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Radebeul: Warum die Pfarrerin der Friedenskirche zum Presslufthammer greift

Im Lutherhaus der Kirchgemeinde wird wieder gebaut. Offener und heller soll das Gebäude werden und ein Ort für Begegnungen nicht nur der Gemeindemitglieder.

Von Silvio Kuhnert
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Annegret Fischer, die Pfarrerin der Friedenskirche in Radebeul-West, legt symbolisch beim Umbau des Lutherhauses mit Hand an. Die Wand muss weg.
Annegret Fischer, die Pfarrerin der Friedenskirche in Radebeul-West, legt symbolisch beim Umbau des Lutherhauses mit Hand an. Die Wand muss weg. © Norbert Millauer

Radebeul. Die Spitzhacke stand für das Foto schon bereit. Doch Annegret Fischer, Pfarrerin der Friedenskirche in Radebeul, griff zum Presslufthammer. Mit diesem läutet sie symbolisch den letzten Abschnitt der Sanierung und des Umbaus des Gemeindehauses am Dorfanger Altkötzschenbroda ein. Seit dem Jahr 2020 arbeiten sich die Bauleute durch den Gebäudekomplex vom Anger nach hinten durch und sind nun im Lutherhaus angekommen.

Die nun anstehenden Bauarbeiten lassen sich ganz gut unter das Bibelzitat "Dixitque deus: Fiat lux. Et facta est lux", "Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht", stellen. Denn als das Ehepaar Fischer als neue Seelsorger in der Friedenskirchgemeinde 2015 anfingen und das Foyer des Lutherhauses betraten, wurde die Idee zum Umbau geboren. Der Eingangsbereich wirkte düster. Natürliches Licht drang kaum zu dem großen Gang, auf denen die Gemeindemitglieder zur Christenlehre oder den Chorproben liefen, durch. Schwarze Garderoben verstärkten noch die dunkle Wirkung. Wenig einladend war das Foyer.

"Hier muss was gemacht werden", war sich das Pfarrerspaar einig und sprach bei der Baukommission vor. 2016 ging es mit der Planung los, vier Jahre später starteten die Bauarbeiten. Das Vorderhaus am Anger wurde zum neuen Pfarramt 2020/21 umgebaut, 2021/22 folgte der Bau der neuen Gemeindeküche. Und jetzt ist das Lutherhaus dran. "Hier schließt sich nun der Kreis", sagt Pfarrerin Fischer, denn dort, wo der Anstoß für die Bauarbeiten entstand, wird nun Luft und Licht ins Gemeindehaus geholt. Zum Presslufthammer muss Annegret Fischer ohne ihren Ehemann Björn greifen. Dieser leitet jetzt das Pfarramt Dresden-Neustadt.

Multifunktionaler Raum

Mit den mechanischen Meißeln werden von den bislang getrennten Räumen für Christenlehre und Chor neue Durchgänge zum Foyer geschaffen und mit Milchglas versehen. "Damit gelangt Tageslicht in diesen Bereich", sagt Fischer, der nun zu einem kleinen Juwel der Begegnung wird. "Hier kann man künftig sitzen und einen Schnack halten", fährt sie fort. Um die Helligkeit noch zu vergrößern, werden auch zwei Türen zum Garten hinter den Gemeinderäumen eingebaut. So ergibt sich ein direkter Zugang zur künftigen Terrasse von Kötzschenbroda. Nach dem Umbau ist der Gartenbereich bereits nutzbar.

Im Hof des Gemeindehauses und vor dem Eingang des Lutherhauses stehen Container für den Bauschutt.
Im Hof des Gemeindehauses und vor dem Eingang des Lutherhauses stehen Container für den Bauschutt. © Norbert Millauer

Bislang waren die Räumlichkeiten von Gemeindejugend und Chor durch Wände getrennt. Auch dies ändert sich in diesem Bauabschnitt. Die festen Wände aus Stein brechen Bauleute seit voriger Woche ab. Neue Faltwände bauen sie ein. Diese lassen sich öffnen und schließen. Je nach Bedarf können so ein großer Raum oder mehrere kleine flexibel geschaffen werden. "Es wird ein Ort, wo die Stadtgesellschaft zusammenkommt", informiert Fischer. Denn nicht nur für das Gemeindeleben ist die größere Räumlichkeit gedacht.

Mit dem Motto "Wir schaffen Raum für Frieden" spielt die Kirchgemeinde nicht nur an die Friedensverhandlungen zwischen Sachsen und Schweden am Ende des Dreißigjährigen Krieges in Kötzschenbroda an. Sondern im Gemeindehaus sollen Radebeuler und ihre Gäste zu Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen, Filmabenden oder Diskussionsrunden, Teamevents oder privaten Feiern zusammenkommen. Eine direkte Verbindung zur Küche besteht in dem L-förmigen Zimmer. Auch mit moderner Technik wie WLAN, Beamer und Lautsprechern wird der multifunktionale Raum ausgestattet.

Spendenaktion mit Puzzle

Über 650.000 Euro betragen die Baukosten, zu denen noch neue Fußböden, Farben und ansprechende Möbel gehören. Zudem ist der Brandschutz im Lutherhaus zu ertüchtigen und zu modernisieren, ebenso die Heizung und die Kommunikationstechnik. Der Luthersaal im Obergeschoss wird nicht weiter angerührt. Die Landeskirche gibt einen Zuschuss, der rund zwei Drittel der Ausgaben deckt. Auch die Stadt Radebeul unterstützt großzügig das Vorhaben. Den Rest muss die Kirchgemeinde über Eigenmittel stemmen. Neben Ersparnissen sind dies Spenden. 30.000 Euro müssen hier noch aufgebracht werden.

Um die Finanzierung zu sichern, hat die Kirchgemeinde eine Mitmach-Aktion ins Leben gerufen: ein Puzzle. Dieses steht im Pfarramt und für eine Spende von 60 Euro pro Teil lässt sich das Bild weiter zusammensetzen. Stück für Stück soll so auch der letzte Bauabschnitt für ein offenes Lutherhaus bis Ende dieses Jahres fertig werden.

Mehr Infos: www.friedenskirchgemeinde-radebeul.de