Riesa. Mit dem Start der neuen Ausstellung ist Riesas Museumschefin zufrieden. "Die Expertenführung am Sonntag war ausgebucht", erzählt Maritta Prätzel. Einigen Interessenten mussten die Museumsmitarbeiter absagen. "So eine Führung mit 50 Leuten würde keinen Sinn machen." Die Nachfrage zeige aber: Das Interesse an der Riesaer Klostergruft, den Mumien und der Sonderausstellung zum Thema ist groß. "Das zeigen auch die Nachfragen der Besucher, die waren alle sehr interessiert", sagt Maritta Prätzel.

Wer sich über den Besuch im Museum oder die Teilnahme an den Führungen durch die Klostergruft hinaus zur Bestattung der Riesaer Gutsherren informieren möchte, für den haben die Macher der Ausstellung ein Buch herausgebracht. Ursprünglich geplant war das nicht, erzählt Maritta Prätzel. Mit Amelie Alterauge, die die Gruft im Rahmen ihrer Doktorarbeit wissenschaftlich aufarbeitete, sei zunächst nur über die Ausstellung gesprochen worden. "Wir haben dann erstmal angefangen zu arbeiten."

Während der Arbeit an dieser Ausstellung habe die Wissenschaftlerin dann vorgeschlagen, ob man nicht auch eine Publikation herausgeben wolle. "Das sollte eigentlich so nebenbei passieren", sagt die Museumsleiterin - und fügt hinzu: Letztlich sei doch jede Menge Arbeitszeit auch in das Buch geflossen.

Gelohnt hat sich die Arbeit allemal. Herausgekommen ist mehr als nur ein simples Nebenprodukt. "Es ist nicht einfach nur ein Katalog zur Ausstellung", betont Maritta Prätzel. Mehr als 150 Seiten stark ist das Buch im A4-Format, zu dem weit mehr als ein Dutzend Autoren Texte beigesteuert haben. "Die Arbeit wurde auf breite Schultern verteilt", sagt Prätzel dazu.

So vielseitig wie die Autorenschaft, sind auch die behandelten Themen. Aufgebaut ist das Werk ähnlich wie die gleichnamige Ausstellung "Geschichten über den Tod hinaus": Nach den beiden Vorworten der Museumschefin und des Pfarrers Martin Scheiter folgen zunächst drei Kapitel über die Riesaer "Vorgeschichte". Thematisiert wird der Bau des Klosters und dessen Umwandlung in ein Rittergut. Abschließend geht es um den mittelalterlichen Friedhof auf dem Rathausplatz.

Der nächste Abschnitt widmet sich dann intensiver der Geschichte der Rittergutsfamilien von Welck, Odeleben und von Felgenhauer und endet schließlich mit einem Abschnitt über die Gruft in der Klosterkirche. Den mit mehr als 50 Seiten größten Teil des Buches nehmen schließlich die Kapitel zu den Untersuchungen ein, für die Amelie Alterauge ab 2016 regelmäßig Riesa besuchte. Da erklärt beispielsweise die Historikerin Juliane Lippok die Bedeutung der Totenkronen, die Verstorbenen mit ins Grab gelegt wurden, oder Amelie Alterauge und Cordula Haas erläutern, wie mittels Gen-Analysen Verwandtschaftsverhältnisse der in der Gruft Bestatteten geklärt wurden. Dadurch konnten nicht nur manche von ihnen identifiziert werden. Manch alte Vermutung musste auch über den Haufen geworfen werden.

In zwei Kapiteln unter der Überschrift "Über den Tod hinaus" geht es schließlich um drei Einzelschicksale, abschließend schreiben Andreas und Regina Ströbl von der Fachstelle Gruft über die Bedeutung neuzeitlicher Grüfte als Ruhe- und Auferstehungsort, die Faszination, die von ihnen ausgeht - und den schwierigen Spagat, der sich daraus im Umgang mit der Öffentlichkeit ergibt. Die 16 Kapitel sind allesamt kurz und allgemeinverständlich gehalten und werden ergänzt mit vielen Abbildungen, Zeichnungen und Grafiken. "Das Buch ist zwar in erster Linie schon für Ausstellungsbesucher gedacht, spricht aber sicher auch sonst jeden an, der sich für Geschichte und die Mumien interessiert", so Maritta Prätzel.

• Das Buch "Geschichten über den Tod hinaus. Die Grüfte in der Riesaer Klosterkirche" gibt es zum Preis von 26,80 Euro im Stadtmuseum und beim Via Regia Verlag.