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Tüten mit Hundekot im Lößnitzgrund entsorgt

Ein ausgehöhlter Baumstumpf wird als wilder Mülleimer in dem bei Spaziergängern beliebten Kerbtal missbraucht. Die Kotbeutel stapeln sich.

Von Silvio Kuhnert
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Gleich beim Eingang in den Lößnitzgrund westlich der Straßenbrücke steht der Baumstumpf, in dem Hundehalter Tüten, die mit den Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner gefüllt sind, einfach nach dem Gassigehen ablegen.
Gleich beim Eingang in den Lößnitzgrund westlich der Straßenbrücke steht der Baumstumpf, in dem Hundehalter Tüten, die mit den Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner gefüllt sind, einfach nach dem Gassigehen ablegen. © Arvid Müller

Radebeul. Ein ekliger Anblick bietet sich Spaziergängern und Wanderern am Eingangstor zum Lößnitzgrund. Wenn sie von der Lößnitzstraße noch vor der Brücke auf den Weg einbiegen, der an der westlichen Seite an Bach und Gleisen vorbeiführt, kommen sie an einem Baumstumpf vorbei. Dieser ist ausgehöhlt, und Hundebesitzer missbrauchen ihn als Müllkorb für Tüten voller Kot ihrer Vierbeiner. „Widerlich so was. Kann man das ne mit heimnehmen. So ne Schweinerei!“, meint eine Facebook-Nutzerin.

Sie reagiert auf ein Bild von diesem unansehnlichen Ärgernis, das eine Radebeulerin in das soziale Netzwerk gestellt hat. Und sie schrieb dazu: „Diese Kothalde wurde schon mal bereinigt - füllt sich aber immer wieder. Nicht dass ich das besonders schön oder korrekt finde - dennoch könnte sich die Stadt, dieses ‚Protestes‘ annehmen und dort einfach mal einen Müllereimer hinstellen.“ Nicht nur Kackbeutel füllen den Baumstumpf. Dort haben einige sich bereits auch anderen Unrats entledigt, wie beispielsweise Kaffeebecher, Gummibärchentüten und Wurstverpackungen.

Mehr Mülleimer gewünscht

Auf diesen Eintrag hin füllte sich die Kommentarspalte. Einige Mitglieder der Facebookgruppe „Radebeul - die schönste Stadt der Welt“ pflichten ihr bei. Auch sie finden, dass Mülleimer in der Stadt fehlen, insbesondere entlang des Wanderwegs durch den Lößnitzgrund. Aber es gibt auch die gegenteilige Meinung und die Nutzer erinnern die Hundehalter an ihre Pflichten. „Aber nur weil die Stadt da keine Mülleimer hinstellt, ist es kein Freifahrtschein, die Kackbeutel hinzuwerfen“, ist dort zu lesen - so wie auch folgender Kommentar: „Aber mal ehrlich - wenn kein Mülleimer da ist, ist es die Pflicht des Hundebesitzers, diese Plastetüten mit Schei*e einfach mit heimzunehmen. ... Ekelhaft so ein Verhalten!“

Den Mitarbeitern im Rathaus ist der wilde Papierkorb bislang nicht bekannt, wie die Stadt auf SZ-Anfrage mitteilt. „Im Wald wird außerdem von der Stadtverwaltung nichts beräumt. Die Verursacher sind hier in der Pflicht, da kann man nur noch einmal an die Hundehalter appellieren“, so Stadtsprecherin Ute Leder. Die Entsorgungsplicht liege eindeutig bei den Hundehaltern. So ist es in der Polizeiverordnung geregelt. „Die Stadt ist nicht verpflichtet, Hundetoiletten aufzustellen, die Hundehalter sollen die Kottüten im eigenen Hausmüll oder in den öffentlichen Papierkörben entsorgen“, informiert Leder.

Auch Verpackungsmüll, wie zum Beispiel Kaffeebecher, werfen Spaziergänger und Wanderer in den ausgehöhlten Baumstumpf.
Auch Verpackungsmüll, wie zum Beispiel Kaffeebecher, werfen Spaziergänger und Wanderer in den ausgehöhlten Baumstumpf. © Arvid Müller

Rund 200 Müllkörbe stehen im Stadtgebiet. Entlang des Wanderwegs am Lößnitzbach sind ab der Brücke bis zur Stadtgrenze zur Gemeinde Friedewald keine zu finden. Hundehalter, die in Richtung Norden gehen, könnten sich an der Haltestelle der Schmalspurbahn „Lößnitzgrund“ in den dort platzierten Abfalleimern ihrer Tütchen mit Hundekot entledigen.

