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Das ist der Retter der Zeibigmühle in Königstein

Markus Zeibig stammt nicht aus Königstein, fühlt sich aber dem hiesigen Familienerbe mehr als verpflichtet. Ohne ihn wäre die Mühle wohl ganz verloren.

Von Katarina Gust
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Ein Ort mit Familientradition: Markus Zeibig und sein Partner Gunnar Baumann wollen die Zeibigmühle in Königstein retten - vorerst vor dem weiteren Verfall.
Ein Ort mit Familientradition: Markus Zeibig und sein Partner Gunnar Baumann wollen die Zeibigmühle in Königstein retten - vorerst vor dem weiteren Verfall. © Karl-Ludwig Oberthür

Eigentum verpflichtet. Familie oftmals auch. Bei Markus Zeibig trifft beides zu. Der studierte Jurist ist der Nachfahre einer früher bekannten Unternehmerfamilie aus Königstein. Sein Urgroßvater Walter Zeibig hatte 1901 die Hamischmühle übernommen. Eine Getreidemühle, die im Jahr 1721 am Flusslauf der Biela in Betrieb ging und bis in die 1950er-Jahre blieb. Anfangs gehörte das großzügige Areal der Familie Hamisch. Durch den Eigentümerwechsel ging das Grundstück an die Zeibigs über und die Mühle wurde entsprechend umbenannt.

Das Geschäft florierte. Das Getreidemehl wurde überregional verkauft. Von diesen erfolgreichen Zeiten ist heute jedoch kaum mehr etwas übrig. Die Zeibigmühle, die seit der politischen Wende leer steht, ist massiv verfallen. Teile des Daches sind eingestürzt, darunter liegende Etagen ebenso. Experten gehen davon aus, dass das Mühlengebäude vermutlich in den nächsten zwei bis fünf Jahren von selbst eingefallen wäre. Eine Notsicherung soll diese Katastrophe nun verhindern.

Für komplette Sanierung sind Millionen notwendig

Markus Zeibig hat lange darum gekämpft, Fördermittel für die Notsicherung zu bekommen. Insgesamt 690.000 Euro hat er vom Freistaat erhalten, weitere 90.000 bis 100.000 Euro aus seinem Privatvermögen sind notwendig, um den Verfall vorerst zu stoppen. "Für eine richtige Sanierung sind Millionen notwendig", sagt der Anwalt für Immobilienrecht.

Im Stillen träumt er davon, das Areal wieder so zu gestalten, wie es einmal war - wie es seine Familie noch erlebt hat. Er selbst ist zu jung für eigene Erlebnisse. Zeibig stammt nicht aus Königstein. Er ist in Baden-Württemberg geboren und aufgewachsen. Seine Familie war in den 1950er-Jahren in die damalige BRD und nach Süddeutschland ausgewandert. Ein anderer Teil seiner Familie blieb dagegen in Königstein. Seine Großtante Ilse war beispielsweise die letzte Bewohnerin der Villa Zeibig, die ebenfalls zum Mühlenareal gehört.

Familienbild, fotografiert um 1910 in Königstein: Darauf zu sehen sind Markus Zeibigs Urgroßeltern Meta und Walter Zeibig mit ihren Kindern Alexander und Ilse, die wiederum der Opa und die Großtante von Markus Zeibig sind.
Familienbild, fotografiert um 1910 in Königstein: Darauf zu sehen sind Markus Zeibigs Urgroßeltern Meta und Walter Zeibig mit ihren Kindern Alexander und Ilse, die wiederum der Opa und die Großtante von Markus Zeibig sind. © privat

"1990 kam ich zum ersten Mal nach Königstein und bin langsam in das Thema hineingewachsen", sagt Markus Zeibig. Die Mühle, die Nebengebäude - alles sei ein großer Abenteuerspielplatz für ihn gewesen. Seit dieser Zeit fühlt er sich eng verbunden mit der Mühle, sammelt und bewahrt jedes Foto, jedes Dokument, das er zur Zeibigmühle bekommt. Der stattliche Fundus um das Familienarchiv geht bis zum Jahr 1860 zurück.

Es steht noch Hamischmühle drauf: Die Abbildung zeigt einen alten Lkw vor der Mühle um 1910. Auf dem vorderen Radkasten sitzt Markus Zeibigs Großonkel Manfred Zeibig.
Es steht noch Hamischmühle drauf: Die Abbildung zeigt einen alten Lkw vor der Mühle um 1910. Auf dem vorderen Radkasten sitzt Markus Zeibigs Großonkel Manfred Zeibig. © privat

2009 ging Markus Zeibig den nächsten Schritt und zog nach Sachsen, nach Dresden. Das Areal um die Mühle gehörte damals noch seinem Vater. Keine zehn Jahre später kam die Frage auf, in wessen Hände er das Grundstück abgeben solle. Markus Zeibig und sein Bruder setzten sich daraufhin zusammen - und einigten sich schnell. "Mein Bruder ist eher ein Freigeist. Er war einverstanden, dass ich das Grundstück überschrieben bekomme", erzählt Markus Zeibig.

Bürgermeister hofft auf Wiederbelebung

Seit 2019 ist er nun Eigentümer - und um den Erhalt der Mühle bemüht. Mit der geplanten Notsicherung ist nun der Anfang gemacht. Ein Engagement, das Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer freut. "Der Eigentümer hat lange um die Fördermittel gekämpft", sagt er. Gemeinsam mit den Denkmalschutzbehörden, der Landeskonservatorin und der Stadt Königstein sei ein wichtiger Schritt erfolgt. "Ich hoffe auf einen guten und reibungslosen Verlauf. Es wäre ein unglaublicher Mehrgewinn für die Region, wenn dieses Areal wiederbelebt werden würde", sagt Kummer und drückt Markus Zeibig und seinem Partner Gunnar Baumann die Daumen.

So weit will Zeibig aktuell noch nicht denken. Ideen hat er - die mit einer touristischen Nutzung zu tun haben - die aber noch lange nicht spruchreif sind. Denn alles hängt am Geld. Um das weitläufige Areal samt Herrenhaus, dem ehemaligen Gasthof zum Bielatal sowie den Pferdeställen und dem Getreidespeicher zu sanieren, seien grob geschätzt zwischen 20 und 30 Millionen notwendig. Eine Summe, die Markus Zeibig nicht einfach aus dem Ärmel schütteln kann.

©  SZ-Grafik: Gernot Grunwald

Schon jetzt investiere er jeden Cent in das Familienerbe. Nicht nur in die Mühle. Auch in die Villa Zeibig. Sie soll das neue Zuhause von Markus Zeibig und Gunnar Baumann werden. Beide hoffen, noch dieses Jahr nach Königstein ziehen zu können. Vor allem, um die Notsicherung besser im Blick zu haben. Aber auch, um die Familientradition fortzusetzen. Dafür sanieren sie derzeit aus privaten Mitteln die 1922 erbaut Fabrikantenvilla, die schräg gegenüber am Hang liegt. Drumherum erstreckt sich ein Park, der als Gartendenkmal gelistet ist. "Wir wollen so viel wie möglich in der Villa erhalten", sagt Markus Zeibig. Auch, wenn Restaurationen mehr kosten als moderne Neuanschaffungen. "Sonst geht das Flair und der Charme verloren und damit Geschichte."