Wirtschaft
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Kommentar zum Sharing-Hype auf dem Wohnungsmarkt: Das falsche Spiel mit Airbnb

Durch Airbnb soll Wohnraum mit Urlaubern geteilt werden. Doch das Gegenteil ist der Fall, kommentiert unsere Autorin Luisa Zenker.

Von Luisa Zenker
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© Patrick Semansky/AP/dpa

Werkzeuge, Wohnungen, Autos - wir teilen immer mehr. Die Sharing-Economy boomt. Das klingt doch erstmal gut. Verbrauchen wir doch dadurch weniger Ressourcen und rücken ein bisschen mehr zusammen. Aber statt Kommunismus erlebt man vielerorts knallharten Konsumismus. Damit beschäftigt sich jetzt auch die sächsische Landesregierung:

Denn Großstädte beobachten längst die Folgen des Sharing-Hypes auf dem Wohnungsmarkt: Dieser treibt die Mietpreise weiter nach oben. Dabei klingt die Grundidee der Plattform Air-BnB kuschlig: Privatpersonen können so ihre Wohnung mit Fremden teilen. Etwa wenn sie im Urlaub sind oder eine Zweitwohnung haben, und diese nicht leer stehen soll.

Das Unternehmen wirbt mit Szenen voller Gemeinschaftsgefühl: Menschen verschiedener Länder begrüßen sich wie Freunde, frühstücken zusammen und schauen einen Film: Klingt nett, vermittelt aber eine falsche Idylle.

Denn geteilt wird da meistens nichts. Hoch professionell werden ganze Wohnungen rund ums Jahr an Rollkoffer-Touristen vermietet und das mitten in den Großstädten, wo Wohnraum ein knappes und teures Gut ist. Auf den Klingelschildern in dem Dresdner Szeneviertel Neustadt ist dann statt Müller, Schmidt und Nguyen nur noch „Apartment 1, 2, 3“ zu lesen. Das treibt auch die Mieten indirekt in die Höhe: Bringt es doch mehr Geld, eine Wohnung mehrmals an Großstadt-Urlauber zu vermieten als an Langzeitbewohner. Auch bei anderen Sharing-Unternehmen stapeln sich die Probleme: Arbeitsschutz, Tariflöhne, Absicherung im Krankheitsfall? – So etwas spielt bei Unternehmen wie Uber, Helping, Lieferando nur eine Nebenrolle. Statt Teilen setzten die Unternehmen auf gewinnmaximierende Ausbeutung.

Dabei ist die Idee des Teilens uralt, und sollte weiterverfolgt werden. Gerade in Zeiten des Internets für alle bietet sie eine Antwort auf Umweltzerstörung und Vereinsamung. Um aus dem Teilen aber ein gutes Teil zu machen, braucht es politische Regularien für die Plattform-Unternehmen. Ein Vorstoß bringt der neue Gesetzesentwurf im sächsischen Landtag. Er könnte dafür sorgen dem Boom von Airbnb-Wohnungen einen Riegel vorzuschieben. Dass nun aber mit dem Gesetzesentwurf die Wohnungsnot in Sachsen gelöst wird, das bleibt leider außen vor. Allein in Dresden machen die zweckentfremdeten Wohnungen nur 0,5 Prozent des Bestandes aus.

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