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Wagenknechts Flirt mit der Sachsen-CDU erzeugt Aufmerksamkeit

Die Offerte Sahra Wagenknechts an Sachsens Christdemokraten zeigt, wie kompliziert die Regierungsbildung werden kann. Ein Kommentar.

Von Thilo Alexe
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Sahra Wagenknecht kann sich vorstellen, mit der CDU in Sachsen zu regieren.
Sahra Wagenknecht kann sich vorstellen, mit der CDU in Sachsen zu regieren. © dpa; SZ

Sahra Wagenknechts Flirtversuch mit Michael Kretschmers Sachsen-CDU mag naiv sein, gut kalkuliert oder gar vermessen. Doch er hat Aufmerksamkeit erzeugt. Das liegt daran, dass Wagenknechts Koalitionsofferte an die Sachsen-Union ein grelles Schlaglicht auf die komplizierten Themen Mehrheitsbildung und Parteienbindung im Osten wirft.

Niemand kann seriös prognostizieren, ob der Mix der Ex-Genossin aus rechter Gesellschafts- und linker Sozialpolitik im kommenden Jahr zu Wahlerfolgen führt. Die beachtlichen Umfragewerte sind allenfalls ein Indiz. Der Aufbau von Parteistrukturen ist schwierig, aber machbar. Vieles hängt davon ab, wie gut Wagenknechts Grunderzählung funktioniert. Ob die prominente Abgeordnete tatsächlich jene mobilisiert, die sich nach ihrer Einschätzung vom etablierten Parteienspektrum nicht mehr vertreten fühlen.

Für die CDU stellt sich im Osten generell die Frage nach Bündnispartnern. Die FDP ist in Sachsen außerparlamentarisch, Grüne und SPD sind einstellig. Gerät die Wahl zur Ampel-Abrechnung, dürfte es für eine Koalition mit der CDU schlichtweg nicht mehr reichen. Was dann?

Mit der AfD schließt Kretschmer ein Bündnis aus. So bliebe ihm die Tolerierung – oder womöglich Wagenknecht. Es mag seltsam klingen. Doch Schnittmengen gibt es, etwa bei der Kritik an Russlandsanktionen und der Energiewende.

Das Kenia-Bündnis wurde unter anderem geschmiedet, um die AfD zu verhindern. Aus den Fugen geriet es, weil der pragmatische Ansatz durch Krisen wie Corona, Ukrainekrieg und Inflation nicht mehr zum Tragen kam. Die bundespolitischen Differenzen wirken nach Sachsen hinein.

Gut möglich, dass die Regierungsbildung in Dresden kompliziert wird. Die Parteien sollten sich das klar machen. Es gehört zur Ehrlichkeit im Wahlkampf.