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Deutlich mehr Einsätze für die Bergwacht in der Sächsischen Schweiz

In diesem Jahr musste die Bergwacht in der Sächsischen Schweiz bisher fast 100-mal ausrücken. Ein Kletterunfall endete tödlich. Die Zahl der Einsätze steigt.

Von Mareike Huisinga
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Am 12. August stürzte ein 60-jähriger Kletterer am Hohen Torstein in die Tiefe und verstarb.
Am 12. August stürzte ein 60-jähriger Kletterer am Hohen Torstein in die Tiefe und verstarb. © Marko Förster

Die Mitglieder der Bergwacht in dem Kletter- und Wandergebiet Sächsische Schweiz werden immer häufiger angefordert. Das bestätigt Christoph Weber, Koordinator bei der Bergwacht Sächsische Schweiz. "In diesem Jahr wurde die Bergwacht in der Sächsischen Schweiz bisher 93 Mal zu einem Einsatz gerufen. Das sind 15 Einsätze mehr als zur gleichen Zeit im Jahr 2022."

Kletterer stürzt am Hohen Torstein in die Tiefe

Besonders tragisch war der Kletterunfall Anfang August. Ein 60-Jähriger stürzte am Hohen Torstein in die Tiefe und verstarb. Der Verunglückte konnte zunächst nicht von den ehrenamtlichen Helfern der Bergwacht aus Rathen und Bielatal gefunden werden. Erst die Besatzung des Rettungshubschraubers Christoph 62 aus Bautzen machte den Mann in einem sogenannten Kamin ausfindig.

Außerdem mussten die Bergretter in der Sächsischen Schweiz in diesem Jahr bisher zwei Tote bergen. "In einem Fall handelte es sich um Suizid. Und vor rund einem Monat ist ein Wanderer vermutlich gestürzt und wurde nach einer Woche tot aufgefunden", berichtet Weber.

Bergwacht im Elbsandstein braucht noch Helfer

Koordiniert werden die Einsätze der Bergwacht vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes Sebnitz. Rund 80 aktive ehrenamtliche Bergsteiger aus der Region, aber auch von außerhalb, übernehmen diesen Dienst. Über weitere Helfer würde sich Christoph Weber freuen. "Besonders Menschen, die ortsnah wohnen, brauchen wir". Denn unter der Woche sei es manchmal schwierig, die Durchführung von Rettungsdiensten zu gewährleisten.

Im Herbst rechnet der Koordinator erneut mit zahlreichen Einsätzen für die Bergretter. "Es sind Herbstferien und Wanderzeit. Das heißt, es sind dann mehr Menschen im Gebirge, sodass es erfahrungsgemäß auch mehr Unfälle geben wird", schaut Christoph Weber voraus.

Sächsische Schweiz: 130 Einsätze vergangenes Jahr

Im vergangenen Jahr war die Bergwacht bei insgesamt 130 Einsätzen im Gebiet der Sächsischen Schweiz unterwegs. Auch dabei handelte es sich überwiegend um Wanderunfälle, so Weber. Es kam zu zahlreichen Sprunggelenks- und Knieverletzungen, gefolgt von Erschöpfungszuständen der Wanderer. "Aber wir hatten im vergangenen Jahr auch auffallend viel allergische Reaktionen, unter anderem auf Wespenstiche, und mussten Hilfe leisten", erläutert Christoph Weber. Auch kam es 2022 zu einigen Unfällen mit Todesfolge. "Aber nicht am Fels. Einige Menschen erlitten einen Herzinfarkt", sagt Weber.

Die Wanderunfälle entstünden durch Wegrutschen, Stolpern über Wurzeln sowie Umknicken beim Herunterlaufen am Berg. Oftmals seien auch mangelnde Ausrüstung, unzureichende Vorbereitung bezüglich Orientierung und Routenplanung der Grund für einen Hilferuf.

Ganz generell meint Weber: "Niemand sollte seine Kräfte überschätzen und das Gebiet Sächsische Schweiz unterschätzen. Es ist ein Mittelgebirge mit steilen Stiegen und anspruchsvollen Wegen. Bedenken muss man auch, dass man sich nicht auf das Navigationssystem verlassen kann, denn nicht überall gibt es Handyempfang." Zumindest gilt das für Navis, die nur online funktionieren.

Vorstiegsstürze am Felsen besonders häufig

Bei den Kletterunfällen handelt es sich in den meisten Fällen um sogenannte Vorstiegsstürze. Das bedeutet, der Kletterer, der zuerst hochklettert, sichert sich lediglich mit Schlingmaterialien gegen einen möglichen Absturz. Seine eigene Sicherung ist also eher schwach. Besonders bei den leichteren Klettertouren gibt es nur wenige fest installierte Sicherungsringe, was das Risiko für den Vorsteiger erhöht, so Weber.

Zehn Tipps der DRK Bergwacht:

  • Passende Kleidung und Ausrüstung der Witterung entsprechend (z.B. Kopfbedeckung bei Sonne, gutes und festes Schuhwerk, Jacke gegen Wind und Regen)
  • Erste Hilfe Set im Rucksack
  • Eigene Fähigkeiten und Konditionen einschätzen und lieber mit einfacheren Strecken beginnen
  • Nicht übermüdet oder unter Alkoholeinfluss wandern bzw. Rad fahren
  • Proviant und alkoholfreie Getränke dabei haben, auch wenn Gaststättenbesuche in der Tour eingeplant sind
  • Regelmäßige Pausen und frühes Starten (Vermeidung von Mittagshitze/ Dunkelheit)
  • Bei längeren Touren abmelden in der Herberge oder bei Freunden mit Zielangabe
  • Auf markierten Wander- und Radwegen bleiben
  • Planung der Strecke im Voraus und Karte mitführen; nicht nur auf Handy-Apps verlassen
  • Zecken- und Sonnenschutz

Kommt es zu einem Unfall, wählen Betroffene die Notrufnummer 112 und die DRK Bergwacht eilt zur Hilfe. Anrufer sollten dabei an die fünf W-Fragen denken: Was?, Wo?, Wie?, Wie viele Personen?, Welche Verletzungen?