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Radweg an der Meißner Straße im Radebeuler Westen gefordert

Die ADFC-Ortsgruppe macht an der Stadtgrenze zu Coswig mehrere Bausünden aus und hofft, dass diese beim Ausbau der Meißner Straße nicht wiederholt werden.

Von Silvio Kuhnert
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Weil ein separater Radweg unter der Eisenbahnbrücke an der Stadtgrenze zu Coswig fehlt, müssen Radfahrer das Gleisbett der Straßenbahn nutzen.
Weil ein separater Radweg unter der Eisenbahnbrücke an der Stadtgrenze zu Coswig fehlt, müssen Radfahrer das Gleisbett der Straßenbahn nutzen. © Norbert Millauer

Radebeul. Radfahren sei was Tolles, sagt das Sprecherteam der Ortsgruppe Radebeul des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Doch an der Stadtgrenze zu Coswig kann im Westen der Stadt der Spaß am Radeln vergehen. Zwei neue große Straßenbauwerke gibt es dort: den Kreisverkehr auf der Meißner Straße in Höhe des Mega-Dromes sowie die Brücke Nach der Schiffsmühle über die Gleise der Deutschen Bahn.

Dort gibt es zwar auf der Westseite einen breiten Bürgersteig. Aber an die Radfahrer sei nicht weiter gedacht worden, berichten Thomas Weist, Silke Gauthier und Rainer Zeimetz vom Sprecherteam der ADFC-Ortsgruppe, obwohl mehr Pedalritter als Fußgänger, das am 20.Oktober dieses Jahres für den Verkehr freigegebene Bauwerk, nutzen werden.

Zwar wurden am Rand der Fahrbahn durch Strichellinie sogenannte Radschutzstreifen auf der Fahrbahn markiert. Doch diese sind sehr schmal. Bei Begegnungsverkehr können Kraftfahrzeuge den Radfahrer eigentlich nicht überholen. Dennoch wird es versucht. Der Sicherheitsabstand von 1,50 Meter wird dabei missachtet. Und die neue Straße, die die Hauptverkehrsader mit dem interkommunalen Gewerbegebiet Naundorf-Kötitz verbindet, nutzen viele Lkw.

"Die Straße ist sehr gefährlich für Radfahrer", sagt Thomas Weist. Die ADFC-Ortsgruppe beklagt, dass bei einem solchen Infrastruktur-Großprojekt deren Belange nicht berücksichtigt wurden. Wiederholt haben sie im Planverfahren darauf aufmerksam gemacht, dass ein Radweg bei einem Brückenneubau dazugehören müsse. Oder wenigstens der Gehweg so breit gestaltet wird, dass diesen Radler und Fußgänger gemeinsam nutzen können.

Radfahrer fördern den Einzelhandel

Die Bausünde setzt sich am neuen Kreisel fort. Auch hier wurde laut ADFC an die Radfahrer nicht gedacht. Der gestrichelte Schutzstreifen zum Beispiel auf der neuen Straße Nach der Schiffsmühle endet vor dem Kreisverkehr abrupt. Im Kreis selbst gibt es auch keine Markierungen oder einen separaten Radweg. "Es geht nicht darum, Autofahrer zu verdrängen", betont Weist, "sondern die Infrastruktur muss neu aufgeteilt werden."

Denn der Radverkehr nimmt zu. "Wenn mehr Menschen zum Rad greifen, werden weniger Parkplätze benötigt", führt Silke Gauthier fort. Sie gibt zu bedenken, dass Radfahrer auch den Einzelhandel fördern. Zum Beispiel erledigt sie ihre Besorgungen beim Bäcker, Fleischer, Gemüsehändler und im Naturkostladen in Altkötzschenbroda auf zwei Rädern.

Der Rundgang mit dem Sprecherteam der ADFC-Ortsgruppe führt auch zur Bahnbrücke unter der Meißner Straße. Als Dresdner Straße geht die Hauptverkehrsader in Coswig weiter. Dort werden auf beiden Seiten Radwege zwischen Kreisverkehr und Südstraße geplant. "Wie geht es in Radebeul weiter?", fragt das Sprecherteam. Auch hier muss zwischen Kreisel und Löma-Center etwas passieren. Die jetzige Situation ist alles andere als befriedigend. Radfahrer müssen sich entweder die Fahrbahn mit den Kraftfahrzeugen teilen oder sie weichen auf Spitzgrundweg und Lachenweg aus. Letzterer ist von Pfützen übersät. "Fahrradfahrer und Fußgänger müssen trockenen Fußes hier lang kommen können", sagt Silke Gauthier.

Tunnel zu dunkel

Unter der Eisenbahnbrücke folgt eine besondere Herausforderung. Dort müssen Radfahrende sich nicht nur für ein kurzes Stück den engen Weg mit Fußgängern teilen, sondern die Route führt auch über die Straßenbahngleise. Danach müssen sich Radfahrer wieder im Straßenverkehr auf der Meißner einfädeln.

Der ADFC wünscht sich an dieser Stelle einen separaten Radweg. Die Idee, den Radverkehr auf dem Lachenweg entlang des Bahndammes weiter nördlich zu führen, zu einem Tunnel, durch den man zur Lößnitzstraße und von dort aus ins Coswiger Wohngebiet an der Dresdner Straße gelangt, kann laut dem Sprecherteam nicht die einzige Lösung sein. Der Tunnel durch den Bahndamm wird nicht nur in der kalten Jahreszeit, wenn es zeitig dunkel wird, als zu finster wahrgenommen. "Auch an der Meißner Straße wird ein Radweg benötigt", fordert das Sprecherteam.

Hoffnung setzen sie auf eine Ankündigung von Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos). Auf eine Anfrage von Stadtrat Andreas Franzke (Freie Wähler) hin informierte das Stadtoberhaupt auf einer der jüngsten Sitzungen, dass die über zehn Jahre alten Ausbaupläne für die Meißner Straße zwischen Kreisverkehr und Löma-Center im kommenden Jahr noch einmal überarbeitet werden. Anlass ist nicht der Radverkehr, sondern der Neubau der Eisenbahnbrücke, die in den Jahren 2018 und 2019 errichtet wurde. Die alte Brücke hatte noch Stützpfeiler in der Mitte. Die mussten bei den veralteten Ausbauplänen der Meißner Straße noch beachtet werden. Doch das neue Brückenbauwerk kommt ohne Pfeiler aus.

Mehr als nur eine Strichellinie

In diesem Zusammenhang sagte OB Wendsche: "Jetzt ist vorgesehen, dass die Verwaltung im nächsten Jahr die Planung noch mal anfasst und den Radverkehr mit einbezieht. Es gibt ja im Radverkehrskonzept das Thema Lachenweg und es macht Sinn, beide Planungen parallel laufen zu lassen."

Das Sprecherteam des ADFC sieht hier eine Chance und wünscht, dass die Belange der Radfahrer gehört und in die Planung mit einfließen. "Wir benötigen eine vernünftige Lösung für alle Verkehrsteilnehmer", sagen sie. Platz sei unter der Brücke vorhanden - für mehr als nur einen Angebotsstreifen.