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Coswig hat ein neues Radwegekonzept

Radfahren in Coswig soll sicherer und komfortabler werden: Das hat der Stadtrat im neuen Radwegekonzept beschlossen. Das letzte stammt aus dem Jahr 2010.

Von Martin Skurt
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In Coswig wird das Radwegekonzept fortgeschrieben und damit auch Forderungen aus dem Klimaschutzprogramm der Stadt umgesetzt.
In Coswig wird das Radwegekonzept fortgeschrieben und damit auch Forderungen aus dem Klimaschutzprogramm der Stadt umgesetzt. © Arvid Müller

Coswig. Der Stadtrat der Großen Kreisstadt Coswig hat am 6. Dezember 2023 die Fortschreibung des Radverkehrskonzeptes beschlossen. Das Konzept enthält 17 größere Maßnahmen und sieben Einzelmaßnahmen, die den Radverkehr in der Innenstadt verbessern sollen. "Um uns einen Überblick zu verschaffen, sind wir sämtliche relevanten Straßenabschnitte mit Video abgefahren", sagt Wolfgang Weimann im Stadtrat. Er ist Fachbereichsleiter für Bauwesen in der Coswiger Verwaltung. Die Mitarbeiter haben im Juni 2022 die Radfahrer an wichtigen Querschnitten und Knotenpunkten in Coswig gezählt.

Auf der Kötitzer Straße und der Hauptstraße wurden an einem Tag zwischen 700 und 1.040 Menschen auf dem Rad erfasst. "Diese Strecke stellt eine wichtige Verbindung zwischen dem Stadtkern Coswigs sowie dem Elberadweg als lokale und regionale Radverkehrsachse dar", heißt es im Radverkehrskonzept. Weimann gibt allerdings zu bedenken, dass im Großen und Ganzen eher der West-Ost-Verkehr für Coswigerinnen und Coswiger von Interesse ist. Der eher touristische Radweg zwischen Elberadweg und Friedwald sei dabei weniger relevant.

Ausbau S84 wird das Konzept maßgeblich ändern

Das Konzept unterscheidet dabei zwischen einem Haupt- und Nebennetz. So zählt die Industriestraße künftig zur ersten Kategorie und die Ziegelstraße zur zweiten. Diese Auswahl sei aus mehreren Gründen getroffen worden, so Weimann. Die Industriestraße sei aufgrund der schon vorhandenen Schutzstreifen deutlich zukunftsfähiger und es gebe weniger Probleme mit den Grundstückgrenzen. Außerdem gebe es Lkw-Verkehr auf dem Ziegelweg. Mit einem beidseitigen Radweg wäre die Sicherheit für Radfahrende nicht gegeben.

In den Jahren 2020 bis 2022 kam es in Coswig zu 115 Unfällen, an denen auch Radfahrerinnen und Radfahrer beteiligt waren. 2020 und 2023 ist jeweils ein Mensch gestorben. Einmal auf der Kreuzung der Weinböhlaer Straße mit der Auerstraße sowie auf der Pestalozzi-Straße. Bei 26 Unfällen von 2020 bis 2022 gab es Schwerverletzte und in 88 nur Leichtverletzte. Der Großteil der Unfälle ereignete sich im Coswiger Zentrum. Radfahrer fühlen sich generell unsicher im Verkehr der Stadt, wie verschiedene Umfragen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs offenbaren.

Damit dies nicht so bleibt, hat die Coswiger Stadtverwaltung das Radverkehrskonzept aktualisiert. Neben der leichteren Bewilligung von Fördermitteln, wie Wolfgang Weimann im Stadtrat betont, habe die Verwaltung nun eine Planungsgrundlage. Aber es gibt zwei Pläne: einer mit und einer ohne S84. Denn niemand weiß, ob bis 2030 die S84 überhaupt fertiggestellt werden kann. Nach langen Vorplanungen wurde vor zwölf Jahren der erste 2,1 Kilometer lange Bauabschnitt mit der Brücke Niederwartha fertiggestellt. Der 1,3 Kilometer lange Abschnitt bis zur Naundorfer Straße wurde 2015 freigegeben. Seitdem ruht der Bau – bis Meißen fehlen noch 6,2 Kilometer. Laut aktuellen Schätzungen ist selbst der Fertigstellungstermin 2030 aufgrund fehlender Finanzen im sächsischen Haushalt bislang nur ein Wunschtermin.

Denn derzeit, also ohne S84, verlagert sich der Verkehr vor allem auf die Dresdner Straße und die Hauptstraße. Sobald die Staatsstraße gebaut würde, werden die viel befahrenen Straßen entlastet. Das führt voraussichtlich dazu, dass der Verkehr zwischen Meißen und Dresden künftig auf der S 84 fahren sollte. Dadurch wird ebenso die Köhlerstraße sowie Weinböhlaer Straße entlastet.

Letztes Konzept stammt aus 2010

Neben den Prognosen werden auch konkrete Maßnahmen erwähnt und wie schnell sie umgesetzt werden sollten. So wolle die Verwaltung beispielsweise innerhalb von zwei Jahren durch Beschilderung den Durchgangsverkehr von der Hauptstraße wegleiten und eher Richtung Johann-Sebastian-Bach-Straße, die Lutherstraße und den Grünen Westring lenken. Genauso wie Schutzstreifen auf der Dresdner Straße zwischen Industrie- und Brockwitzer Straße. Als Maßnahme, die eher weniger wichtig sei, schätzt das Konzept einen Radweg auf der Grenzstraße sowie An der Walze ein, und zwar zwischen Wettinstraße und Nach der Schiffsmühle. Das sei ein langfristiges Projekt, dass innerhalb von fünf oder mehr Jahren umgesetzt werden sollte.

Das Konzept ist dabei 13 Jahre nach dem vorigen in Auftrag gegeben worden. Nach zahlreichen Veränderungen hinsichtlich der Straßen und Wege in Coswig, der Elektrifizierung und Innovation der Fahrräder sowie des besonderen Schutzbedürfnisses der Radfahrer im Stadtgebiet musste die Stadtverwaltung reagieren. Im Mai 2022 folgte damit der Auftrag an ein Planungsbüro, den Radverkehr in der Stadt Coswig zu analysieren und Empfehlungen abzuleiten, um den Radverkehr attraktiver, effizienter und vor allem sicherer zu gestalten. Außerdem ist es eine Bedingung für Gelder des Freistaates. Pro selbst instand gehaltenen Radweg erhält Coswig einen Ausgleich. Mit fast 15 Kilometern Weg erhält die Stadt so knapp 22.000 Euro pro Jahr. Fast doppelt so viel, etwa 38.000 Euro, hat die Erstellung des Konzepts gekostet.

  • Das komplette Radverkehrskonzept sehen Sie auf der Internetseite der Stadt Coswig.