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Wie viel kostet jetzt das Schnitzel in Ihrem Restaurant, Frau Riedel?

Die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie stieg wieder auf 19 Prozent. Was das für die Gäste des Romantik Hotels in Pirna bedeutet - und andere Gruppen.

Von Mareike Huisinga
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Regina Riedel ist die Inhaberin des Romantik Hotels "Deutsches Haus" in Pirna. Sie musste die Preise für die Gerichte erhöhen. Hintergrund ist die gestiegene Mehrwertsteuer in der Gastronomie.
Regina Riedel ist die Inhaberin des Romantik Hotels "Deutsches Haus" in Pirna. Sie musste die Preise für die Gerichte erhöhen. Hintergrund ist die gestiegene Mehrwertsteuer in der Gastronomie. © Norbert Millauer

Zum Jahresbeginn stieg die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie wieder auf 19 Prozent. In der Branche herrscht großer Frust. Auch, weil nicht abzusehen ist, wie Gäste auf die teils steigenden Preise reagieren, die Gastronomen angepasst haben. Regina Riedel, Inhaberin des Romantik Hotels "Deutsches Haus" in Pirna und gleichzeitig Vorstandsmitglied des Dehoga Hotel- und Gaststättenverband Sachsen, sprach Sächsische.de über höhere Preise, ein drohendes Restaurantsterben und ihre Liebe zu ihrem Beruf.

Frau Riedel, wie viel kostet das Schnitzel mit Pommes frites und Rahmchampignons jetzt in Ihrem Restaurant?

Das Schweineschnitzel kostet seit dem 1. Januar 24,40 Euro, davor haben wir 21,90 Euro verlangt. Wir haben den Nettopreis der Speisen genommen und darauf 19 Prozent Mehrwertsteuer aufgeschlagen, also wir sind rein rechnerisch rangegangen. Dabei hätten wir eigentlich die Preise noch weiter nach oben setzen müssen, denn wir beklagen ja nicht nur die Erhöhung der Mehrwertsteuer.

Welche Erhöhungen hätten Sie darüber hinaus an die Kunden weitergeben müssen?

Die Energiekosten sind enorm gestiegen, ebenso die Preise im Einkauf für die Lebensmittel. Manche Lieferanten verlangen teilweise Transportgebühren. Auch die Personalkosten sind gestiegen. Dabei rede ich jetzt nicht über die Erhöhung des Mindestlohnes. Unseren Mitarbeiter haben wir schon immer mehr bezahlt, aber die Sozialabgaben für die Angestellten sind gestiegen.

Hätte es aus Ihrer Sicht eine Alternative zu höheren Preisen auf der Speisekarte gegeben, also dass man die Steigerung nicht an die Kunden weitergibt?

Eine Alternative gibt es natürlich immer. Aber ich fürchte, wer jetzt nicht erhöht, der wird es wirtschaftlich nicht überleben. Für mich ist die Erhöhung auch ein Stück Protest.

Inwiefern?

Wissen Sie, wie oft unser Branchenverband Dehoga mit den Politikern gesprochen hat? Immer wieder haben wir gefordert und angemahnt, dass die reduzierte Mehrwertsteuer in Höhe von sieben Prozent Bestand haben müsse. Es gab durchaus Versprechungen und dann auf einmal war alles wieder gestrichen und die Steuer wird erhöht. Das ist nicht nachzuvollziehen und ungerecht.

Befürchten Sie, dass jetzt weniger Gäste kommen?

Ja, auf jeden Fall. Aber momentan ist das eher schlecht einzuschätzen, weil wir im Winter ohnehin weniger Gäste haben, es fehlen die Touristen und Besucher in der Stadt.

Wie sieht es konkret in Ihrem Restaurant aus? Ist die Preissteigerung ein Thema?

Die Gäste, die kommen, akzeptieren die neuen Preise. Wir haben viele Stammkunden, aber auch spontane Restaurantbesucher. Falls es Fragen geben sollte, würde ich die Hintergründe offen gegenüber den Besuchern kommunizieren.

Das Thema Restaurantsterben ist nicht neu. Wird es durch die gestiegene Mehrwertsteuer zusätzlich befeuert?

Ja, einige Lokale haben auch schon zugemacht beziehungsweise es gibt einen neuen Besitzer. Das liegt aber nicht nur an der Mehrwertsteuer. Schon zu Corona-Zeiten sind wir Gastronomen quasi wie Schwerverbrecher behandelt worden und mussten über längere Zeiträume unsere Lokale schließen. Dann kam im Sommer 2022 der Waldbrand in der Sächsischen Schweiz hinzu, weshalb in Folge viele Gäste wegblieben. In den vergangenen Wochen waren mehrere Restaurants von der Hochwasserlage bedroht. Außerdem wird die Bürokratie in unserer Branche immer größer. Irgendwann hat man einfach keine Lust mehr, weshalb manche Gastwirte wohl auch aufgeben.

Eine Option, die für Sie und Ihr Team aber nicht infrage kommt?

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich als Gastronom Prügelknabe der Nation bin. Aber ans Aufgeben denke ich persönlich nicht. Denn es geht mir auch um meine Gäste, die zu mir kommen und sich bedanken, sich freuen, dass sie bei uns sind und schöne Stunden verleben. Mit Freunden in einem Restaurant zu speisen bedeutet Gespräche, Austausch und Kommunikation. Für mich jedenfalls ist die Gastronomie, trotz aller Schwierigkeiten, der schönste Branche der Welt, weil wir Menschen glücklich machen.

Kommen wir zurück auf die jetzt gültige Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Wie reagieren Ihre Kollegen darauf?

Unterschiedlich. Manche haben bereits erhöht, andere erhöhen in Etappen. Manche haben generell die Karte geändert und neue Gerichte mit aufgenommen. Einige Gastwirte warten auch noch ab. Und man darf eines bei diesem Thema nicht vergessen: Betroffen ist ja nicht nur die Gastronomie, sondern auch die Schulspeisung sowie das Essen in der Kita. Das ist für manche Familien finanziell sehr schwierig. Ich befürchte, dass in der Schule noch weniger Kinder mitessen werden.