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Sächsische Schweiz: Fichte stürzt auf Walderlebniszentrum

Der Sachsenforst lässt den Komplex in Leupoldishain derzeit durch einen Neubau ersetzen. Der Baum richtete so keinen großen Schaden an - nur an einem Bagger.

Von Katarina Gust
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Etwa 25 Meter lang ist der Baum, der bei einem Sturm auf die Baracke des Walderlebniszentrums Leupoldishain stürzte. Das Haus wurde da bereits abgerissen.
Etwa 25 Meter lang ist der Baum, der bei einem Sturm auf die Baracke des Walderlebniszentrums Leupoldishain stürzte. Das Haus wurde da bereits abgerissen. © Marie Ahnert

Das war Glück im Unglück: Eine etwa 25 Meter große Fichte ist auf das Walderlebniszentrum in Leupoldishain gestürzt. Der Baum, der von außen augenscheinlich gesund war, wurde von starkem Wind umgelegt und landete direkt auf dem Veranstaltungsgebäude. Normalerweise hätte der Baumsturz einen großen Schaden an dem Gebäude anrichten können. Dieser blieb aber aus. Denn der Forstbezirk Neustadt lässt die Baracke derzeit abreißen.

Mitarbeiter der Firma Schober Bau aus Leupoldishain sind seit Mitte Mai dabei, den Altbau schrittweise abzutragen. Wegen der umgekippten Fichte mussten sie die Arbeit unterbrechen, bis Waldarbeiter mit der entsprechenden Forsttechnik des Sachsenforsts die Fichte beiseite geräumt haben. Außerdem muss der Abrissbagger repariert werden, der durch den Baum beschädigt wurde.

"Zum Glück war das Veranstaltungsgebäude nicht mehr in Benutzung", sagt Kerstin Rödiger, verantwortlich für die Waldpädagogik im Forstbezirk Neustadt. Das Unglück hätte ansonsten fatale Folgen gehabt. Denn das Haus wird jährlich von rund 2.400 Gästen besucht. Auf dem Gelände finden seit 2011 waldpädagogische Bildungsprogramme sowie Veranstaltungen der Umweltbildung in der Nationalparkregion statt. Das Haus wird dadurch an bis zu 60 Tagen pro Jahr durch Schulklassen, Familien und Vereine genutzt.

Neubau soll mit Landschaft verschmelzen

Die Baracke, die vermutlich in den 1950er-Jahren gebaut wurde, war für eine nachhaltige Nutzung und Modernisierung jedoch nicht mehr geeignet. "Wir wollten das Haus ursprünglich sanieren und energetisch ertüchtigen", erklärt Uwe Borrmeister, Leiter des Forstbezirkes Neustadt. Aus statischen Gründen wäre eine Sanierung aber deutlich teurer und aufwendiger geworden als ein Ersatzneubau. Deshalb entschied man sich für den Abriss.

Da stand die Fichte noch: Architekt Tobias Maisch, Revierförster Bernd Kaiser, Forstbezirksleiter Uwe Borrmeister und Revierförster Jens Lippmann (v.l.) verfolgen die Abrissarbeiten.
Da stand die Fichte noch: Architekt Tobias Maisch, Revierförster Bernd Kaiser, Forstbezirksleiter Uwe Borrmeister und Revierförster Jens Lippmann (v.l.) verfolgen die Abrissarbeiten. © SZ/Katarina Gust

An der gleichen Stelle soll bis Ende 2023 ein Neubau entstehen. Und zwar nicht irgendeiner. Das Veranstaltungsgebäude soll zwar modern sein, sich aber gleichzeitig in die Landschaft einfügen. Dafür sorgt unter anderem ein Pultdach, das begrünt wird und auf dem Fotovoltaikanlagen montiert werden. Die Fassade wird komplett mit Lärchenholz verkleidet.

Bauholz nur aus heimischen Wäldern

"Es wird generell ein reiner Holzbau", sagt Borrmeister. Sachsenforst will mit dem Gebäude ein Beispiel für "Nachhaltiges Bauen mit Holz" sein. Es sollen vorrangig einheimische und zertifizierte Holzwerkstoffe verwendet werden. Bis zu 90 Prozent des Materials stammen demnach aus Wäldern des Sachsenforsts. Das Holz wird zudem ausschließlich in regionalen Sägewerken zurechtgeschnitten.

Der Grundriss des Neubaus orientiert sich an dem Altgebäude. Darin befanden sich früher eine Werkstatt, ein Büro, ein Veranstaltungsraum, eine Küche und Sanitäranlagen. "Wir wollen die gleichen Funktionen auch im Neubau, brauchen aber gleichzeitig mehr Platz für Besucher", sagt Uwe Borrmeister. Um das zu bekommen, wird das Haus um eine Etage aufgestockt.

Visualisierung des neuen Veranstaltungsgebäudes im Walderlebniszentrum Leupoldishain. Das Pultdach wird begrünt.
Visualisierung des neuen Veranstaltungsgebäudes im Walderlebniszentrum Leupoldishain. Das Pultdach wird begrünt. © Frida Architekten

Im Obergeschoss sind unter anderem Vorbereitungsräume für die Waldpädagogen geplant. Auch ein zweiter Veranstaltungsraum für Gruppen und Mitarbeiter sowie ein Lager sollen entstehen. Der Bereich über dem Veranstaltungsraum ist als Galerie vorgesehen. "Alles soll offen und hell sein", erklärt der Forstbezirksleiter. "Große Fensterfronten und viel Holz sollen eine direkte Verbindung zwischen dem Haus und der Natur schaffen, sodass die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen", erklärt Architekt Tobias Maisch von dem Dresdner Architekturbüro Frida Architekten.

Zu dem Entwurf gehört beispielsweise eine große, überdachte Terrasse. Hier können Schulklassen und Gruppen mit bis zu 30 Personen Platz nehmen und auch bei Regen die waldpädagogischen Angebote nutzen. Der Zugang wird barrierefrei. Das betrifft auch das Obergeschoss. Und das, ohne dass ein Lift eingebaut werden muss. Rollstuhlfahrer können künftig über eine Holzbrücke am Hang das Obergeschoss erreichen, um das ein Laubengang führt.

Bis Ende des Jahres soll der Rohbau stehen. 2023 würde dann der Innenausbau starten. Anfang 2024 soll das neue Veranstaltungsgebäude dann eröffnet werden. Etwa 500.000 Euro wird der Sachsenforst in den Neubau investieren.

Bis dahin laufen die waldpädagogischen Angebote weiter. Auch das Außengelände in Leupoldishain, zu dem ein Sinnespfad, eine Niedrigseilstrecke, eine Schaukel, ein Teich, eine Aussichtsplattform und ein Ameisenhaus gehören, kann trotz der Bauarbeiten weiter genutzt werden.