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Hochschule der Polizei kommt nicht zur Ruhe

Seit Langem gibt es Streit um Standort und Qualität der Ausbildung sächsischer Polizisten. Jetzt ist eine Verlagerung im Gespräch.

Von Karin Schlottmann
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Die Polizeihochschule hat ihren Sitz in Rothenburg/Oberlausitz.
Die Polizeihochschule hat ihren Sitz in Rothenburg/Oberlausitz. © André Schulze

Die Personalquerelen an der Hochschule der Sächsischen Polizei haben eine neue Debatte um den Standort der Einrichtung ausgelöst. Die Hochschule hat ihren Sitz abseits der großen Zentren in Rothenburg/Oberlausitz. Dies sei einer der Gründe, warum gutes Personal für Lehre und Verwaltung so schwer zu gewinnen sei, argumentieren die Kritiker seit Jahren.

Der Hauptpersonalrat der sächsischen Polizei hat sich nach langer Beratung am Freitag dafür ausgesprochen, einen Teil des Studiums nach Bautzen zu verlagern. Offensichtlich berge der Standort „Risiken für die Zielerreichung“, heißt es in dem Positionspapier. Um die Attraktivität der Hochschule und der Ausbildung für die sächsische Polizei zu erhöhen, wäre ein Wechsel sinnvoll.

Für einen Großteil des Lehrkörpers, aber auch für die Studentinnen und Studenten sei das an der sächsisch-polnischen Grenze gelegene Rothenburg „unvorteilhaft“, heißt es in dem Papier. Da es aus finanziellen Gründen nicht angemessen sei, auf den gerade ausgebauten Standort zu verzichten, könnte die Einrichtung in Rothenburg künftig für die Fortbildung genutzt werden.

Der Hauptpersonalrat besteht darauf, dass die Struktur nicht angetastet werde. Aus- und Fortbildung müssten organisatorisch unter einem Dach bleiben.

Professoren fordern Meißen als neuen Standort

Unterdessen gibt es weitere Vorschläge für die Zukunft der Hochschule. In einem Brief an Landespolizeipräsident Jörg Kubiessa haben kürzlich mehrere Professoren eine Verlagerung nach Meißen gefordert. Die Stadt, in der die Verwaltungshochschule ihren Sitz hat, sei „reizvoller“ als Rothenburg und besser erreichbar. In jedem Studienjahr müssten etwa 150 Studenten eine Anreise von bis zu 400 Kilometern in Kauf nehmen. Dies sei für alleinerziehende Studenten und Dozenten mit Kindern mit vielen Nachteilen verbunden.

In Meißen seien Synergieeffekte möglich, es könne gemeinsame Lehrveranstaltungen für angehende Polizisten und Verwaltungsbeamte geben. Tatsächlich hatte Innenminister Armin Schuster (CDU) kürzlich bei einem Besuch in Rothenburg den Rektor der Meißener Hochschule, Frank Nolden, mitgebracht - eine Geste, die mancher Mitarbeiter dort bereits als Drohung empfunden haben soll.

Ministerpräsident Michael Kretschmer hält, so heißt es, nicht viel von dieser Idee. Er könne sich eher eine Kooperation auf der Führungsebene mit der Hochschule Görlitz/Zittau vorstellen. Sein Sprecher Ralph Schreiber sagte, die Polizei-Hochschule stehe vor großen Herausforderungen, es würden derzeit mehrere Optionen geprüft. Entschieden sei noch nichts.

Unterdessen hat die Hochschule nach SZ-Informationen bei der Entscheidung über den künftigen Kanzler eine neue Niederlage erlitten. Der vom Innenministerium ausgewählte Kandidat habe bereits wieder abgesagt, heißt es.