SZ + Sachsen
Merken

So viele Haus- und Fachärzte fehlen in Sachsen

Die Zahl der offenen Stellen für Allgemein- und Fachärzte in Sachsen steigt. In Zukunft droht auch bei Zahnärzten eine Versorgungslücke.

Von Andrea Schawe
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Besonders groß ist der Mangel bei den Hausärzten.
Besonders groß ist der Mangel bei den Hausärzten. © dpa

Dresden. Der Ärztemangel in Sachsen hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Zum 1. April waren nach Angaben des Sozialministeriums insgesamt 522 Vertragsarztsitze im Freistaat nicht besetzt. So viele Ärzte könnten nach dem Bedarfsplan der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen zugelassen werden, um eine "flächendeckende, wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten". 2021 waren nur 434,5 Vertragsarztsitze frei.

Besonders groß ist der Mangel bei den Hausärzten. Sachsenweit sind zum 1. April 452,5 Hausarztstellen offen. In Frankenberg-Hainichen, Reichenbach, Torgau, Weißwasser und Werdau herrscht schon jetzt Unterversorgung, in 27 weiteren Bereichen droht sie. Die Altersstruktur der Ärztinnen und Ärzte verstärkt diese Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Hausärzte in Sachsen liegt bei 54 Jahren.

Allerdings fehlen nicht nur Allgemeinmediziner. Auch bei Augen-, HNO-, Haut-, Kinder- und Nervenärzten sowie Urologen gibt es freie Stellen. In Südsachsen, dem Oberen Elbtal/Osterzgebirge, Oberlausitz-Niederschlesien und Westsachsen fehlen insgesamt elf Kinder- und Jugendpsychiater. In der Stadt Leipzig könnte eine zusätzliche Frauenärztin zugelassen werden.

Versorgungslücken auch bei Zahnärzten

"Damit eine gute ärztliche Versorgung auch in Zukunft möglich ist, brauchen wir dringend Nachwuchs an Fachärztinnen und Fachärzten insbesondere in der Allgemeinmedizin", sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Sachsen haben mit einem 20-Punkte-Programm zur medizinischen Versorgung gegengesteuert und unter anderem die Zahl der Medizinstudienplätze erhöht, die Landarztquote eingeführt und die Weiterbildung der Ärztinnen und Ärzte gestärkt.

Der Handlungsdruck ist groß: Nach den Hausärzten sind nun auch bei den Zahnärzten und Apothekern Versorgungslücken absehbar. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung erreichen bis zum Jahr 2030 mehr als 60 Prozent der Zahnärzte in Sachsen das Rentenalter. Dem gegenüber stehe eine zu geringe Anzahl an Absolventen des Zahnmedizinstudiums, die nach ihrem Abschluss in Sachsen beruflich tätig werden. Köpping will gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium eine "Landzahnarztquote" prüfen.

Der Präsident der Landesärztekammer sieht noch andere Probleme. "Festzustellen ist, dass das Arbeiten in eigener Praxis immer unattraktiver wird", teilt Erik Bodendiek mit. Ärztinnen und Ärzte müssten von Bürokratie entlastet werden. Außerdem kritisierte er, dass Infrastrukturmaßnahmen und die Digitalisierung nur schwer vorankämen sowie Anwerbeprogramme aus dem Ausland vielfach gestartet worden und nie nachhaltig gewesen seien.