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Köpping: Nicht alle Kliniken können künftig alles machen

Sachsens Krankenhäuser stehen vor großen Veränderungen. Die Gesundheitsministerin macht ihnen Mut - und wirbt für bessere Verzahnung stationärer und ambulanter Behandlung.

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Petra Köpping: "Wir wollen unsere 77 Krankenhausstandorte erhalten."
Petra Köpping: "Wir wollen unsere 77 Krankenhausstandorte erhalten." © Archivbild:  dpa/Robert Michael

Dresden. Sachsen strebt im Zuge der Krankenhausreform eine bessere Behandlung der Patienten an. "Wir wollen unsere 77 Krankenhausstandorte erhalten. Aber sie werden nicht so bleiben können, wie sie sind", sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Nicht mehr alle Krankenhäuser sollten künftig alles machen, sondern eine Spezialisierung vornehmen. Das führe zu einer höheren Qualität der Behandlung. Als Beispiel nannte sie Krebspatienten. Ihre Heilungschancen lägen um 25 Prozent höher, wenn sie in einem Krebszentrum statt in einem normalen Kreiskrankenhaus behandelt würden.

Nach Darstellung Köppings wird die Diagnose des Arztes darüber entscheiden, an welcher Stelle die beste Therapie geleistet werden kann. Auch die Behandlungsdauer sei ein Faktor. "Die Liegezeiten in Krankenhäusern haben sich massiv verändert. Bei einer Blinddarm-Operation kann man heute in der Regel schon am nächsten Tag nach Hause." Früher habe man dafür eine ganze Woche im Krankenhaus verbringen müssen. "Es gibt Erkenntnisse darüber, dass Patienten mit einer vergleichsweise kurzen Verweildauer im Krankenhaus eine bessere gesundheitliche Perspektive haben als andere." Viele Patienten könnten nach einer OP auch gut zu Hause betreut werden.

Die Ministerin erinnerte an die laufende Anhörung zum Krankenhausplan für den Freistaat. Bis Ende März müsse jedes Krankenhaus angeben, welches Leistungsspektrum es künftig anbiete. Danach finde auf Regionalkonferenzen die Feinabstimmung statt. "Eine Kooperation zwischen Krankenhäusern gibt es schon heute. Ich möchte aber, dass sie nicht nur im Notfall stattfindet, sondern im Alltag. Wer die Hüftoperation besser leisten kann, soll sie machen." Das bedeute keinesfalls, dass die Krankenhauslandschaft ausgedünnt wird. "Es geht um die beste Versorgung. Im Mittelpunkt steht allein der Patient."

Köpping zufolge wird die Reform mit einem höheren Stellenwert der ambulanten Versorgung einhergehen. Oft könnten Patienten ambulant sogar besser versorgt werden. "Der Patient kommt nach der Diagnostik dorthin, wo die Spezialisten sitzen und der spezielle medizinische Fall zum Tagesgeschäft gehört." Nötig sei aber eine enge Verzahnung stationärer und ambulanter Behandlung. Nach einer Operation müsse beispielsweise klar sein, wo der Patient zum Wechseln der Verbände und zur Nachkontrolle hingehen kann. Mit einer besseren Verzahnung ließen sich auch kostenintensive Doppeluntersuchungen vermeiden.

Köpping ging auf die angespannte Personalsituation in Krankenhäusern ein. Die Universitätskliniken in Dresden und Leipzig sähen sich schon heute mit Anfragen anderer Häuser konfrontiert, ob sie nicht Ärzte abstellen könnten. "Wir brauchen generell einen besseren Austausch. So könnte etwa ein Kinderarzt im Krankenhaus dann ambulant arbeiten, wenn seine Station zu bestimmten Zeiten nicht voll ausgelastet ist." Für eine Vernetzung könnten Gesundheitskoordinatoren vor Ort sorgen, die der Freistaat bereits finanziere. "Wir wollen mit den vorhandenen Kapazitäten das Angebot erweitern. Dazu brauchen wir Zeit. In Reichenbach hat die Zeit nicht gereicht."

Die Ministerin ging damit auf das Schicksal der Paracelsus-Klinik Reichenbach im Vogtland ein. Die Klinik mit rund 320 Mitarbeitern ist insolvent und schließt am 31. März. Wegfallende Angebote sollen nun von anderen Anbietern übernommen werden, darunter von Krankenhäusern in Zwickau oder Greiz (Thüringen). Landkreis und Kommune planen ein Versorgungszentrum in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft. Leider habe man in Reichenbach nicht rechtzeitig auf die Situation reagiert, so Köpping: "Seit der Insolvenz der Paracelsus-Gruppe vor vier Jahren hat man gewusst, dass es Probleme gibt. Doch eine Umstrukturierung ist aus welchen Gründen auch immer nicht erfolgt. Das bedauere ich." (dpa)