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Erneuter Rückschlag für geplantes Hotel an der Lochmühle bei Lohmen

Für den Umbau der Lochmühle im Liebethaler Grund ist aktuell keine Genehmigung in Sicht. Investor Hermann Häse will dennoch nicht aufgeben.

Von Dirk Schulze
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Lochmühle im Liebethaler Grund bei Lohmen. Das historische Gasthaus, in dem einst Richard Wagner komponierte, liegt weiter brach.
Lochmühle im Liebethaler Grund bei Lohmen. Das historische Gasthaus, in dem einst Richard Wagner komponierte, liegt weiter brach. © Daniel Schäfer

Mit der lange angestrebten Sanierung der Lochmühle im Liebethaler Grund bei Lohmen wird es wohl so schnell nichts werden. Die Pläne müssen erneut überarbeitet werden. Das teilt Lohmens Bürgermeisterin Silke Großmann (CDU) auf Anfrage von Sächsische.de mit. Die Gemeinde ist zuständig für den Bebauungsplan.

Investor Hermann Häse will das historische Gasthaus, in dem Richard Wagner Teile seiner "Lohengrin"-Oper komponiert haben soll, wiederbeleben und zum Hotel "Walhall-Lochmühle" ausbauen. Die jüngste Version des Bebauungsplans hatte Anfang 2023 öffentlich ausgelegen.

Daraufhin seien laut Gemeindeangaben derart viele und schwerwiegende Einwendungen von Behörden, Verbänden und Privatpersonen eingegangen, dass man die Unterlagen an den Bauherrn und sein Planungsbüro habe zurückverweisen müssen. Die Pläne wären nicht genehmigungsfähig gewesen.

Geplanter Aufzug sorgt für Kritik

Vor allem der geplante Aufzug sorgte demnach für Widerspruch. Investor Hermann Häse will die Lochmühle über einen Personen- und Lastenaufzug erschließen. Dieser Aufzug soll laut Bebauungsplan in einem 28 Meter hohen frei stehenden Turm untergebracht werden. Am Fuße ist der Aufzug in den bestehenden Gebäudekomplex integriert, oben führt von der Felskante eine Brücke hinüber. Die Stahlbetonkonstruktion soll mit Kletterpflanzen begrünt werden.

Eine frühere Variante sah einen frei stehenden Aufzug zur Lochmühle vor. Aktuell werden die Pläne erneut überarbeitet.
Eine frühere Variante sah einen frei stehenden Aufzug zur Lochmühle vor. Aktuell werden die Pläne erneut überarbeitet. © Visualisierung Häse

Der Aufzug wird von Behörden und Kritikern als zu großer Eingriff in die Natur bewertet. Der Liebethaler Grund ist Teil des Landschaftsschutzgebiets Sächsische Schweiz, zudem gilt das Wesenitztal in diesem Bereich als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat). Von Anfang an hatte es deswegen Bedenken gegenüber dem Bauvorhaben gegeben. Unter anderem kritisierte der Naturschutzbund Nabu, dass sich die Gemeinde Lohmen mit naturschutzrechtlichen Fragestellungen offenbar überhaupt nicht auseinandersetzen wolle.

Die Planer und der Investor Hermann Häse hingegen argumentieren, der Aufzug sei unbedingt erforderlich. Die ansonsten einzige Zufahrt zur Lochmühle führt von Mühlsdorf aus über einen schmalen und sehr steilen Pflasterweg hinunter in den Liebethaler Grund. Der Weg weist ein Gefälle von teilweise über 20 Prozent auf. Ein sicherer Zugang könne darüber nicht gewährleistet werden.

Auch Lohmens Bürgermeisterin Silke Großmann ist vom Nutzen des Aufzugs überzeugt. Laut Planung sollte dieser öffentlich zugänglich sein. Damit könnten auch Menschen in den Liebethaler Grund gelangen, die sonst nicht die Möglichkeit haben - ältere Besucher mit Rollator beispielsweise. Abgesehen von einer Einkehr ins Gasthaus wäre damit auch ein barrierefreier Zugang zum benachbarten Richard-Wagner-Denkmal möglich. "Ich sehe das als ein großes Plus an", sagt die Bürgermeisterin.

Hotel und Gasthaus Lochmühle baulich getrennt

Dabei handelt es sich bei den jüngsten Plänen ohnehin bereits um eine abgewandelte Variante. Ursprünglich wollte Hermann Häse sein Hotel direkt am Fels über der Lochmühle errichten. Der mehrgeschossige Neubau hätte teils in den Liebethaler Grund hineingeragt und oben darüber hinaus. Erstmals vorgestellt wurde das Projekt im Frühjahr 2017.

Wagner-Fan Hermann Häse bei der Vorstellung des Projekts Hotel "Walhall-Lochmühle". Das war im März 2017.
Wagner-Fan Hermann Häse bei der Vorstellung des Projekts Hotel "Walhall-Lochmühle". Das war im März 2017. © Marko Förster

Spätestens seit 2020 ist jedoch klar, dass es für diese ursprünglichen Pläne keine Genehmigung gibt. Der Sandsteinfelsen, an dem das Hotel entstehen sollte, darf aus Naturschutzgründen nicht bebaut werden.

In langwierigen Gesprächen hinter den Kulissen hatten sich der Investor und die Behörden dann auf eine Alternativvariante verständigt. Hotel und Gasthaus sollten baulich voneinander getrennt werden. Der mehrstöckige Hotelneubau wurde in den neuen Plänen rund hundert Meter nach Westen versetzt, auf das freie Feld direkt hinter dem Wanderparkplatz Mühlsdorf. Dort gilt eine Genehmigung als unproblematisch. Die Fläche gehört zum Pirnaer Ortsteil Liebethal, den Vorentwurf des Bebauungsplans hat der Pirnaer Stadtrat Ende 2022 beschlossen.

Auf dem Plateau direkt oberhalb der Lochmühle war nur noch ein flaches Funktionsgebäude geplant, inklusive Zugang zum Aufzug, der die Gäste und Lasten hinunter in die Lochmühle befördern sollte.

Investor Hermann Häse will weitermachen

Hermann Häse will sich von dem erneuten Rückschlag nicht entmutigen lassen. "Ich bin nicht totzukriegen", sagt der inzwischen 83-Jährige. Mit seinen Planern arbeite er bereits an einer Lösung. Die geplanten Umbauten an der Lochmühle müsse man wohl etwas abspecken, notfalls müsse es auch ohne den Aufzug gehen. Bis Ende März will er mit seinen abgeänderten Plänen bei der Gemeinde Lohmen vorstellig werden.

Zuletzt geriet das Projekt im Herbst 2021 in die Schlagzeilen. Hermann Häse musste sich damals vor dem Amtsgericht Pirna verantworten. Die Landesdirektion Sachsen hatte ihm ein Bußgeld auferlegt, unter anderem weil er am geplanten Biergarten betoniert hatte und eine alte Trockenmauer weggerissen hatte, angeblich bevor dafür eine Genehmigung vorlag. Dagegen hatte Häse sich juristisch gewehrt. Im Frühjahr 2022 wurde das Verfahren nach sechs Terminen schließlich eingestellt. Dem Bauherrn sei kein Vorsatz zu unterstellen, erklärte der Richter.

Aufgeben werde er jedenfalls nicht, erklärt Häse. Immerhin hat er laut eigenen Angaben schon mindestens 400.000 Euro in das Projekt investiert. Das ruinöse Mühlengebäude ist notgesichert, am Biergarten wurden neue Stützmauern und Geländer errichtet. Auch einen Betreiber für die künftige Lochmühle habe er bereits im Auge.