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Bad Schandau, der Tourismus und das Geld

Die Kurstadt verbucht die meisten Gäste und zahlt deshalb die höchsten Beiträge im Tourismusverband Sächsische Schweiz. Die Kritik daran wird lauter.

Von Dirk Schulze
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Blick auf Bad Schandau im Herbst, im Hintergrund der Lilienstein: Die Kurstadt zählt die meisten Übernachtungen in der Sächsischen Schweiz.
Blick auf Bad Schandau im Herbst, im Hintergrund der Lilienstein: Die Kurstadt zählt die meisten Übernachtungen in der Sächsischen Schweiz. © Steffen Unger

Alle Jahre wieder, möchte man meinen. Jedes Mal, wenn es sich in Bad Schandau um die Mitgliedsbeiträge für den Tourismusverband Sächsische Schweiz dreht, flammt die Diskussion über deren Höhe erneut auf. Dieses Mal musste der Stadtrat gut 13.000 Euro freigeben - zusätzlich. Insgesamt zahlt die Kurstadt 2020 über 105.000 Euro an den Verband, im Haushalt eingeplant waren nur 92.000 Euro.

Die Beiträge der Kommunen an den Verband bemessen sich anhand der Gemeindegröße und der Übernachtungszahlen des Vorjahres - und die lagen auf Rekordniveau. Bad Schandau verbucht die meisten Übernachtungsgäste in der Sächsischen Schweiz und ist damit auch der mit Abstand größte Beitragszahler im Tourismusverband. Das stößt in der Stadt schon länger auf Kritik.

Schon im vergangenen Jahr hatten sich Bürgermeister Thomas Kunack (WV Tourismus) und die Stadträte der verschiedenen Fraktionen für eine Deckelung der Beträge ausgesprochen. Innerhalb des Tourismusverbands konnte sich Bad Schandau mit diesem Ansinnen aber bisher nicht durchsetzen.

"Was bringt uns der Tourismusverband?"

Inzwischen gibt es Stimmen, welche die Mitgliedschaft im Verband generell infrage stellen. "Wir müssen uns Gedanken machen: Was bekommen wir für unser Geld? Was bringt uns der Verband?", sagte Stadtrat André Große (WV Tourismus). Er äußerte die Vermutung, dass sich mittlerweile parallele Strukturen entwickelt hätten. Bad Schandau betreibt mit seiner Kur- und Tourismus GmbH BSKT einen eigenen Buchungsservice und ein eigenes Marketing.

Könnte man sich nicht vielleicht nur projektbezogen beim Verband einkaufen?, fragte Große. Beim Tourismusverband Erzgebirge beispielsweise gebe es eine Deckelung der Mitgliedsbeiträge, wie sie Bad Schandau für die Sächsische Schweiz fordert.

CDU-Stadtrat Maik Bredner wies darauf hin, dass zusätzlich zum städtischen Mitgliedsbeitrag auch die Hotels und Pensionen in Bad Schandau noch für den Tourismusverband zahlen. Die finanziellen Verhältnisse müssten sich auch in den Mehrheitsverhältnisse im Verband widerspiegeln, so seine Argumentation. Obwohl Bad Schandau mit Abstand die höchste Summe zahlt, hat die Stadt im Verhältnis zu anderem Kommunen bei Entscheidungen nicht mehr Stimmen.

Bad Schandau will Beiträge deckeln

Bad Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack ist Vorstandsmitglied und stellvertretender Vorsitzender des Tourismusverbands. Mit dem Rückhalt seines Stadtrats will er die Diskussion um eine Deckelung der Beiträge im Verband neu anstoßen. Zuvor werden die Bad Schandauer Stadträte aber im Dezember noch ausführlich diskutieren, welche Strategie sie verfolgen. Grundlage ist eine interne Studie, die unter anderem die städtische Kur- und Tourismus GmbH zum Thema hat.

Dass Bad Schandau tatsächlich einen Austritt aus dem Tourismusverband anstrebt, dürfte aber eher unwahrscheinlich sein. Noch im Februar hat Thomas Kunack in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Verbands in Gohrisch für den Tourismusverband geworben. In der Nachbargemeinde wollten einige Gemeinderäte raus aus dem Verband. Für Gohrisch ging es damals um einen Mitgliedbeitrag von 28.000 Euro.

Erfolgreiches Marketing für die Sächsische Schweiz

"Im Konkurrenzkampf gegen andere Mittelgebirge, die auch um jeden Gast ringen, können wir nur bestehen, wenn wir uns hier gemeinsam stark machen", hatte Kunack erklärt und davor gewarnt, den Erfolg des Tourismus in der Sächsischen Schweiz zu gefährden. Gohrisch entschied sich letztlich für den Verbleib im Verband.

In Bad Schandau selbst läuft die Diskussion um die Mitgliedsbeiträge schon seit Jahren. Anfang 2016 hatte der Stadtrat deshalb schon einmal Verbandsgeschäftsführer Tino Richter eingeladen. Richter verwies damals auf das erfolgreiche Marketing des Tourismusverbands. Die Bekanntheit der Sächsischen Schweiz als Urlaubsregion wächst, die Übernachtungszahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an. Zudem werbe der Verband auch Fördermittel ein. Zu diesem Zeitpunkt lag der Jahresbeitrag von Bad Schandau noch bei rund 67.000 Euro. Mittlerweile sind es 105.000 Euro.

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