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Hallen zu: Kindern fehlt Schwimmunterricht

In Sachsen können Tausende derzeit nicht Schwimmen lernen. Verbände sehen kaum Chancen, das schnell nachzuholen - und warnen vor Badeunfällen.

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Schwimmen lernen unmöglich: Bäder in Sachsen sind seit Monaten zu - und bleiben es bis auf Weiteres.
Schwimmen lernen unmöglich: Bäder in Sachsen sind seit Monaten zu - und bleiben es bis auf Weiteres. © Nikolai Schmidt (Symbolbild)

Dresden. Die Schwimmhalle ist zu, der Schwimmunterricht fällt aus: Der durch den Lockdown entstandene Rückstand beim Schwimmunterricht der Grundschüler in Sachsen ist aus Sicht der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) kurzfristig kaum aufzuholen. "Es gibt dafür zu wenige Schwimmhallen", sagte der DLRG-Geschäftsführer in Sachsen, Sebastian Knabe. Die Zahl der Schwimmbahnen, die den Schulen in diesen Hallen für den Unterricht zur Verfügung stehe, sei nicht ausreichend. Zudem fehle es an Schwimmlehrern.

Auch der Chef des Deutschen Schwimmlehrerverbandes, Alexander Gallitz, rechnet wegen des ausgefallenen Schwimmunterrichts in den Schulen in den Sommermonaten der nächsten Jahre in den Bädern und Seen vermehrt mit Badeunfällen.
Nach Angaben des Kultusministeriums haben rund 10 000 Zweitklässler von Grund- und Förderschulen im Schuljahr 2019/2020 wegen der Corona-Pandemie keinen oder nur zum Teil Schwimmunterricht erhalten. Für das aktuelle Schuljahr 2020/2021 müssten die Zahlen erst noch ermittelt werden, hieß es.

Schwimmen hat keine Priorität

Im Herbst vergangenen Jahres hatte das Ministerium in einer Stellungnahme auf einen Antrag der Linke-Fraktion ein Konzept angekündigt, mit dem der entfallenen Schwimmunterricht kompensiert werden sollte. Den Kindern sollten in den Jahren 2021 und 2022 in den Ferien in Zusammenarbeit mit den Schwimmsport-Vereinen, Kommunen und der gesetzlichen Unfallkasse Schwimmkurse angeboten werden.

Das habe wegen der Pandemie und den Hallen-Schließungen nicht realisiert werden können, hieß es. "Wir haben das aber weiter im Blick", sagte eine Kultussprecherin. "Priorität hat aber zunächst einmal das Lernen von Lesen, Schreiben und Rechnen. Alles andere hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab."

Gefahren im Sommer

Knabe zufolge war die Zahl der für den Unterricht zu Verfügung stehenden Schwimmbahnen und der Schwimm-Lehrer schon vor der Pandemie knapp. Gallitz befürchtet, dass die Hallenkapazitäten noch weiter zurück gehen könnten. Manche Schulen hätten die Kinder in Bädern von Hotels oder von Heimen unterrichtet. "Diese werden erst wieder Wasser in die Becken lassen, wenn sie wissen, wie es mit der Corona-Pandemie weitergeht", sagte Gallitz.

Die Kinder, die nicht schwimmen können, seien großen Gefahren ausgesetzt. "Spätestens im Sommer, wenn sie wieder in Naturgewässern baden, wird sich der durch Corona ausgefallene Schwimmunterricht lebensgefährdend bemerkbar machen." Es müsse unter strengen Hygieneauflagen versucht werden, die verlorene Trainingszeit so schnell wie möglich aufzuholen.

Der Präsident des Schwimmverbandes Sachsen, Wolfram Sperling, betonte, dass Schwimmhallen geschlossen werden. Viele seien in den 1970er Jahren gebaut worden, eine Rekonstruktion sei teuer. Vom Lockdown seien der Leistungs- und der Breitensport gleichermaßen betroffen. Auch die rund 95 Schwimmvereine in Sachsen könnten aktuell keine Anfängerkurse anbieten. Diese hätten vor der Pandemie mehrmals im Jahr stattgefunden.

Jeweils etwa 10 bis 15 Mädchen und Jungen im Alter zwischen fünf bis acht Jahren hätten dort meist das Schwimmabzeichen in Bronze erworben. Junge Schwimmsportler könnten dauerhaft wegbleiben, wenn sich nicht trainieren und keine Wettkämpfe stattfinden. (dpa)