der Verkehr nicht mehr mit Schranken geregelt werden. "Wir Coswiger sind seither leidgeplagt", sagte OB Schubert. Denn die Schiffsmühlenstraße war die kürzeste Verbindung von den Wohnquartieren nördlich der Dresdner Straße und den Betrieben im Gewerbegebiet Naundorf-Kötitz. Die Coswiger mussten nun eine Umleitung nehmen.

Entlastung vom Durchgangsverkehr

Auf die überregionale Bedeutung dieses Straßenbauprojekts wies Landrat Hänsel hin. Die neue Straße und Brücke binden nicht nur das Gewerbegebiet wieder an die Meißner Straße an. Sondern sie verbinden auch die Meißner mit der künftigen Elbtalstraße, die wiederum als Hauptverkehrsader für Laster im Elbtal zwischen Meißen und Dresden dienen soll. "Die Route bringt so eine Entlastung Radebeuls und Coswigs vom Durchgangsverkehr", so Hänsel. Der Kreischef übte auch Kritik am Freistaat. Durch die Kürzungen bei der Förderung von Straßenbauprojekten "wird das Straßennetz auf Verschleiß gefahren", so Hänsel. Vor allem der Bau und die Sanierung von Brückenbauwerken koste viel Geld. "Ich hoffe, dass wir keine sperren müssen", sagte der Landrat.

Die Projektzeichnung zeigt den Verlauf der Straße. In der Mitte des Bildes ist das Mega-Drome. Links ist der Kreisverkehr auf der Meißner Straße zu erkennen, rechts vom Mega-Drome die Bahngleise sowie die neue Brücke.
Die Projektzeichnung zeigt den Verlauf der Straße. In der Mitte des Bildes ist das Mega-Drome. Links ist der Kreisverkehr auf der Meißner Straße zu erkennen, rechts vom Mega-Drome die Bahngleise sowie die neue Brücke. © Norbert Millauer

Wirtschaft- und Verkehrsminister Dulig betonte dagegen, dass trotz weniger zur Verfügung stehender Mittel diese Brücke gebaut werde. Den Bau der Straße fördert der Freistaat zu 70 Prozent.

Klingelkonzert als Protest

Das Baufeld ist bereits frei gemacht. Bis Juni erfolgen der Umbau der bestehenden Bahnübergänge, die nur noch von Bahnmitarbeitern genutzt werden. Noch in diesem Monat beginnt zudem das Aufschütten der Bahndämme. Im Sommer muss die Meißner Straße gesperrt werden. Denn die Anbindung der Straße Nach der Schiffsmühle an Radebeuls Hauptverkehrsader erfolgt in Höhe der früheren Großraum-Disko Mega-Drome in Form eines Kreisverkehrs. Bis September dieses Jahres soll der Kreisel fertig sein. Danach erfolgt der eigentliche Brückenbau. Nach dem Neubau der Kreuzung auf der Friedrich-List-Straße im September 2023 soll im Oktober 2023 die neue Straßenüberführung in Betrieb genommen werden.

Begleitet wurde der Spatenstich von einer ungewohnten Musik. Radfahrer klingelten laut, nicht als Zeichen der Freude, sondern des Protestes. Zwar gibt es über die Brücke sowie auf der neuen Straße zwischen Meißner und Friedrich-List-Straße zwei Fahrspuren für Autos und Laster, jeweils eine in jede Richtung von je 3,75 Meter Breite. Auch an Fußwege an beiden Straßenseiten wurde gedacht. Jedoch separate Radwege gibt es nicht. Für Pedalritter wird nur mit Strichellinie ein sogenannter Angebotsstreifen auf dem Asphalt markiert. Das kritisieren der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und Bürgerforum/Grüne. Sie fordern sichere Radwege.