Müllentsorgung an Waldwegen schwierig

Das Aufstellen von weiteren Mülleimern, vor allem von welchen im Lößnitzgrund, ist nicht geplant. „Auf Wanderwegen durch Waldgebiete gibt es in der Regel keine Papierkörbe“, berichtet Leder. Denn zum einen sei die Entsorgung der Müllbehälter aufwendig beziehungsweise teilweise gar nicht möglich. „Zum anderen darf davon ausgegangen werden, dass die Güter, die auf eine Wanderung oder einen Spaziergang mitgenommen und dann zum ‚Müll‘ werden, zum Beispiel Verpackung von Verpflegung, auch auf demselben Transportweg wie auf dem Hinweg wieder aus dem Wald oder dem Wanderweg mitgenommen werden können beziehungsweise auch sollten“, so Leder.

Tütenspender im Stadtgebiet gibt es keine mehr. Vor einigen Jahren hatte die Lößnitzstadt ein derartiges Angebot den Hundebesitzern unterbreitet. Doch mit dem Befüllen kam sie nicht hinterher. Die Tüten wurden offensichtlich nicht nur für das Wegmachen von Tretminen genutzt. Eine erneute Einführung ist nicht geplant. Denn die Erfahrungen auch anderer Kommunen haben gezeigt, „dass eine Verbesserung der Sauberkeit durch das kostenintensive und betreuungsaufwendige Aufstellen und Betreiben solcher Tütenspender nicht unbedingt die Folge ist“, heißt es aus dem Rathaus.

Parks besonders von Tretminen betroffen

Besonders häufig sind die unschönen Hinterlassenschaften in den Grünanlagen und Parks zu finden, obwohl es dort zumeist öffentliche Mülleimer gibt. Und was unternimmt die Stadt gegen Hundehalter, die die Hinterlassenschaften ihres vierbeinigen Freundes nicht aufheben, sondern einfach liegen lassen? „Ist der Verursacher nicht bekannt, obliegt die Beseitigungspflicht auf Gehwegen den jeweiligen Straßenanliegern“, informiert Leder. In der Satzung über Gehwegreinigung ist dies geregelt.

„Ist der Verursacher bekannt, kann nach Polizeiverordnung ein entsprechendes Ordnungswidrigkeits-Verfahren eingeleitet werden, Voraussetzung ist aber die eindeutige Feststellung des Verursachers und die Zeugenbereitschaft notfalls bis vor Gericht“, so Leder weiter.

Und an Zeugenaussagen hapert es. Eine Geldstrafe zwischen fünf und 1.000 Euro kann einem Hundebesitzer aufgebrummt werden, der nicht zur Tüte greift und den Kot seines Hundes mitnimmt. In der Regel belässt es die Lößnitzstadt bei Ersttätern bei einem Verwarnungsgeld von 35 Euro. „Bußgelder werden nur im Wiederholungsfall oder bei schwerem Tathergang erhoben, hier gilt der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz, auch wenn es eine ärgerliche Sache ist“, heißt es aus dem Rathaus. Weder 2020 noch 2019 wurden Strafgelder verhängt, da keine Anzeigen vorlagen und „zu 99 Prozent keine Bereitschaft besteht, den Tatbestand zu bezeugen“, teilt Leder mit.

Mehr Hunde in Radebeul meldet

Die Anzahl der in der Stadt gemeldeten Hunde blieb in den vergangenen Jahren relativ konstant. So gab es Anfang 2018 rund 1.200 und im März 2019 circa 1.250 Vierbeiner. Bis zum Ende desselben Jahres sank ihre Zahl auf 1.141. Im ersten Coronajahr stieg die Anzahl der Tiere wieder an, und zwar hat sie sich um 194 auf 1.335 zum Stichtag 31. Dezember 2020 erhöht. Im vorigen Jahr gab es 59 Ab- und 253 Anmeldungen von Hunden.

An Hundesteuer müssen Radebeuler für ihren Wauwau im Jahr 60 Euro bezahlen. Für einen zweiten und jeden weiteren Hund werden 120 Euro jährlich fällig. Ein Anheben der Hundesteuer ist derzeit nicht geplant. Im vorigen Jahr spülte diese Steuer rund 79.000 Euro ins Stadtsäckel.

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