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Riesaer Real leert sich

Der Ausverkauf im zweitgrößten Geschäft des Riesaparks nähert sich dem Ende. Die Zukunft bleibt derweil ungewiss.

Von Eric Weser
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Mit auffälligen Plakaten und Flugblättern weist die Handelskette Real auf das Aus ihres Marktes im Riesapark hin.
Mit auffälligen Plakaten und Flugblättern weist die Handelskette Real auf das Aus ihres Marktes im Riesapark hin. © Eric Weser

Riesa. Ein paar Trillerpfeifen in der Sportwaren-Abteilung hängen noch verpackt im Regal. Vielleicht bis zum endgültigen Abpfiff. Der steht am Sonnabend, 23. März, an. Dann ist Schluss im Riesaer Real. Nach 11.511 Tagen beziehungsweise fast 32 Jahren wird das SB-Warenhaus seine Pforten endgültig schließen. Eröffnet worden war es laut Riesaer Stadtchronik am 16. September 1992, als 21. Ost-Standort von „Allkauf“ im damals noch im Aufbau befindlichen Riesapark.

Schnäppchenjägertum ist sichtbar

Die im vorigen Jahr nach langem Hin und Her um das Handelsunternehmen bekannt gewordene Schließung ist auch in der Riesaer Real-Filiale bereits seit einer Weile sichtbar geworden. Nachdem vor einigen Tagen der Ausverkauf gestartet war, sind die Schnäppchenjäger in dem Markt mit seinen rund 5.200 Quadratmetern Verkaufsfläche eingefallen. Zwei Tage vor Schluss haben sie einen Gutteil ausgeräumt, macht es beim Besuch vor Ort den Anschein. Teilweise sind Gänge mit leeren weißen Regalen durch Flatterband abgesperrt. Zum Beispiel in der Elektroabteilung. In anderen Teilen des Marktes klaffen leere Flächen, wo früher Produkte feilgeboten wurden. Frischobst und Gemüse gibt es nicht mehr, in der Backstube sind die Öfen aus. Wo noch Regale noch daherkommen, fällt der Blick meist auf Markenartikel.

Die allerdings auch begutachtet und gekauft werden. Denn Interesse am Ausverkauf gibt es auch kurz vor der anstehenden Marktschließung noch immer reichlich: Erwachsene fast jeder Altersgruppe schauen sich am Donnerstagvormittag im Laden um, was es noch so gibt. Zwar bilanzieren zwei Senioren beim Plausch im Gang, dass alles schon ganz schön leergekauft sei. Doch viele ringsherum werden trotzdem noch fündig: Manche tragen eine Küchenmaschine, andere ein ganzes Bündel Kinderklamotten oder gleich mehrere Kartons mit Aufblas-Pools nach Hause. Eine Frau im fortgeschrittenen Alter macht ihren Mann auf die Rabattierung bei der Herren-Unterwäsche aufmerksam. Doch der lässt erkennen, dass kein Bedarf besteht. Ermäßigung hin oder her.

Bis zu 90 Prozent sind die Preise beim Real-Ausverkauf gesenkt. Da nimmt eine Frau an der Kasse gleich noch kurzentschlossen eine Speicherkarte mit. Die kostet statt zehn Euro nur einen. Auch blaue Plastik-Eimer für einen Euro finden erstaunlich viele Abnehmer. Ein junges Paar überlegt, ob es eine Zitronenpresse kaufen soll. Kaum jemand, der mit leeren Händen oder Einkaufswagen den Markt durch die eine Automatiktür verlässt, die noch die letzten Tage funktionieren muss, da die anderen offenbar den Dienst versagt hat.

Mitbewerber mit Plakat-Aktion

Direkt angesprochen wird das Real-Aus von einem Mitbewerber, der aktuell in Riesa-Gröba einen Markt betreibt und ab Herbst einen neuen an der Pausitzer Straße bauen will. „Dein Real wurde geschlossen?“, heißt auf seinen Plakaten entlang wichtiger Zubringerstraßen zum Riesapark. Darunter ist zu lesen: „Entdecke die Vielfalt in deinem Rewe.“ – Zu entdecken gibt es kurz vor der Marktschließung bei Real derweil einen Aufsteller nahe der Kassen. Er kündet vom Umzug des dortigen Reisebüros innerhalb des Riesaparks.

Es verlegt seine Räumlichkeiten demnach Ende März in die Eck-Einheit am Verbindungsgang zum Rondell. Dorthin, wo bis Ende 2022 das Reisebüro Lamm ansässig war. Seit dessen Auszug hatte die 95-Quadratmeter-Fläche leer gestanden.

Dem Riesapark bereits verloren gegangen ist im Zuge des Real-Aus eine Filiale der Bäckerei Brade, die sich ebenfalls gegenüber der Real-Kassen befunden hatte. Vom dritten Untermieter nahe der Real-Kassen einem Schlüsseldienst und Schuhreparaturservice, zeugt ebenfalls nur noch ein Schild. Der einstige Thekenbereich ist mit Baufolie verhüllt.

Wettbewerber machen die Kunden schon mal auf die Zeit nach der Real-Schließung aufmerksam.
Wettbewerber machen die Kunden schon mal auf die Zeit nach der Real-Schließung aufmerksam. © Eric Weser

Gewerkschaft kritisiert Eigentümer

Doch was kommt eigentlich, wenn Real gegangen ist? Immerhin ist das SB-Warenhaus der Mieter im Einkaufszentrum mit der zweitgrößten Fläche und ein wichtiger Magnet. Nur der benachbarte Toom-Baumarkt ist größer.

Centermanager Frank Joho hatte sich auf Nachfrage zur Zukunft der Real-Fläche bedeckt gehalten. Am Donnerstag war der Riesapark-Verantwortliche für eine Nachfrage zum Thema nicht zu erreichen.

Kritik hatte die Schließungsankündigung für 45 Real-Märkte in Deutschland im vorigen Jahr bei der Gewerkschaft Verdi ausgelöst. Der Investor SCP, der die in die Insolvenz gerutschte Handelskette gehört, entziehe sich seiner Verantwortung, hatte die Arbeitnehmervertretung bereits im vorigen Jahr erklärt. Früheren Angaben zufolge sind im Riesaer Real etwa 50 Mitarbeiter beschäftigt.

Der zweite Real-Markt in Sachsen, gelegen in Heidenau zwischen Dresden und Pirna, wird am 23. März ebenfalls schließen. Dort wurde jedoch bereits vor mehreren Wochen ein Nachmieter verkündet: Kaufland. Der Händler will nach etwa einjährigem Umbau seinen Einkaufsmarkt in Heidenau eröffnen.