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Parkärger vor der Gartenkolonie in Wahnsdorf

Laubenpieper von 37 Parzellen haben ihren Parkplatz verloren. Das wilde Parken auf Fahrbahn und am Straßenrand missfällt den Wahnsdorfern. Eine Lösung wird nicht einfach.

Von Silvio Kuhnert
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Hinter dem Ortseingangsschild vom Radebeuler Ortsteil Wahnsdorf herrscht Parkverbot. Dies hat die Stadt anordnen lassen, weil Laubenpieper, die auf der linken Seite hinter der Hecke ihre Kolonie haben, die Straße mit Autos zustellten.
Hinter dem Ortseingangsschild vom Radebeuler Ortsteil Wahnsdorf herrscht Parkverbot. Dies hat die Stadt anordnen lassen, weil Laubenpieper, die auf der linken Seite hinter der Hecke ihre Kolonie haben, die Straße mit Autos zustellten. © Arvid Müller

Radebeul. Die folgende Situation veranschaulicht das aktuelle Dilemma am Ortseingang von Wahnsdorf an der Boxdorfer Straße: Ein Pkw steht auf der Fahrbahn an der linken Straßenseite. Rechts neben ihm hält ein Transporter, um das Dixi-Klo auf der Baustelle hinter dem Ortseingangsschild auszutauschen. Nichts geht mehr. Die Straße ist blockiert. Wer mit seinem Auto in den Radebeuler Ortsteil hinein möchte, muss genauso warten, wie der, der herauswill. Zum Glück kommt an diesem Vormittag kein Rettungsfahrzeug. Auch dieses hätte wohl warten müssen, als das Baustellenklo am Kran hing.

"Wir wollen die Wahnsdorfer nicht verärgern", sagt ein Gartenfreund. Denn der vom Ortseingang aus gesehen links stehende Pkw parkt vor einem Grundstück mit einer langen Hecke. Hinter dieser befindet sich eine Laubenpieper-Kolonie. "Unsere Gartensparte gibt es seit 44 Jahren in Wahnsdorf", sagt Vereinsvorsitzende Petra Mucke. 37 Parzellen umfasst sie. Viele Mitglieder sind seit der ersten Stunde dabei, haben eine ehemalige Müllkippe weg und das Land wieder urbar gemacht.

Pachtvertrag für Parkplatz wurde gekündigt

Auf der Boxdorfer Straße herrscht in dem Bereich vor der Kleingartensiedlung an beiden Straßenseiten Parkverbot. Doch der Eigentümer des Kleinwagens vor dem Eingangstor hat eine Ausnahmegenehmigung. Er und seine Frau sind nicht mehr so gut zu Fuß. Generell gehört der Großteil der Laubenpieper den betagteren Semestern an. "Drei Viertel unserer Mitglieder sind älter als 70 Jahre", informiert Mucke. Sie sind auf ein Auto angewiesen. "Doch beim Thema Parken hängen wir in der Luft", so die Vereinschefin.

Bis vor rund zwei Jahren war die Welt für die Gartenfreunde und die Wahnsdorfer noch in Ordnung. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand gleich am Ortseingang ein Grundstück frei. Dort konnten die Kleingärtner ihre Fahrzeuge abstellen, ohne dass diese störten und anderen den Weg verstellten. Wer bei Google-Maps die besagte Straße aufruft und bei Ansicht die Satellitenaufnahme wählt, kann auf dem dreieckigen Grundstück parkende Pkws erkennen. Doch die Fläche hatte der Verein nur gepachtet. Die Pächterin war verstorben und die neuen Eigentümer haben andere Pläne. Sie haben den Pachtvertrag mit dem Gartenverein gekündigt und lassen ein Familienhaus auf dem Grundstück errichten. Auf dessen Baustelle steht das bereits erwähnte Dixi-Klo, das in turnusmäßigen Abständen geleert und gesäubert oder ausgetauscht werden muss.

Straßenränder zugeparkt

Als der Stellplatz weg war, parkten viele Gartenfreunde ihr Auto unmittelbar vor der Gartenkolonie – zum Missfallen der Wahnsdorfer. So war unter anderem der einseitig vorhandene Gehweg zugeparkt, den Wahnsdorfer Kinder nutzen, die nach Boxdorf zur Schule gehen. Manchmal waren die Fahrbahnränder so zugestellt, dass breitere Fahrzeuge wie Rettungswagen oder Feuerwehr kaum noch durchpassten. Die Stadtverwaltung ordnete auf beiden Fahrbahnseiten ein Parkverbot an.

Das Problem hat sich seitdem verschoben auf Boxdorfer Flur. Nun stehen Autos am Straßenrand vor dem Ortseingangsschild. Ein Bauer hat seine Wiese mit einem Absperrband versehen. Aber auch dies würde ignoriert, sagt ein Anwohner. Vor allem am Wochenende sei das wilde Parken besonders schlimm.

Keine freien Parzellen

"Wir wollen keinen Streit, wir wünschen uns eine einvernehmliche und friedliche Lösung", beteuert ein Gartenfreund. Mit der Vereinsvorsitzenden nahm er an der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates teil. Und auf dieser wurde offensichtlich, dass die Lösung des Parkproblems nicht einfach wird. In der Umgebung gibt es keine freien Grundstücke. Ortschaftsrat Uwe Forke kündigt an, mit umliegenden Bauern sprechen zu wollen, um auszuloten, was auf einer Wiese machbar sei. Er wünscht aber auch ein Entgegenkommen der Laubenpieper, indem sie Parzellen am Straßenrand freilenken und zu einem Parkplatz umgestalten.

So schnell werden allerdings keine der 300 bis 320 Quadratmeter großen Gartengrundstücke frei. Denn Gartenland ist begehrt. Die einstigen Gründer der Siedlung geben ihr kleines Land an Kinder oder Enkel weiter. So bleibt theoretisch nur die Gemeinschaftsparzelle, auf der Stellplätze angelegt werden könnten. Rund 14 Meter ist diese lang. Fünf Fahrzeuge hätten darauf maximal Platz, hat Mücke ermittelt, wenn man ausreichend Abstand zum Öffnen der Türen zwischen den Autos lässt.

Parkplatz mit Budget des Vereins nicht machbar

Doch um die Gemeinschaftsparzelle zu einem kleinen Parkplatz umzugestalten, ist es mit dem Roden der Hecke allein nicht getan. Der Zaun mit seinem Sockel müsste zurückgebaut, der Bord des Fußweges abgesenkt, Wasserleitungen tiefer verlegt und Brunnen versetzt werden.

"Mit unserem Budget ist das nicht machbar", berichtet Mucke. Der Kleingartenverein ist gemeinnützig. Er darf nur Geld ein- und ausgeben, das dem Werterhalt der Vereinsanlage dient. Die Ausgaben für die beschriebenen Arbeiten übersteigen die Finanzmittel des Vereins bei Weitem. Ortsvorsteher Siegfried Schneider musste so am Ende der Beratung feststellen, dass es derzeit keine Lösung für das Parkproblem gibt.