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Nach Jahren auf der Rolle - Monumentalbild von Sascha Schneider ist wieder zu sehen

Jahrzehnte fristete das Ölgemälde "Auf zum Kampf" ein Schattendasein im Depot des Radebeuler Museums. Nach einer aufwendigen Restaurierung wird es jetzt in Dresden gezeigt.

Von Silvio Kuhnert
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Die Restauratorinnen, Claudia Hartwich (r.) und Ulrike Schauerte, haben ein halbes Jahr lang auf dem Monumentalbild von Sascha Schneider Knicke beseitigt und abgeplatzte Farbstellen ersetzt.
Die Restauratorinnen, Claudia Hartwich (r.) und Ulrike Schauerte, haben ein halbes Jahr lang auf dem Monumentalbild von Sascha Schneider Knicke beseitigt und abgeplatzte Farbstellen ersetzt. © Sven Ellger

Radebeul/Dresden. Die beiden Restauratorinnen, Claudia Hartwich und Ulrike Schauerte, haben tolle Arbeit geleistet. Auf dem Gemälde "Auf zum Kampf" oder "Phalanx der Stärke" des Malers und Bildhauers Sascha Schneider (1870-1927) sind keine Falten und abgeplatzte Farbstellen mehr zu erkennen. Ein halbes Jahr hatten die beiden Expertinnen das knapp 2,50 Meter mal gut 4,50 Meter messende Monumentalbild unter ihren Fittichen. Am Freitag wurde dieses erstmals öffentlich im Stadtarchiv Dresden präsentiert und ist dort künftig im Lesesaal zu sehen.

Den Titel des Bildes "Auf zum Kampf" nimmt sich Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zum Motto des Tages. "Wir haben heute noch eine Stadtratssitzung", scherzt der Rathauschef der Landeshauptstadt und lobt die gute kooperative Nachbarschaft zu Radebeul. "Ich bin ein bekennender Karl-May-Fan. Als Kind habe ich seine Bücher verschlungen", sagt Hilbert weiter.

Neuer Slogan für das Karl-May-Museum

Das Werk von Sascha Schneider befindet sich im Eigentum der Karl-May-Stiftung. Im Lesesaal des Dresdner Stadtarchivs ist dieses nur für eine Zwischenzeit ausgestellt. Seinen dauerhaften Platz soll es im geplanten Erweiterungsbau des Radebeuler Karl-May-Museums bekommen. Konkret möchte es dessen Wissenschaftlicher Direktor, Robin Leipold, im neuen Raum für Sonderausstellungen integrieren. Ihm schwebt gar ein kleines Sascha-Schneider-Kabinett vor, wie er verrät. Denn das monumentale Ölgemälde ist nicht das einzige Kunstwerk in der Sammlung der Karl-May-Stiftung. Sie besitzt unter anderem auch 25 Deckelbilder, die der Künstler für die Bücher des Abenteuerschriftstellers Karl May (1842-1912) schuf.

Die Stiftung verfügt über eine der größten, wenn nicht gar die größte Sammlung des Vertreters des Symbolismus. Auf Schneiders ausdrücklichen Wunsch kam das Bild in den 1920er-Jahren als Geschenk an Mays Witwe, Klara May (1864-1944), in die Lößnitzstadt. Das Museum gibt sich einen neuen Slogan, der wie folgt lautet: "Der Schatz von Radebeul". Das kündigt dessen Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender der Karl-May-Stiftung, Volkmar Kunze, an.

62.000 Euro für Restaurierung

Das Monumentalbild entstand um 1902 und wurde erstmals auf der Dresdner Kunstausstellung 1903 präsentiert. Karl May war von den Werken Schneiders beim Besuch dieser Schau so begeistert, dass er Kontakt zum Künstler aufnahm. Daraus entwickelte sich eine jahrelange Zusammenarbeit und Freundschaft.

Das Gemälde hat eine wechselvolle Geschichte mit mehreren Besitzern hinter sich. Als es als Geschenk an Klara May nach Radebeul kam, fand sich in der Villa "Shatterhand" kein Platz wegen der Größe. 1960 verkaufte die DDR das Bild mit einem Großteil des Nachlasses des Schriftstellers an die Verlegerfamilie Schmid nach Bamberg. Erst 1994 konnte es zusammen mit dem wertvollen Mobiliar Karl Mays wieder zurückgekauft werden. Seitdem fristete das Bild aufgerollt einen Dämmerzustand im Depot des Karl-May-Museums.

Die unbefriedigenden Lagerbedingungen erhöhten über die Jahrzehnte die Schäden an dem Werk. In den Werkstätten des Landesamts für Denkmalpflege in Dresden haben die beiden Diplom-Restauratorinnen, Claudia Hartwich und Ulrike Schauerte, die schadhaften Stellen auf dem Bild beseitigt. Die Restaurierung kostete rund 62.000 Euro und wurde finanziell von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Meißen unterstützt. Bis zur geplanten Fertigstellung des Museumsneubaus im Jahr 2026 wird das Monumentalgemälde im Lesesaal des Dresdner Stadtarchivs gezeigt.