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Urteil im Fall Frehse: "Ich bin erleichtert"

Turnerinnen hatten schwere Vorwürfe gegen ihre frühere Trainerin Gabriele Frehse in Chemnitz erhoben. Die Staatsanwaltschaft ermittelte - und hat das Verfahren jetzt eingestellt. Abgeschlossen ist der Fall damit nicht.

Von Michaela Widder
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Für Turntrainerin Gabi Frehse kehrt nach den Vorwürfen einiger früherer Athletinnen keine Ruhe ein.
Für Turntrainerin Gabi Frehse kehrt nach den Vorwürfen einiger früherer Athletinnen keine Ruhe ein. © imago sportfotodienst

Chemnitz. Für Turntrainerin Gabi Frehse dürfte die Nachricht ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg ihrer Rehabilitierung sein. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz hat das Ermittlungsverfahren gegen sie und zwei Ärzte wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Körperverletzung eingestellt. Es habe zwar Probleme am Olympiastützpunkt Chemnitz gegeben, es seien aber keine strafrechtlich relevanten Dinge ermittelt worden, sagte Ingrid Burghart, Sprecherin der Staatsanwalt Chemnitz. Damit bestätigte die Oberstaatsanwältin einen Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel, der an diesem Samstag erscheint.

Die frühere Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz sowie weitere Turnerinnen hatten Frehse im November 2020 im Spiegel psychische Gewalt und unerlaubte Schmerzmittel-Abgabe vorgeworfen.

Die Trainerin hatte die Anschuldigungen mehrfach im Interview mit sächsische.de zurückgewiesen, aber eingeräumt: „Keiner macht alles richtig. Ich habe den Turnerinnen geholfen, ihren inneren Schweinehund zu überwinden. Natürlich ist das harte Arbeit, und natürlich ist auch nicht immer der Ton richtig oder wie man sich verhält.“

In der Folge hatte die Staatsanwaltschaft im Dezember 2020 Ermittlungen zum Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung aufgenommen. Diese wurden nun mit der Verfügung vom 16. Februar eingestellt.

Trainerin ist gleichzeitig "total traurig"

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft hat die Anwältin, die Schäfer-Betz und weitere Turnerinnen vertritt, Beschwerde gegen die Einstellung der Ermittlungen eingelegt. Diese sei jedoch noch nicht begründet. Sobald eine Begründung vorliege, werde die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob die Ermittlungen wieder aufgenommen würden. Sollten sich dafür keine Gründe ergeben, würde der Fall der Generalstaatsanwaltschaft vorgelegt. Zuvor würden alle Parteien noch einmal Akteneinsicht bekommen.

„Über die Entscheidung bin ich erleichtert“, sagt Frehse am Freitagnachmittag auf Nachfrage von sächsische.de, „gleichzeitig bin ich total traurig, dass nach so langer Zeit nicht mal ein Schlussstrich gezogen wird und man es jetzt darauf beruhen lässt.“

Arbeitsgerichtsprozess noch nicht abgeschlossen

Mit der Einstellung des Strafverfahrens sind die Vorwürfe längst noch nicht aus der Welt. Wieder ist es Schäfer-Betz, die sich in einer ersten Reaktion gegenüber dem Spiegel „erschüttert“ zeigt, wie man so tun könne, „als funktioniere Leistungssport nur, wenn jemand körperlich und seelisch misshandelt“ werde. Auch der Präsident des Deutschen Turner-Bundes, Alfons Hölzl, teilt die Auffassung der Staatsanwaltschaft nicht. Wenn seelischer Druck im Sport normal sei, „wäre de facto die Kapitulation eines humanen Leistungssports erreicht“, sagt Hölzl dem Nachrichtenmagazin.

Die 63 Jahre alte Frehse war nach den Vorwürfen am Bundesstützpunkt suspendiert worden. Das Arbeitsgericht Chemnitz hatte allerdings im Oktober 2021 entschieden, dass die Verdachtskündigung durch den Olympiastützpunkt Sachsen unwirksam ist und sie weiter beschäftigt werden muss. Für Frehse ein erster Teilerfolg. Seit mehr als einem Jahr läuft dazu ein Berufungsverfahren. Ein Verhandlungstermin ist noch immer nicht bestimmt. (mit dpa)