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Immer weniger Sachsen gehen zur Krebs-Vorsorge

Wegen der Corona-Pandemie werden Untersuchungen in Sachsen vernachlässigt. Die Krebshilfe rechnet für 2023 deshalb mit mehr Toten.

Von Kornelia Noack
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Auf der Bildschirmdarstellung einer Magnetresonanz--Mammographie ist ein winziger Tumor in der Brust einer Patientin zu sehen.
Auf der Bildschirmdarstellung einer Magnetresonanz--Mammographie ist ein winziger Tumor in der Brust einer Patientin zu sehen. © Jan-Peter Kasper/dpa (Symbolfoto)

Krebspatienten haben heute größere Überlebenschancen, weil sich die Möglichkeiten der Diagnose und Therapie verbessern. Im kommenden Jahr könnte sich das ändern. Die Deutsche Krebshilfe rechnet für 2023 mit einer erhöhten Sterblichkeit von Krebskranken, auch im Freistaat. Grund ist die Corona-Pandemie.

Aus Angst vor einer Ansteckung vermeiden viele Sachsen immer noch Früherkennungsuntersuchungen. In beiden Pandemiejahren wurden deutlich weniger Check-ups genutzt als vor Corona.

Laut wissenschaftlichem Institut der AOK sind vor allem Hautchecks stark zurückgegangen. 2021 fanden in Sachsen 14 Prozent weniger statt als 2019. An der Vorsorge für Gebärmutterhalskrebs nahmen 8,5 Prozent weniger Versicherte teil, bei der Prostatakrebs-Früherkennung 3,7 Prozent. „Entdecken wir Tumoren in einem frühen Stadium, sind die Heilungschancen für viele Krebsarten besser“, sagt Thomas Seufferlein, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Der AOK-Bundesverband rät, versäumte Untersuchungen nachzuholen. „Sie könnten Leben retten“, so Vorstandschefin Carola Reimann.

Darmkrebs ist tückisch

Die Barmer, die Techniker Krankenkasse und die DAK Gesundheit registrierten in Sachsen den stärksten Rückgang bei der Darmkrebs-Früherkennung. Ab 50 können Männer und Frauen jährlich, ab 55 in zweijährigen Abständen eine Untersuchung auf Blut im Stuhl durchführen lassen.

„Darmkrebs ist tückisch, weil er lange symptomlos bleibt. Deshalb ist die Darmkrebsvorsorge wichtig“, sagt Barmer-Landeschef Fabian Magerl. Im Jahr 2021 nutzten diese Möglichkeit jedoch 16 Prozent weniger Barmer-Versicherte als noch 2019. Bei der DAK ging der Wert um 17 Prozent zurück.

Fast 32.000 Erkrankungen

Laut Krebsregister wurden 2019 in Sachsen 31.861 Neuerkrankungen diagnostiziert. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Jede vierte bösartige Neubildung tritt demnach bei Männern an der Prostata auf. Jede zehnte betrifft die Lunge oder den Darm. Frauen erkranken mit Abstand am häufigsten an Brustkrebs. Umso erfreulicher ist, dass sich laut AOK die Situation beim Mammographie-Screening nach starken Einbrüchen weitgehend normalisiert. Viele Frauen haben die Untersuchung, die ihnen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr alle zwei Jahre zusteht, nachgeholt.

Angesichts weniger Krebsdiagnosen sanken auch die OP-Zahlen in Sachsen. So sind die Darmkrebs-Eingriffe in den vergangenen zwei Jahren laut AOK jeweils um 13 Prozent im Vergleich zu 2019 zurückgegangen. Überwiegend seien dabei Operationen von Darmkrebs in frühen Stadien betroffen. AOK-Vorständin Reimann: „Ob das künftig mehr Sterblichkeit bedeutet, wird sich langfristig zeigen.“