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Riesa: Stadtpolitik setzt Strom auf die Agenda

Der Stadtwerke-Chef steht am Mittwoch Rede und Antwort. Eine Fraktion will indes die Bemühungen beim Thema Mieterstrom vorantreiben.

Von Stefan Lehmann
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Das Objekt an der Dresdner Straße bietet schon jetzt Mieterstrom. Die Nachfrage sei gut, heißt es vonseiten der WGR.
Das Objekt an der Dresdner Straße bietet schon jetzt Mieterstrom. Die Nachfrage sei gut, heißt es vonseiten der WGR. © WGR Riesa/AmP Ingenieurgesellsch

Riesa. Drei Preiserhöhungen in einem Dreivierteljahr und kein Ende in Sicht: Die steigenden Energiekosten treiben den Riesaer Stadtwerken und ihren Kunden gleichermaßen die Sorgenfalten auf die Stirn. Im Riesaer Stadtrat war das Thema bisher relativ kurz gekommen, sieht man einmal von Nachfragen zur Nutzung von Dachflächen für Solaranlagen ab.

Am Mittwoch soll sich das allerdings ändern. Dann wird Stadtwerke-Chef René Röthig den Räten Rede und Antwort stehen. Geplant ist laut Tagesordnung ein "Vortrag zur aktuellen Lage auf dem Energiemarkt" durch den Geschäftsführer des städtischen Energieversorgers.

Parallel hat auch eine Stadtratsfraktion reagiert: Gemeinsam für Riesa hat sie jetzt zwei Anträge an den OB übergeben, die sich mehr oder weniger direkt mit den Folgen der Energiekrise befassen. Der eine könnte direkt an den Vortrag anschließen: Die Fraktion möchte von René Röthig wissen, welche alternativen Modelle zur Energieversorgung er für Riesa sieht – und welche Beschlüsse Aufsichtsrat und Stadträte dafür fassen müssten.

Mieter könnten dreistellige Summe im Jahr sparen

Noch konkreter ist da allerdings der zweite Antrag. Der betrifft das Thema Mieterstrom, also die Bereitstellung von Strom beispielsweise über Solaranlagen für den Verbrauch in den eigenen vier Wänden. Die Wohnungsgesellschaft Riesa (WGR) hatte bereits Anfang 2022 bekannt gegeben, dass ein solches Modell an der Dresdner Straße betrieben wird.

Mittlerweile seien knapp 40 Endkundenverträge abgeschlossen, bei etwa 50 Mietern im Gebäude. Bei der WGR rechnet man durch das Mieterstrommodell mit einer jährlichen Ersparnis von etwa 100 bis 130 Euro für eine Familie mit 2.500 Kilowattstunden Stromverbrauch im Jahr.

In der Fraktion Gemeinsam für Riesa würde man sich allerdings wünschen, dass Riesa das Thema konsequenter verfolgt – und möglichst flächendeckend Mieterstrom anbietet. "Uns geht es zu langsam, hier muss mehr passieren", sagt Fraktionsmitglied Markus Mütsch. Die Motivation sei dabei unterschiedlicher Natur: Während es Fraktionschef Andreas Näther eher um soziale Erwägungen gehe, sieht Mütsch Mieterstrom als Möglichkeit, mehr fürs Klima zu tun. "Aber warum sollten nicht einfache Haushalte auch von erneuerbaren Energien profitieren können?"

Der frühere Kämmerer hatte schon kürzlich im Gespräch mit Sächsische.de kritisiert, man sei in Riesa noch zu stark vom russischen Gas abhängig. Auch die Stadtwerke seien an dieser Stelle gefordert. "Es ist nie gut, wenn man sich zu einseitig festlegt", sagt Mütsch und fügt mit einer Portion Selbstironie hinzu, das sei bei Derivatgeschäften so wie beim Thema Gasabhängigkeit.

Die Infrastruktur ist teils schon vorhanden

Grundsätzlich sperren will sich auch der OB bei dem Thema nicht. "Das Angebot, Mietern unserer Wohnungsgesellschaft Mieterstrom anzubieten, hat der Aufsichtsrat der Wohnungsgesellschaft bereits vor längerer Zeit auf den Weg gebracht", erklärt Marco Müller (CDU), gleichzeitig Aufsichtsratschef bei WGR und Stadtwerken.

Auch Müller verweist auf die PV-Anlage auf dem Dach des sanierten Gebäudes an der Dresdner Straße. "Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, wollen wir dies auch in Zukunft konsequent weiterverfolgen." Mit dem jetzt von Gemeinsam für Riesa gestellten Antrag werde lediglich klargestellt, dass das Angebot durch die WGR selbst umgesetzt werden soll – nicht durch eine Tochterfirma, wie das ebenfalls diskutiert werde.

Markus Mütsch zeigt sich auf Nachfrage jedenfalls erfreut, dass das Thema jetzt stärker in den Fokus zu rücken scheint. Es habe zuletzt offenbar ein Umdenken eingesetzt angesichts der hohen Strompreise.

Ist erst einmal der politische Wille da, könnte es bei dem Thema eigentlich relativ zügig gehen. Die Infrastruktur liegt nämlich teilweise schon auf den Dächern: Seit 2008 speist die WGR Solarstrom ins Netz ein. Diese schon bestehenden PV-Anlagen könnten perspektivisch für den Mieterstrom ausgebaut werden.

Zum Antrag, der womöglich auch in der Mittwochsitzung des Stadtrats angesprochen werden könnte, hält sich WGR-Geschäftsführer Roland Ledwa noch bedeckt. Er wolle der Debatte in Aufsichts- und Stadtrat nicht vorgreifen.