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Riesa: Ehemaliger Modeladen am Boulevard soll Treffpunkt für alle werden

In einer früheren Boutique in Riesa zieht ein Projekt ein, das neben eigener Aktivität auch aufs Mitmachen der Riesaer setzt.

Von Eric Weser
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Molly Schauermann vom Verein Sprungbrett hat beim neuen Projekt „D.ort“ am ehemaligen Standort der Boutique „Mode No. 1“ in der Hauptstraße 40 den Hut auf. Die 25-Jährige ist nach dem Studium zurück in ihre Heimatstadt gekommen.
Molly Schauermann vom Verein Sprungbrett hat beim neuen Projekt „D.ort“ am ehemaligen Standort der Boutique „Mode No. 1“ in der Hauptstraße 40 den Hut auf. Die 25-Jährige ist nach dem Studium zurück in ihre Heimatstadt gekommen. © Foto: SZ/Eric Weser

Riesa. Molly Schauermann ist eine Zurückgekehrte. Nach dem Studium der Sozialen Arbeit in Berlin ist die 25-Jährige wieder in ihrer Heimatstadt zurück – und hat beim Berufseinstieg gleich die Verantwortung für ein ambitioniertes Vorhaben mit dem Namen „D.ort“. Die Abkürzung steht für „Demokratie-Ort“. Zu dem soll der ehemaligen Modeladen an der Hauptstraße 40 in den nächsten Monaten werden, wie Molly Schauermann und ihr Chef Martin Tritschler erzählen.

Anknüpfungspunkt sei ein Projekt, das zwischen 2020 und 2022 unter Beteiligung von Sprungbrett lief und für das damals ebenfalls zeitweilig ein leerer Boulevard-Laden in Beschlag genommen wurde: In der Hauptstraße 49 ging es seinerzeit um „Wendegeschichten“ der Riesaer; im Fokus stand das einstige Stahlwerker-Klubhaus „Joliot Curie“.

Macher wollen Diskussionen anregen

Im „Demokratie-Ort“ werde es thematisch aber um einiges mehr als Riesaer Wendegeschichten gehen, sagt Molly Schauermann. Auch aktuelle politische Themen sollen bei Diskussionen und Workshops angepackt werden. Nicht zuletzt, weil 2024 ein Wahljahr ist – mit den Kommunalwahlen und der Europawahl im Juni sowie der Landtagswahl im September.

Mit Schülern aus Riesa seien dazu schon Vorarbeiten gelaufen, erzählen Molly Schauermann und Martin Tritschler: Die Gymnasiasten hätten sich einen Kopf gemacht, was die anstehenden Wahlen mit ihrem Leben zu tun haben. Bei einer Befragung hätten sich die Schüler außerdem umgehört, was für Themen den Riesaern auf den Nägeln brennen. Geplant sei noch, dass die Schüler Fragen an die Politiker stellen, die zur Kommunalwahl antreten. Die Antworten sollen dann auch im Internet präsentiert werden.

Zielgruppe des „Demokratie-Orts“ seien aber längst nicht nur Jugendliche, so die Macher. Auch Erwachsene jeden Alters sollen zur politischen Meinungsbildung angeregt werden. Mit welchen Formaten das am besten gelingen kann, daran überlege man derzeit noch, sagen Molly Schauermann und Martin Tritschler. Diskussionen über politische Themen sollen aber zum Beispiel die geplanten Ausstellungen auslösen. Für den Sommer sei zum Beispiel eine Schau zu Kindheit und Jugend in der DDR geplant, die Schüler vom Riesaer Rudolf-Stempel-Gymnasium erarbeitet haben. Auch eine Wanderausstellung über die Geschichten migrantischer Jugendlicher in Ostdeutschland soll am Boulevard gezeigt werden.

Eröffnung Mitte April

Doch man sei auch offen für Veranstaltungsvorschläge aus der Stadtgesellschaft, so Martin Tritschler. Das Ladenlokal solle schließlich ein offener Ort für alle werden. „Ein Ort für die Riesaer, durch die Riesaer.“

Noch ist der rund 120 Quadratmeter große „Demokratie-Ort“ mit den knallroten Fensterrahmen aber meist verschlossen. Seit Ende Februar läuft zunächst der Einzug. Ein paar Tische, Stühle, Regale und Flipchart-Tafeln sind schon da. Ein kleines Podium soll bald noch eingebaut werden und auch eine Deckenbeleuchtung ist erst noch in Arbeit, so Molly Schauermann.

Möglichst bis 12. April soll alles so weit sein. Dann ist die Eröffnung geplant. Zu der werden auch Vertreter aus Sachsens grün geführtem Justizministerium erwartet, das den Riesaer „Demokratie-Ort“ und ein Dutzend weitere im Freistaat finanziell fördert.

Öffnung an den Markttagen

Im Anschluss soll das Ladenlokal, dessen Vermietung über die Anti-Leerstandsintiative von Stadt und Innenstadtmanagement unterstützt wird, zunächst mittwochs 13 bis 16 Uhr und freitags 10 bis 13 Uhr geöffnet sein. Also an den Markttagen, an denen in der Innenstadt für gewöhnlich mehr los ist als sonst. Ob die Öffnungszeiten ausgeweitet werden? Das sei möglich, sagt Sprungbrett-Vorstand Martin Tritschler. Jeden Tag aufzumachen, werde man aber nicht schaffen.

Wie lange es den „Demokratie-Ort“ am Boulevard geben wird, ist derzeit offen. Die Förderung übers Justizministerium besteht zunächst bis Jahresende.

https://www.instagram.com/dortinriesa