Dresden. Der Wechsel kommt überraschend, doch hinter den Kulissen war er offenbar bereits seit längerem still vorbereitet worden. Der Hauptantrieb dabei war wohl nicht zuletzt der Wunsch von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), im Finanzministerium gewissermaßen eine „Bremse“ zu lösen. Amtschef Dirk Diedrichs soll mehr verhindert als ermöglicht haben, heißt es.

Darum nun der Versuch eines gesichtswahrenden Wechsels in ein neues, „Spitzenamt“: Diedrichs wird zum 26. April Beauftragter für Großansiedlungen. Das gab Ministerpräsident Michael Kretschmer am Dienstag in Dresden bekannt. Die „Macher- und Manager-Qualitäten“ des 60-jährigen Volkswirts Diedrichs könnten die Wirtschaftsregion Sachsen entscheidend voranbringen. Das Vorhalten von Grundstücken und Infrastruktur für mögliche künftige Großinvestitionen aus der Mikroelektronik könne nicht nur aus einem Ministerium geleistet werden, sondern müsse vernetzt gedacht und künftig aus der Staatskanzlei gesteuert werden.

Das Amt eines Ansiedlungs-Beauftragten ist nicht ganz neu im Freistaat: Von 2003 bis 2008 war Alexander Prinz von Sachsen bereits als Beauftragter tätig.

Kritik kommt von den Linken

Neuer Amtschef im Finanzministerium wird zum 26. April Sebastian Hecht, der seit Juni 2020 Leiter des Geschäftsbereichs Kultur- und Tourismus bei Kulturministerin Barbara Klepsch ist. Der 44-jährige Jurist stammt aus Großenhain und war zuvor in verschiedenen Positionen im Justizministerium sowie an verschiedenen Gerichten tätig. Kretschmer lobte Hecht, er sei ein „kluger, strategisch denkender und engagierter Kopf und Verwaltungsexperte“.

Besonderen Wert legte Kretschmer bei der Personalverkündung darauf, wie sehr er sich freue, dass mit Hecht ein „Landeskind“ die Aufgabe im Finanzministerium übernehme. Amtsvorgänger Dirk Diedrichs ist im nordrhein-westfälischen Remscheid geboren und war 1996 ins sächsische Finanzministerium gewechselt.

Kritik an der Entscheidung von Ministerpräsident Michael Kretschmer, einen Beauftragten von Großansiedlungen einzurichten, kam von Linksfraktionschef Rico Gebhardt. Er werte dies als "Misstrauensvotum gegen Regionalminister Thomas Schmidt und vor allem gegen Wirtschaftsminister Martin Dulig". Gebhardt weiter: "Ich frage mich langsam, wofür letzterer noch zuständig ist, nachdem er die Themen Energiepolitik und Digitalisierung bereits vor Jahren abgeben musste."