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Der Fotograf Harald Hauswald hat einen Bilderschatz von Altkö gehoben

Harald Hauswald hat das Bild der DDR mit seinen realistischen Aufnahmen mitgeprägt. Seine fotografischen Gehversuche liegen in Radebeul, wie er in der Stadtgalerie zeigt.

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Ein Meister der Schwarz-Weiß-Fotografie - Harald Hauswald wird anlässlich seines 70. Geburtstages mit einer Personalschau geehrt.
Ein Meister der Schwarz-Weiß-Fotografie - Harald Hauswald wird anlässlich seines 70. Geburtstages mit einer Personalschau geehrt. © Claudia Hübschmann

Radebeul. Mit seinen Schwarz-Weiß-Fotografien von Alltagsszenen aus der DDR, die nichts von Propaganda und Schönfärberei haben, sondern die Realität zeigen, hat sich der Fotograf Harald Hauswald einen Namen gemacht. So stellt er in einem Bilderrahmen ein verblichenes und ramponiertes Emblem der damaligen Staatspartei SED mit einem auch schon in die Jahre gekommenen Schild mit der Aufschrift "Reparaturen sämtl. Systeme" nebeneinander. Beides entdeckte er im Berliner Prenzlauer Berg in den 1980er-Jahren. Das diese kritische Kombination sowie weitere Alltagsbilder aus der DDR dem Ministerium für Staatssicherheit nicht gefielen, versteht sich wohl von selbst. Und so hatte die Stasi den Fotografen auf den Kieker.

Harald Hauswald stammt aus Radebeul und hat vier Jahre am Dorfanger gelebt. Dort sind viele Bilder der Ausstellung entstanden.
Harald Hauswald stammt aus Radebeul und hat vier Jahre am Dorfanger gelebt. Dort sind viele Bilder der Ausstellung entstanden. © Claudia Hübschmann
Junge Liebe in Berlin - Harald Hauswald hält in seinen Bildern Alltagsszenen fest, die vom wahren Leben erzählen.
Junge Liebe in Berlin - Harald Hauswald hält in seinen Bildern Alltagsszenen fest, die vom wahren Leben erzählen. © Claudia Hübschmann
Ebenfalls in Berlin hat Harald Hauswald diese drei Menschen mit seiner Kamera eingefangen.
Ebenfalls in Berlin hat Harald Hauswald diese drei Menschen mit seiner Kamera eingefangen. © Claudia Hübschmann
Aufnahmen von Altkötzschenbroda aus den Jahren 1976 und 1978 hat Harald Hauswald im Erdgeschoss der Galerie vereint.
Aufnahmen von Altkötzschenbroda aus den Jahren 1976 und 1978 hat Harald Hauswald im Erdgeschoss der Galerie vereint. © Claudia Hübschmann

Auch wenn Harald Hauswald seit 46 Jahren auf dem Prenzlauer Berg lebt, so ist Radebeul doch seine Geburts- und alte Heimatstadt. Am 3. Mai 1954 erblickte er hier das Licht der Welt. Anlässlich seines baldigen 70. Geburtstages widmet ihm die Stadtgalerie am Dorfanger Altkötzschenbroda in der Reihe "In Radebeul geboren" eine Ausstellung. Für diese wurde ein Bilderschatz geborgen.

"Voll das Leben"

Vier Jahre lang lebte Harald Hauswald am Dorfanger von 1974 bis zu seinem Umzug in die heutige Bundeshauptstadt 1978. "Hier habe ich meine ersten Gehversuche gemacht", sagt er. Das Ergebnis hat er in einer Fotokiste wiederentdeckt. Auf denen man den heute restaurierten und sanierten Anger nicht wiedererkennt. Fachwerk von dem der Putz bröckelt, Dächer, in denen Löcher klaffen., aber auch eine Leuchtreklame, die für "Radebeuler Waffeln immer ein Genuß" wirbt oder eine lange Menschenschlange, die vor einer Fleischerei darauf wartet, dass das Rollo der Ladentür hochgeht.

Diese und weitere Bilder sind in den Jahren 1976 und 1977 entstanden. Rund 40 Stück sind es, die im Erdgeschoss der Stadtgalerie, Altkötzschenbroda 21, hängen und als besondere Zeitzeugnisse gelten. "Ich bin sehr überrascht, was Harald ausgegraben hat", sagt Stadtgalerist Alexander Lange. Neben den Bildern aus Altkötzschenbroda vereint die Ausstellung mit dem Titel "Voll das Leben" Aufnahmen aus Dresden im Treppenhaus sowie der Republik auf der Galerie, die vor allem aus Berlin stammen, wie die Bildkombination mit dem SED-Emblem.

Mit seinen Fotografien möchte Harald Hauswald Geschichten erzählen, die bei den Leuten beim Betrachten einen Film ablaufen lassen. Es sind alles Aufnahmen aus dem Alltag. "Gestellte Scheiße mache ich nicht. Ich will das Leben", sagt er, der als erster DDR-Fotograf unter anonymen Namen Fotoreportagen in westlichen Magazinen wie GEO, dem Zeitmagazin oder der Taz veröffentlicht hat. Seit 1997 ist Harald Hauswald Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Mit der Vernissage wird an diesem Freitag um 19.30 Uhr die Ausstellung eröffnet. Es sprechen unter anderem sein guter Freund, der Radebeuler Maler Peter PIT Müller, sowie Agnes Matthias von der Deutschen Fotothek. Am Sonntag, 14. April 2024, steht um 15 Uhr ein Künstlergespräch mit Harald Hauswald und Peter PIT Müller auf dem Programm.

Die Ausstellung ist von 24. März bis 5. Mai dieses Jahres zu den Öffnungszeiten der Radebeuler Stadtgalerie Di., Mi., Do. 14-18 Uhr und So. 13-17 Uhr zu sehen.