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Riesaer Boxclub verlässt Weida: Ende einer Ära

Am Wochenende zieht der Riesaer Boxclub aus seiner langjährigen Trainingsstätte aus. Mittlerweile gibt es Hoffnung für einen neuen Standort.

Von Stefan Lehmann
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Die Trainer Sven Herrmann, Istvan Kovacs und der Vereinsvorsitzende Björn Bart (von links nach rechts) im alten Domizil des Boxclubs.
Die Trainer Sven Herrmann, Istvan Kovacs und der Vereinsvorsitzende Björn Bart (von links nach rechts) im alten Domizil des Boxclubs. © Sebastian Schultz

Riesa. Die Erinnerungsfotos sind schon großteils von den Wänden verschwunden, der Ring liegt abgebaut im Übungsraum an der Greizer Straße in Weida. Zweimal 90 Minuten hat es gedauert, um Jahrzehnte Boxgeschichte zusammenzupacken. "Das ist alles Geschichte", sagt Istvan Kovacs und deutet auf eine der Kisten mit Boxhandschuhen.

Trainiert wird schon seit Jahresanfang nicht mehr im Nebengebäude der Turnhalle in Riesa-Weida. Wasser und Heizung waren bereits abgestellt worden, einen Wettbewerb im Februar musste der Verein absagen. Am Wochenende wird der Umzugs-Lkw an der Turnhalle in Riesa-Weida vorfahren, dann ist auch offiziell Schluss. Das Ende einer Ära.

Trainer Istvan Kovacs macht keinen Hehl daraus, dass ihn das Aus des Box-Standorts in Weida auch persönlich trifft. Internationale Größen waren in dem 1984 errichteten Anbau zu Besuch, RTL, Pro Sieben und Co. hätten übertragen. "Die haben alle geschwärmt: Das ist hier wie in L.A.!" Der Vereinsvorsitzende pflichtet ihm da bei. "Aus dem Fitnessstudio kommen keine Olympiasieger", sagt Björn Bart. Der Boxclub war hier sehr erfolgreich; mehr als 40 Mal standen Riesaer auf dem ersten Platz bei verschiedenen Wettbewerben, vor allem im Nachwuchsbereich.

Umzug nach Gröba wäre eine Option

Eine temporäre Unterstellmöglichkeit für den abgebauten Boxring und die übrige Ausrüstung haben sie mittlerweile gefunden. Bei der Suche nach einem neuen Standort sieht es noch etwas anders aus. Immerhin: Mitte der Woche habe er noch einmal Kontakt zur WGR gehabt und ein Objekt angeschaut, sagt Björn Bart. "Das könnte passen." Ehe man sich einig sei, wolle er aber noch nicht mehr dazu sagen.

Am Donnerstag hatte der Bauausschuss mehrheitlich für den Hallenabriss gestimmt. Dort erklärte Riesas OB Marco Müller (CDU), man habe nun ein Objekt am Rittergut in Gröba als Alternative für die Boxer im Blick. Das Gebäude wird momentan in Teilen vom Tanzstudio Live genutzt, es wäre offenbar noch Platz.

Die Zurückhaltung der Boxer bei dem Thema hat ihre Gründe. Der finanzielle Spielraum ist begrenzt. Momentan zahlen die knapp 40 Mitglieder zehn Euro Mitgliedsbeitrag. Man wolle ihn eigentlich niedrig halten, sagt Björn Bart. Es soll möglichst jeder die Chance erhalten, beim Sport mitzumachen. Geringe Beiträge heißt aber auch, dass der Verein eine allzu hohe Miete nicht stemmen kann. In dem Punkt gilt es nun laut Björn Bart eine Einigung zu finden. Bart gibt sich in der Hinsicht verhalten optimistisch.

Dass man zu den Konditionen des alten Standorts keine neue Halle finden würde, war ohnehin klar. In Weida wurde nur eine Nebenkostenpauschale fällig. "Ich erwarte erst mal nichts Piekfeines", stellt Bart deshalb klar. Es komme teils zu Unrecht so rüber, als sei der Verein zu anspruchsvoll oder kümmere sich zu wenig.

Immerhin, die Mitglieder halten nach wie vor zur Stange. Zu den vergangenen Trainingszeiten seien immer wieder einige der Jungs da gewesen, erzählt Trainer Sven Herrmann. Und die Mitgliedsbeiträge seien weiter geflossen, obwohl man den Mitgliedern momentan kein Training anbieten könne. Sie halten sich jetzt selbstständig fit, gehen in die Schwimmhalle oder laufen. Aus Björn Barts Sicht zeigt das: Der Zusammenhalt stimmt. Die Chancen stehen also gut, dass die Boxer ihrem Club auch an einem anderen Standort die Treue halten. Und vielleicht eine neue Ära begründen.