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Streiks an Hochschulen in Sachsen: Viele Hörsäle blieben heute leer

Am Montag streikten studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Forderung: ein einheitlicher Tarifvertrag.

Von Fionn Klose
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Die GEW Sachsen rief zu landesweiten Arbeitsniederlegungen an Hochschulen auf.
Die GEW Sachsen rief zu landesweiten Arbeitsniederlegungen an Hochschulen auf. © dpa

Dresden/Chemnitz/Leipzig. Am Montag sind bundesweit Studierende und Beschäftigte an Hochschulen in den Streik getreten. Auch in Leipzig, Zwickau, Chemnitz und Dresden blieben angesichts des Hochschulaktionstages die Hörsäle und Seminarräume leer.

Unter dem Motto "Schluss mit der prekären Wissenschaft" fordert ein Bündnis aus Gewerkschaften, Studierendenvertretungen und hochschulpolitischen Organisationen unter anderem mehr Lohn und einen Tarifvertrag (TVStud) für studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte. Diese seien laut Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) für die gesamte Woche zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Am Montag waren Kundgebungen und Veranstaltungen in den betroffenen Städten geplant.

Wie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mitteilte, beteiligten sich an den Streiks am Montag in Sachsen insgesamt 900 Menschen. "An den Hochschulen wächst ein starkes Selbstbewusstsein für die eigene Kampfkraft in Tarifauseinandersetzungen", sagt Burkhard Naumann, Landesvorsitzender der GEW Sachsen.

Die Gewerkschaft Verdi fordert für alle an Hochschulen Beschäftigte 10,5 Prozent mehr Gehalt. Das Gewerkschaftsbündnis TVStud fordert eine Tarifbindung für studentische Beschäftigte. "Es ist ein Skandal, dass die über 6.500 studentisch Beschäftigten an Hochschulen keinem Tarifvertrag unterliegen, obwohl der Freistaat Sachsen ihr Arbeitgeber ist", sagt der sächsische DGB-Chef Markus Schlimbach. "Ohne Tarifvertrag arbeiten die Kolleginnen und Kollegen auf Mindestlohnniveau und haben meist eine Vertragsdauer von wenigen Monaten."

Teilnehmerinnen und Teilnehmer demonstrierten in Dresden im Rahmen des bundesweiten Hochschulaktionstages.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer demonstrierten in Dresden im Rahmen des bundesweiten Hochschulaktionstages. © dpa

Berlin ist einziges Bundesland mit Tarifvertrag

Auch die sächsische SPD fordert einen Tarifvertrag. Er sei "mehr als nur eine Regelung zum Entgelt", sagt Irena Rudolph-Kokot, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit in der SPD Sachsen. Er garantiere Urlaub, Lohnfortzahlung, Zuschläge und mehr. "Es ist absolut nicht nachvollziehbar, warum eine Gruppe im Regelungsbereich des öffentlichen Dienstes, die studentischen Hilfskräfte, nicht von einem Tarifvertrag erfasst sein soll."

Aktuell können die Bundesländer und ihre Universitäten den Lohn ihrer studentischen Beschäftigten selbst bestimmen. Hilfskräfte mit Bachelorabschluss erhalten dafür Gehälter knapp über dem Mindestlohn. Wer einen Master hat, kann mehr Geld bekommen.

Berlin ist das einzige Bundesland mit einem Tarifvertrag für studentische Beschäftigte. Der erste Vertrag wurde bereits in den 1980er Jahren beschlossen. Er wurde 2018 neu aufgesetzt. Er regelt die Arbeitszeiten, Zeitzuschläge zusätzlich zum Stundenentgelt, bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Gewerkschaften kündigen weitere Streiks an

Die Gewerkschaften für Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verdi haben die Beschäftigten auch für Dienstag, 21. November, zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Dann sind Schulen im Raum Chemnitz und Zwickau betroffen.

Die Gewerkschaften kündigten für die die kommenden Wochen weitere Streiks an, insbesondere in den beiden Wochen vor dem nächsten Verhandlungstermin am 7. und 8. Dezember. Dann sind auch Angestellte in Kitas und an Schulen dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. "Schon bald wird auch an Schulen gestreikt", sagte Sachsens GEW-Chef Burkhard Naumann. Gerade in den ostdeutschen Bundesländern und in Berlin gebe es viele Lehrer, die angestellt seien und nicht verbeamtet und die deshalb streiken könnten.