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Ausbau S84: Die Alternative eines Coswiger Anwohners

Steffen Müller will wie viele, weniger Autos vor seiner Haustür. Für den zähen Ausbau der S84 hat er eine Zwischenlösung parat, der Kötitz entlasten könnte.

Von Martin Skurt
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Kreuzung Friedrich-List-Straße Radebeul: Coswiger Anwohner Steffen Müller hat einen Vorschlag, eine Zufahrt zur S 84 unkompliziert umzusetzen.
Kreuzung Friedrich-List-Straße Radebeul: Coswiger Anwohner Steffen Müller hat einen Vorschlag, eine Zufahrt zur S 84 unkompliziert umzusetzen. © Arvid Müller

Coswig. Wie so viele Rentner möchte Steffen Müller gern seinen Ruhestand genießen. Doch eine Sache stört ihn dabei besonders. Der geplante S84-Ausbau stockt seit Jahren. Er glaubt nicht mehr an die Fertigstellung bis 2030, auch wenn er diese begrüßt. Für sich genommen könnte es ihm egal sein, doch durch den fehlenden Straßenschluss wird der gesamte Verkehr durch Coswig-Kötitz geleitet. Also dorthin, wo er lebt. "Das ist nicht in Ordnung. Da muss eine Lösung her", sagt der 64-Jährige.

Treffpunkt ist an der neu gebauten Kreuzung von Friedrich-List-Straße und Nach der Schiffsmühle. Steffen Müller zeigt dem Reporter am Ort, wie er sich eine in seinen Augen unkomplizierte Zwischenlösung vorstellt, um den massiven Verkehr aus den Wohngebieten in Kötitz fernzuhalten. Er denkt dabei an die bald fertiggestellte Brücke "Zur Schiffsmühle", die Kötitz mit der Meißner Straße in Radebeul verbindet.

Die Kreuzung an der Friedrich-List-Straße sei schön groß. "Von da aus ist schon eine Straße gegenüber der neuen Brückenzufahrt vorhanden", sagt Steffen Müller. Diese Bitumenstraße führe an der Bavaria-Geschäftsstelle vorbei und ende auf einem kleinen Stück Wiese, und zwar genau an dem Stummel der S84. "Nach meiner groben Vermessung sind das nur etwa 500 Meter", sagt er. Der Ausbau dieses Straßenabschnitts kann in seinen Augen die Verkehrssituation in Kötitz endlich verbessern.

Coswig erstickt im Durchgangsverkehr

Denn der Neubau der Staatsstraße 84 zwischen Dresden und Meißen scheint ein Projekt ohne Ende zu sein. Nach langen Vorplanungen wurde vor zwölf Jahren der erste 2,1 Kilometer lange Bauabschnitt mit der Brücke Niederwartha fertiggestellt. Der 1,3 Kilometer lange Abschnitt bis zur Naundorfer Straße wurde 2015 freigegeben. Seitdem ruht der Bau – bis Meißen fehlen noch 6,2 Kilometer. Laut aktuellen Schätzungen ist selbst der Fertigstellungstermin 2030 aufgrund fehlender Finanzen im sächsischen Haushalt bislang nur ein Wunschtermin.

  • Die zuständige Planungsgesellschaft Deges zeigt in einem Video, wie die S 84 durch Coswig verlaufen soll:

Die S84 soll dabei den Verkehrsfluss zwischen Meißen und Dresden verbessern. Denn Coswig und Radebeul ersticken im Durchgangsverkehr. Mit der neuen Staatsstraße könnten Autos schneller zwischen der A4-Anschlussstelle Dresden Altstadt und Meißen über die B6/Cossebaude fahren und so die enge Coswiger Innenstadt und den Ortsteil Kötitz umfahren. Gleichzeitig wird der Verkehr, der von Meißen weiter nach Weinböhla, Großenhain und Moritzburg sowie Radeburg will, um die verwinkelte Meißner Innenstadt mit ihren zwei Brücken herumgeführt.

Bis es so weit ist, würde sich Steffen Müller freuen, wenn einer der Entscheidungsträger seine Zwischenlösung aufgreift. Bislang hat er damit aber nur bei der Stadt Coswig Anklang gefunden. Denn die Verwaltung habe eine ähnliche Lösung im Blick gehabt und hätte diese in Planungsgesprächen mit der Stadt Radebeul geäußert. Dieser Vorschlag wäre möglicherweise mit gutem Willen relativ problemlos umsetzbar gewesen, schreibt Bürgermeisterin Friederike Trommer auf seine Anfrage. Allerdings befindet sich der Abschnitt auf dem Gebiet der Stadt Radebeul. Insofern könne Coswig nur anregen und nichts entscheiden. Für Steffen Müller ist das unbefriedigend.

Verkehrsministerium gegen Zwischenlösung

Eine Nachfrage bei der Stadt Radebeul. Die Anregung der Stadt Coswig sei laut des sächsischen Verkehrsministeriums nicht zielführend und würde neben den entstehenden Kosten auch wesentliche Nachteile in der Wahrnehmung der betroffenen Unternehmen und Anwohner hervorrufen, teilt Daniela Bollmann, Marketing-Leiterin der Stadt, mit. So sei schon ein vorhandenes Straßennetz verfügbar. "Außerdem würde das Provisorium (Vorschlag von Steffen Müller, Anm. d. Red.) nur in einer Richtung entsprechend der Ausbaubreite nutzbar sein." Für Steffen Müller ist das kein Gegenargument. Denn in seinen Augen sei die Strecke ausreichend breit. "Man könnte diesen Abschnitt auch ohne Fußweg planen. Denn der bislang fertige Stummel kommt auch ohne aus", sagt der Rentner.

Bollmann nennt noch weitere Gründe, die gegen diese Lösung sprechen, zumindest aus Sicht des Ministeriums. Denn das Provisorium müsste komplett zurückgebaut werden und damit innerhalb kürzester Zeit Geldmittel vernichten. Das wäre aber nur der Fall, wenn die Staatsstraße tatsächlich in den nächsten Jahren fertiggestellt werde. Doch Steffen Müller vermutet, dass es noch mindestens zehn Jahre dauert. Die Investition könnte sich also lohnen, sagt er.

Gegenwärtig führt die Landesdirektion Sachsen noch das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt durch. Das sächsische Verkehrsministerium erwartet, dass die offizielle Genehmigung des Projekts, die als "Planfeststellung" bezeichnet wird, voraussichtlich im Jahr 2024 erfolgen wird, so Daniela Bollmann. Danach folgt ein Erörterungstermin, bei dem Einwände und Anregungen der Behörden und Einwohner diskutiert werden.