Riesa
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DDR-Ausstellung auf dem Riesaer Boulevard

In einem Ladenlokal sind jetzt Exponate aus dem ehemaligen Klubhaus "Joliot Curie" zu sehen. Die Macher hoffen auch auf weitere Zeitzeugen.

Von Stefan Lehmann
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Ein Laden wird zum Museum: Martin Tritschler in der Ausstellung zum Klubhaus Joliot Curie. Eine Woche lang sollen dort Exponate zu sehen sein.
Ein Laden wird zum Museum: Martin Tritschler in der Ausstellung zum Klubhaus Joliot Curie. Eine Woche lang sollen dort Exponate zu sehen sein. © Sebastian Schultz

Riesa. Die Schautafeln hängen, die Vitrinen sind gefüllt und beschriftet, die Plakate hängen sowieso schon seit Tagen im Schaufenster: Binnen kurzer Zeit hat sich ein Riesaer Ladenlokal in einen Ausstellungsraum verwandelt. Ab Dienstag, 26. Juli, wird in der Hauptstraße 49, direkt neben der ehemaligen Riesaer Bank, an das Klubhaus der Gewerkschaften "Joliot Curie" erinnert.

Die Ausstellung befindet sich direkt neben dem Gebäude der Riesaer Bank, Hauptstraße 49.
Die Ausstellung befindet sich direkt neben dem Gebäude der Riesaer Bank, Hauptstraße 49. © Sebastian Schultz

Entstanden war die Idee zur Ausstellung fast schon zufällig, erzählt Martin Tritschler vom Verein Sprungbrett. Bei den Gesprächsreihen zur Wendezeit sei das Thema Joliot Curie immer wieder benannt worden. Während jüngere Riesaer damit kaum noch etwas anzufangen wissen, war das Haus an der Bahnhofstraße zu DDR-Zeiten Dreh- und Angelpunkt fürs künstlerische und kulturelle Leben: Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter organisierten mehr als 300 Veranstaltungen im Jahr für etwa 250.000 Besucher. Zum Vergleich: Die Sachsenarena kam im Rekordjahr 2019 auf knapp 220.000 Besucher.

Im November soll es zum Klubhaus der Gewerkschaften noch eine größere Ausstellung im Stadtmuseum geben. Die kleine Aktion im Pop-Up-Geschäft auf der Hauptstraße soll darauf schon einmal Lust machen. Eine Woche lang können Besucher sich einen Eindruck verschaffen - und auch in zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen hineinhören. "Wir hatten 15 bis 20 Stunden reines Audiomaterial" erzählt Martin Tritschler. Ein Bruchteil hat es in die Ausstellung geschafft.

QR-Codes neben den Tafeln führen zu kurzen Interview-Schnipseln mit den Zeitzeugen.
QR-Codes neben den Tafeln führen zu kurzen Interview-Schnipseln mit den Zeitzeugen. © Sebastian Schultz
Die Palette der Ausstellungsgegenstände reicht von Fotos über Bilder bis hin zu Teppichen und Töpferware.
Die Palette der Ausstellungsgegenstände reicht von Fotos über Bilder bis hin zu Teppichen und Töpferware. © Sebastian Schultz

Stadtmuseum, Sprungbrett und Stadt Riesa, die das Projekt gemeinsam stemmen, hoffen auch darauf, dass mancher Besucher noch seinen Teil zur Museumsausstellung beiträgt. So wie der Mann, der schon am Montag vor dem Ladenlokal steht. Er war Teil des Blasorchesters, würde gerne einige Bilder beisteuern. Wer Exponate zur Verfügung stellen will, sollte davon am besten ein Foto mitbringen. "Wir wählen dann aus, was sich für die Ausstellung im Museum eignet", erklärt Martin Tritschler.

Beim Blasorchester stehen die Chancen gut, da gibt es bislang wenig Material. "So viele von uns wird es nicht mehr geben", vermutet der ältere Herr. Auch Martin Tritschler sagt, die Ausstellung komme fast schon zu spät. Die meisten, die dabei waren, sind hochbetagt. Der ehemalige Leiter des Klubhauses Herbert Risse verstarb 2020. "Mit ihm hätte ich gerne gesprochen", sagt Tritschler. Einfach sei es nicht immer gewesen, die Zeitzeugen aufzuschließen, denn für das übergeordnete Projekt "Riesaerinnen und Riesaer auf dem Weg zur deutschen Einheit", sollen die Interviews online gestellt werden. "Da war viel Überzeugungsarbeit nötig." Er hofft, dass sich der ein oder andere Besucher ebenfalls noch für Interviews gewinnen lässt - damit die Erinnerung an das Klubhaus nicht verloren geht.