Sebnitz
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Ruinen-Shopping im Kirnitzschtal

Neben dem Ferienheim Beuthenfall will Sebnitz jetzt auch die Haidemühle kaufen – bevor es ein anderer tut.

Von Dirk Schulze
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Ruinöse Baracke an der Haidemühle: Die Natur ergreift längst Besitz.
Ruinöse Baracke an der Haidemühle: Die Natur ergreift längst Besitz. © Dirk Zschiedrich

Das ging schnell. Noch bevor der Sebnitzer Stadtrat seine geplanten Beschlüsse zu den Ruinen im Kirnitzschtal fassen konnte, stand eines der beiden Objekte bereits zum Verkauf: die Haidemühle, kurz unterhalb des Lichtenhainer Wasserfalls gelegen. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes hatte das Banner eines Immobilienmaklers am Mittwochnachmittag am Grundstück entdeckt, auf der Website der Impro Immobilienverwertung GmbH in Dresden ist das „Gewerbegrundstück in der Sächsischen Schweiz“ gegen Gebot gelistet. Mindestpreis 7 500 Euro plus 1 000 Euro Maklergebühr.

Das Sebnitzer Rathaus sah sich gezwungen, seine Pläne kurzfristig zu ändern. Die Stadt will nun nicht nur das Ferienheim Beuthenfall, sondern auch die Haidemühle ankaufen. Per Stadtratsbeschluss ließ sich Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) am Mittwochabend dazu ermächtigen. Ursprünglich war die Idee, dass der Freistaat die Immobilie übernehmen soll. Jegliche Entwicklung des seit fast 30 Jahren brachliegenden Areals gilt als äußerst unwahrscheinlich. Die eingeschossigen Baracken sind von Hochwasser und Witterung massiv beschädigt, vom unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhaus steht nur noch die Hälfte. Das Areal liegt zudem mitten im Nationalpark. Der bisherige Eigentümer Marc Henkenjohann wollte an dieser Stelle einen Wanderparkplatz errichten. Das Vorhaben wurde aus Naturschutzgründen abgelehnt. Auch in der aktuellen Immobilienanzeige heißt es: „Es wird keine Baugenehmigung für einen Neubau erteilt.“

Für das rund 3 400 Quadratmeter große Areal rund um die 1592 erstmals erwähnten Haidemühle werden wohl nur Abriss und Renaturierung bleiben. Die Stadt Sebnitz will die Immobilie jetzt ersteigern und sie später an den Freistaat abtreten. Damit soll verhindert werden, dass sie wieder in private Hände fällt. Für das ehemalige Ferienheim Beuthenfall sowie die Haidemühle hat der Stadtrat zudem eine Veränderungssperre beschlossen. Dieses Instrument ist im Baugesetzbuch verankert. Auch ein privater Eigentümer darf die bestehende Substanz dann nicht antasten, solange kein Bebauungsplan beschlossen ist.

Das flussabwärts rechts der Kirnitzsch gelegene Gelände am Beuthenfall will die Stadt Sebnitz ebenfalls ankaufen und das dreistöckige frühere Bettenhaus sowie ein kleineres Nebengebäude abreißen. Hier sollen Parkplätze entstehen, die im Kirnitzschtal allerorten fehlen. „Wir ärgern uns seit zwei Jahrzehnten über den Zustand dieser Liegenschaften“, sagte Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). Jetzt müsse die Stadt die Chance nutzen. Die Grundstücke sind durch die Insolvenz der Bergwirtschaft am Großen Winterberg auf dem Markt, sie gehörten mit zum Unternehmen.

Mit der Nationalparkverwaltung seien die Parkplatz-Pläne abgesprochen, erklärte Ruckh. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe Kirnitzschtal, in der auch die Stadt Bad Schandau und die Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz sitzen, habe man sich darauf verständigt. Mehrere Stadträte hatten die Befürchtung geäußert, dass es aus Naturschutzgründen Einsprüche geben könnte. Der geplante Abriss der Ruinen stieß auf breite Zustimmung unter den Stadträten.

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