Riesa
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Freud und Leid auf Riesas Wochenmarkt

Das Leben ist teurer geworden, die Konsumlaune eingetrübt. Bekommen das auch Händler auf dem Riesaer Rathausplatz zu spüren?

Von Eric Weser
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Ania Muszyńska bietet am „polnischen Stand“ auf dem Riesaer Rathausplatz allerlei an. Es lohne sich, nach Riesa auf den Markt zu kommen, sagt die Polin, die wie andere Händler auf noch bessere Geschäfte im Frühjahr hofft.
Ania Muszyńska bietet am „polnischen Stand“ auf dem Riesaer Rathausplatz allerlei an. Es lohne sich, nach Riesa auf den Markt zu kommen, sagt die Polin, die wie andere Händler auf noch bessere Geschäfte im Frühjahr hofft. © Foto: SZ/Eric Weser

Riesa. Lohnt es sich, von 50 Kilometern jenseits der polnischen Grenze als Händler auf den Riesaer Wochenmarkt zu kommen? Ja, sagt Ania Muszyńska. Seit etlichen Jahren ist die Frau aus dem Nachbarland mit einem Stand auf dem Rathausplatz präsent, den viele schlicht als den polnischen Stand kennen. Momentan nur mittwochs. "Aber wenn das Wetter besser wird, auch freitags", sagt die Händlerin, die unter anderem Obst, Gemüse, Konfekt, aber auch Dekoartikel verkauft.

Das Wetter spielt an jenem Mittwochvormittag ein wenig verrückt. Schien am Morgen die Sonne, setzte nach halb neun durchaus kräftiger Schneefall ein. Auf dem Wochenmarkt ziehen einige Händler eilig Planen über ihre Waren. Rund 20 Stände sind auf dem Rathausplatz aufgebaut: für Obst und Gemüse, Kräuter und Pflanzen, Blumen, Haushaltswaren, Textilien. Ein Bäcker und ein Fleischer sind auch vertreten.
Laut einer jüngsten GfK-Studie ist die Konsumlaune deutscher Verbraucher eingetrübt, erholt sich aber langsam wieder. Was aber beobachten Händler auf dem Riesaer Wochenmarkt – spüren sie, dass sich die Leute bei Einkäufen zurückhalten?

Ein Blick über den Wochenmarkt vorm Riesaer Rathaus am Mittwoch.
Ein Blick über den Wochenmarkt vorm Riesaer Rathaus am Mittwoch. © Foto: SZ/Eric Weser

Nicht nur Ania Muszyńska findet, man merke schon, dass die Leute etwas weniger Geld im Portemonnaie haben. Auch ein Meißner mit indischen Wurzeln, der gegenüber vom Rathaus einen großen Stand mit Haushaltswaren betreibt, hat nach eigenem Bekunden schon bessere Zeiten erlebt. 20 Jahre sei er da. Aber dieses sei das bisher schwierigste. Doch aufgeben sei keine Option: "Kämpfen", sagt der Mann.

Dass die Geschäfte schlecht laufen, berichtet auch Marlis Weidner. Ein Jahr nach der Wende habe sie auf Riesas Wochenmarkt angefangen, sei erst Schaustellerin gewesen, dann Spielzeug- und nun schon lange Schuhhändlerin. Dieses Jahr könnte das letzte für die Rentnerin auf dem Markt sein. "Wenn das so weitergeht, da verliert man die Lust." Man merke, dass sich die Leute beim Kaufen zurückhalten, sagt die Röderauerin. Alles werde teurer. Während Heizung und Essen jedoch unabdingbar seien, lasse sich bei Schuhen aber schon mal etwas sparen. "Da zieht man die alten eben noch etwas länger an."

"Gut frequentiert"

Doch es gibt auch andere Stimmen. An der Fischtheke bei Heike Ehrlich von der Zeithainer Forellenzuchtanlage ist Zufriedenheit zu vernehmen. Ja, es gebe bei einigen Produkten etwas weniger Nachfrage. Doch alles in allem seien die Geschäfte gerade in dieser Woche gut gelaufen.

Wie die Fischverkäuferin kennt auch Mitarbeiter Mathias Wunderlich von der Feldküche "Suppenmuppe" Riesas Markt seit vielen Jahren. Er sagt, dass es für den Imbiss zwar auch schon besser gelaufen sei. "Aber beschweren können wir uns auch nicht. Der Markt ist gut frequentiert." Dass im Winter, vor Frühjahrsbeginn, auf dem Markt weniger los sei, das sei normal.

Wie viele andere Markthändler setzt auch Sabine Müller aus Priestewitz ihre Hoffnung auf das bevorstehende Frühjahr. Wenn es demnächst wärmer und sonniger werde, bessere sich auch die Kauflaune bei den Leuten noch etwas weiter, glaubt die Händlerin, die neben Kartoffeln oder Eiern auch selbst gemachtes Sauerkraft anbietet. "Vor allem, wenn die deutsche Ware da ist." Gurken zum Beispiel oder Spargel.

Und auch Blumenhändler Sven Lange aus Finsterwalde kommt gern aus Südbrandenburg nach Riesa. "Das Jahr ist noch jung, ich kann nicht meckern", sagt der Mann, der seine Schnittblumen ohne größeren Verkaufsstand vom gepflasterten Platzboden aus feilbietet. Das Geschäft laufe. Es werde nicht schlechter – nur schwieriger, weil die Kunden anspruchsvoller würden. Darauf aber könne man sich einstellen. "Und es wäre ja auch langweilig, wenn immer als gleich bliebe." Nach rund anderthalb Stunden kommt in diesem Moment wieder die Sonne heraus.