SZ + Radebeul
Merken

Ehemalige Karl-May-Villa steht in Radebeul zum Verkauf

Über vier Jahre wohnte der Schriftsteller Karl May in der Villa "Agnes" in Radebeul. Dort entstanden bekannte Werke. Nun will sich der Eigentümer von dem Objekt trennen.

Von Silvio Kuhnert
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
In der Villa "Agnes" am Hörningplatz schrieb Karl May zum Beispiel seinen Indianerroman "Winnetou I".
In der Villa "Agnes" am Hörningplatz schrieb Karl May zum Beispiel seinen Indianerroman "Winnetou I". © Arvid Müller

Radebeul. Die Vorstellung lässt die Herzen von Karl-May-Fans sicher höherschlagen: Zu wohnen, wo ihr Lieblingsautor selbst einmal in Radebeul lebte. Doch um diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, benötigt man auch das passende Kleingeld. Genaugenommen eine ganze Menge, und zwar 1,395 Millionen Euro. Für diesen Preis wird derzeit die Villa "Agnes" auf bekannten Immobilienseiten im weltweiten Netz zum Kauf angeboten.

Das stattliche Gebäude mit 400 Quadratmetern Wohnfläche und 1.550 Quadratmetern Grundstücksgröße liegt am Hörningplatz beziehungsweise an der Ecke Lößnitzgrund-, Nizzastraße im Stadtteil Oberlößnitz. Der Abenteuerschriftsteller Karl May (1842-1912) wohnte vom 8. April 1891 bis zum Dezember 1895 dort, bevor er sich in der Villa "Shatterhand", dem heutigen Karl-May-Museum, niederließ. Wie auf einer Tafel am Eingangstor zu dem parkähnlichen Areal zu lesen ist, entstanden in dem Haus unter anderem die Romane "Das Vermächtnis des Inka", "Winnetou I" und "Der Ölprinz".

Im Jahr 1880 erbaut

Unter der Überschrift "Eine einmalige Gelegenheit: Einzigartige Karl-May-Villa mit drei Wohneinheiten und großem Grundstück" wird das Anwesen unter anderem in den Portalen "Immowelt" und "Kleinanzeigen.de" angepriesen. Das Inserat ist keine Fake-News, wie ein Sohn des Eigentümers berichtet, der namentlich nicht genannt werden möchte. Aus privaten Gründen wolle man sich von dem Objekt trennen. Die Angehörigen des Eigentümers haben ihren Lebensmittelpunkt nicht mehr in Radebeul.

Ein Schild an der Gartenmauer neben dem Eingangstor erinnert an den berühmten Bewohner.
Ein Schild an der Gartenmauer neben dem Eingangstor erinnert an den berühmten Bewohner. © Arvid Müller

Laut Exposé wurde die Villa "Agnes" im Jahr 1880 errichtet, verfügt über zwölf Zimmer, steht unter Denkmalschutz, vermittelt einen landhausartigen Stil und ist durch seine Bauweise dem Spätklassizismus zuzuordnen. Sie wurde von den Gebrüdern Ziller erbaut. Der zweigeschossige Bau steht auf einem Syenitsockel mit Sandsteinfassung. Das Dach wurde zuletzt im Jahr 2009 saniert.

Die Innenräume sind auf drei Wohneinheiten aufgeteilt. Die größte Wohnung befindet sich im Erdgeschoss des Haupthauses und misst 160 Quadratmeter. Sie wurde zuletzt vom derzeitigen Eigentümer bewohnt und kann für Eigenbedarf oder Neuvermietung genutzt werden. Eine zweite Wohnung im Haupthaus liegt im Obergeschoss, ist 120 Quadratmeter groß und vermietet. Die dritte Wohnung mit 120 Quadratmetern befindet sich im angebauten Nebengebäude und hat ebenfalls Mieter.

Vier Wohnorte in Radebeul

Zum Grundstück gehört ein großer Garten mit Springbrunnen, einem Gartenhaus mit grünem Dach sowie einem achteckigen Gartenpavillon. Diesen zieren Holzstabgitter und eine Kupferhaube samt Spitze und Wetterfahne. Der Pavillon wurde um das Jahr 1900 erbaut und steht an der spitz zulaufenden Grundstücksecke von Lößnitzgrund- und Nizzastraße.

Der in Hohenstein-Ernstthal geborene Karl May ließ sich 1888 im heutigen Stadtgebiet von Radebeul nieder. Zuerst mietete er die Villa "Idylle" an der Wilhelm-Eichler-Straße 8 in Kötzschenbroda. Im Frühjahr 1890 zog er in die Lößnitzstraße 11 in Niederlößnitz, ein Jahr später in die Villa "Agnes". Im Dezember 1895 kaufte er das Grundstück mit der Villa "Shatterhand" an der heutigen Karl-May-Straße in Radebeul-Ost, wo er bis zu seinem Tod lebte.