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„Klimastreik“ in Riesa: „Die Demo findet bewusst nach Schulschluss statt“

Erstmals will die Riesaer Ortsgruppe von "Fridays for Future" diese Woche selbst eine Aktion auf die Beine stellen. Die SZ hat ein Mitglied vorab getroffen.

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Beim Protest gegen den Kiesabbau in Röderau traten Mitglieder der Riesaer Ortsgruppe von Fridays for Future in Erscheinung. Jetzt wollen sie ihre erste eigene Aktion abhalten.
Beim Protest gegen den Kiesabbau in Röderau traten Mitglieder der Riesaer Ortsgruppe von Fridays for Future in Erscheinung. Jetzt wollen sie ihre erste eigene Aktion abhalten. © FfF Ortsgruppe Riesa

Riesa. Freitagnachmittag soll es so weit sein: Dann heißt es erstmals „Klimastreik“ in Riesa. Vom Bahnhof aus soll es einen Demonstrationszug zum Mannheimer Platz geben, wo eine Kundgebung geplant ist. Thema unter anderem: eine „nachhaltige“ Verkehrswende und bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Personennahverkehr.

Organisiert wird die im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages stehende Veranstaltung von der Riesaer Ortsgruppe der Bewegung „Fridays for Future“.

Etwa eine Handvoll Leute ist der lokale Ableger groß, erzählt Mitglied Simon. Der 15-Jährige ist vom Start weg dabei. Er interessiere sich schon länger für Umweltthemen, sagt der Schüler, der eine Oberschule besucht und in seiner Freizeit auch schon mal einem Naturschutzverein beim Vogelzählen hilft. Der Schutz des Klimas sei ein wichtiges Thema – eigentlich das wichtigste zurzeit, findet der Jugendliche.

Zusammen zur Groß-Demo

Zur Gründung des Fridays-for-Future-Ablegers für Riesa und Umgebung sei es vor einem reichlichen Jahr gekommen, erzählt Simon. Der ursprüngliche Gedanke sei gewesen, nicht allein zu den Klima-Demos in Dresden fahren zu wollen. Bei zwei solcher Demos sei die Ortsgruppe 2023 in Dresden dabei gewesen: im März und im September.

Aber auch hier vor Ort trat die Gruppe schon in Erscheinung: Anfang 2023 waren die jungen Leute beim Protest gegen den Kiesabbau bei Röderau mit dabei. Außerdem habe man bei einer Müllsammelaktion der Gemeinde Zeithain mit angepackt, erzählt Simon.

Die kleine Gruppierung hat laut dem 15-Jährigen über persönliche Kontakte zusammengefunden. Man kenne sich über die Schule oder die Junge Gemeinde. Regelmäßige Treffen gebe es eigentlich nicht. Das meiste werde über Whatsapp geregelt, sprich: mit Handynachrichten. Nach außen trete man zum Beispiel über Instagram.

In der Schule eher kein Thema

In seiner Schule wüssten die anderen zwar um sein Engagement, sagt Simon, der als Delegierter der Ortsgruppe Kontakt zu anderen Fridays-for-Future-Organisationsebenen hält. Viel rede er in der Schule aber nicht über das Thema. Die Atmosphäre sei mehrheitlich „rechts“ geprägt. Zwar komme das selten vor, doch es gäbe schon mal Sprüche von Mitschülern, wie „linke Zecke“. Eine Bezeichnung aus dem rechtsradikalen Spektrum, um politisch eher links denkende Menschen zu beschimpfen.

Dass er sich selbst als „relativ links“ verortet, daraus macht Simon keinen Hehl. Trotz vereinzelter Anfeindungen: Sorge macht sich der Jugendliche, der nach eigenem Bekunden zuletzt auch an Pro-Demokratie-Demos teilgenommen hat, vor der anstehenden Veranstaltung in Riesa nicht. Beim Christopher Street Day – einer Demo für sexuelle Vielfalt, die auch in Riesa in den vergangenen Jahren mehrmals stattfand – sei ja auch nicht viel passiert.

Die Vorbereitungen für die erste Riesaer Fridays-for-Future-Demo, bei der neben dem Thema Klimaschutz vor allem die Punkte ÖPNV-Ausbau und -Arbeitsbedingungen im Mittelpunkt stehen sollen, laufen laut Simon bereits eine Weile. Um alles hinzubekommen, habe man sich auch Hilfe von außerhalb der Ortsgruppe geholt.

Mit Bollerwagen und Bannern

Mit bis zu 30, bestenfalls um die 50 Demoteilnehmern rechnet Simon für diesen Freitag in Riesa. „Wir wissen aber nicht genau, wie groß unser Mobilisierungspotenzial ist.“ Sichtbar wollen die jungen Protestler auf jeden Fall werden, durch Banner, Fahnen – und hörbar auch durch einen Bollerwagen mit Lautsprecher.

Um möglichst vielen jungen Leuten die Chance für eine Demoteilnahme zu geben, habe man den Start bewusst in die Zeit nach dem Schulschluss gelegt. Einen Schulstreik, wie ihn Fridays-for-Future-Gründerin praktiziert hat, um auf die Einhaltung von international vereinbarten Klimaschutzzielen zu drängen, gibt es also nicht. (SZ/ewe)