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Erste Sperrpausen am Riesaer Bahnhof für Brückenabriss

Der Abbruch der "Blechbrücke" in Riesa kommt voran. Das hat auch Folgen für den Zugverkehr.

Von Stefan Lehmann
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Mittlerweile fehlt ein gutes Stück der Blechbrücke in Riesa. Jetzt rücken die Arbeiten immer näher an die Gleise für den Personenverkehr.
Mittlerweile fehlt ein gutes Stück der Blechbrücke in Riesa. Jetzt rücken die Arbeiten immer näher an die Gleise für den Personenverkehr. © LKW

Riesa. Der Weg über die Gleise am Riesaer Bahnhof führt schon eine Weile ins Nichts: Im Sommer waren die ersten Abschnitte der sogenannten Blechbrücke abgerissen, die einst in Richtung Stahlwerk geführt hatte. Ein Ende des 1968 errichteten Bauwerks hängt nun also in der Luft. Darunter laufen weiterhin die Rückbauarbeiten.

Seit Sommer tragen die Firmen abschnittsweise den Überbau und die Pfeiler ab, die erste Lücke in der einst 170 Meter langen Überführung war schon im Juni zu sehen.

In diesen Tagen ist die nächste Phase des vor sechs Jahren beschlossenen Abrisses gestartet, erklärt Riesas Stadtsprecher Uwe Päsler auf Nachfrage: Momentan laufen die Abbrucharbeiten an den Feldern 1 bis 3, das sind die Brückenteile in Richtung Bahnhofsgebäude. "Dazu gehört unter anderem der Aufbau von zwei Interims-Oberleitungsmasten." Schon in den vergangenen Tagen hatten die beteiligten Firmen in dem Bereich Kabel umverlegt und den Bereich auf Kampfmittel sondiert.

Seit Montagabend hat die Baustelle nun auch Auswirkungen auf den Zugverkehr. Um die neuen Masten aufstellen zu können, müssen teilweise die Oberleitungen zurückgebaut werden. Das geht laut Stadtverwaltung nicht, ohne auch die Oberleitungen auf den Gleisen 4 bis 7 abzuschalten. Die werden deshalb noch bis Sonnabend über Nacht gesperrt, und zwar von 22 bis 5 Uhr.

Zugreisende werden davon noch nicht viel bemerkt haben. Denn auf den betroffenen Gleisen sind keine Personenzüge unterwegs. Die Einschränkungen in dieser Woche trafen damit bisher in erster Linie den Güterverkehr. Wie viele Züge von den Sperrpausen genau betroffen sind, kann die Deutsche Bahn auf Nachfrage nicht mitteilen. Die Strecke werde aber "stark vom Güterverkehr genutzt", teilt eine Sprecherin mit. Während der Bauarbeiten sollen die Güterzüge zwischen Dresden und Leipzig über unterschiedliche Strecken umgeleitet werden. "Die Ortsverkehre nach Riesa werden während der Sperrung ausgesetzt."

Allzu dramatisch dürften sich die nächtlichen Sperrpausen bei Riesas Unternehmen nicht bemerkbar machen. Im Riesaer Hafen beispielsweise wirke sich die Sperrung nicht auf die Logistik aus, so SBO-Geschäftsführer Heiko Loroff. "Bei uns wird aktuell nur am Tag zugestellt, das läuft reibungslos."

Erst ab Donnerstagnacht, 9. Dezember, soll die Baustelle dann auch zum Gleis 3 vorrücken. Dort verkehrt normalerweise der Regional- und Fernverkehr Richtung Leipzig. Weil die Sperrungen nur von 22.15 bis 4.45 Uhr dauern sollen, sind nur wenige Züge betroffen. Die werden auf Gleis 1 umgeleitet, Reisende steigen also direkt vor dem Bahnhof ein und aus.

Die wirklich schwerwiegenden Änderungen wird es erst im Januar 2022 geben. Vom 17. bis 30. Januar sollen die verbliebenen Brückenfelder mittels Kran ausgehoben werden. Dafür müssen sämtliche Gleise im Bahnhof gesperrt werden. "Der Fernverkehr wird in dieser Zeit über Leipzig – Wittenberg – Falkenberg – Dresden in beiden Richtungen umgeleitet", teilt eine Bahn-Sprecherin mit. Einzelne Züge zwischen Leipzig und Dresden werden dann auch ausfallen.

In Richtung Leipzig sowie in Richtung Chemnitz soll während der zweiwöchigen Sperrpause Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet werden. Diese verkehren dann zwischen Riesa und Oschatz, sowie zwischen Riesa und Ostrau. Keine größeren Einschränkungen wird es dagegen Richtung Dresden und Elsterwerda geben. Weil die Sperrung nur den Bereich westlich des Bahnhofs betrifft, können die Züge auf diesen Abschnitten von Riesa aus fahren und dann wieder wenden.

Schon jetzt hat die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite und im DB-Navigator die Fahrplanänderungen aufgrund der Baustellen aufgeführt. Außerdem werde man im Januar 2022 noch einmal detailliert über Änderungen informieren, teilt das Unternehmen mit.

Die Fußgängerbrücke ist bereits seit 2015 gesperrt. Damals hatte eine Überprüfung erhebliche Mängel an dem Bauwerk ergeben. Wenig später sprach sich der Stadtrat mehrheitlich für den Abriss aus. Der wiederum kostet die Stadt etwas mehr als zwei Millionen Euro. Damals war das aus Sicht von Räten und Stadtverwaltung ein sehr teures, aber langfristig gesehen kleineres Übel: Hätte man sich damals für den Erhalt ausgesprochen, wären immer wieder zusätzliche Kosten für regelmäßige Prüfungen und die Instandhaltung auf die Stadt zugekommen. Allein für die Notsicherung 2015 waren 300.000 Euro fällig gewesen. Dass der Abriss erst seit diesem Jahr realisiert werden kann, hängt mit dem erheblichen Zeitvorlauf zusammen, der für die Sperrung der Zugstrecke nötig war.