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Pirnaer Anwalt und Ex-CDU-Kreisrat wegen Vergewaltigung angeklagt

Ende Februar verhandelt das Landgericht Dresden gegen einen Juristen, der auch Vize-Bürgermeister war. Handyvideos verrieten ihn.

Von Alexander Schneider
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Markus Funken muss sich vor dem Dresdner Landgericht verantworten.
Markus Funken muss sich vor dem Dresdner Landgericht verantworten. © Daniel Förster/Rene Meinig

Der 62-Jährige war mal CDU-Chef in seiner Stadt, war Stadt- und Kreisrat, bis Ende 2022 auch stellvertretender Bürgermeister von Bad Gottleuba-Berggießhübel. Seit Ende August vergangenen Jahres jedoch sitzt Markus Funken in Untersuchungshaft.

Damals durchsuchte die Polizei seine Wohnungen und seine Kanzlei in Pirna nach Unterlagen wegen des Verdachts einer Geldwäsche im Zusammenhang mit dem bislang größten Heroin-Schmuggel der bundesdeutschen Kriminalgeschichte. Einer der mutmaßlichen Schmuggler ist Torsten N. aus Dresden, in dessen Firma Funken ein Mitgesellschafter war.

Seit Ende Oktober 2023 steht N. gemeinsam mit vier weiteren Angeklagten vor dem Landgericht Dresden. Es geht um 2,1 Tonnen Heroin aus dem Iran, die für die Niederlande bestimmt gewesen waren. Der Geldwäsche-Verdacht war der Anlass, als die Beamten Funkens Anwaltskanzlei und seine Wohnungen durchsuchten.

Doch die Ermittler fanden Material, das den Anwalt in einer völlig anderen Sache schwer belastete. Dieser sogenannte Zufallsfund, nach SZ-Informationen Handyvideos, hatte zur sofortigen Verhaftung Funkens wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr geführt. Zunächst hatte die Justiz keine Angaben zur Art und Schwere der Vorwürfe gegen den Juristen gemacht.

Vorwurf: Schwere Vergewaltigung

Nun ist klar: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm mehr als 100 Fälle sexueller Gewalt gegenüber einer Angestellten vor, darunter mehrfach „schwere Vergewaltigung“. Das teilte ein Sprecher des Landgerichts Dresden auf Anfrage mit. Das Hauptverfahren sei bereits eröffnet. Der Prozess soll am 26. Februar beginnen. Zunächst sind sechs Sitzungstage bis April geplant.

Bereits am vergangenen Donnerstag hat der Stadtrat von Bad Gottleuba-Berggießhübel den Verlust der Wählbarkeit Funkens erklärt. Damit ist er auch sein Stadtratsmandat los. Grund dafür sind allerdings weder die Anklage noch der anstehende Prozess. Auch für Funken gilt bis zu seiner rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung.

Der Stadtrat hatte vielmehr formal festzustellen, dass der 62-Jährige nicht mehr in der Stadt wohnt, wenn auch nicht ganz freiwillig, denn er sitzt nach wie vor in U-Haft. Einen Nachfolger für ihn gibt es nicht, da kein Nachrücker mehr auf der CDU-Liste steht.

Funken stammt aus dem Rheinland, zog 1993 mit seiner Familie nach Sachsen und baute in Pirna eine Kanzlei auf. Er soll sich ab 2017 regelmäßig an einer Angestellten, mit der er zuvor bereits eine intime Beziehung gehabt habe, vergangen haben, über vier Jahre. Er habe teilweise Geschlechtsverkehr gegen ihren Widerstand beziehungsweise gegen ihren erkennbaren Willen durchgeführt. (mit SZ/sab)