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So genießen die Footballer der Monarchs ihre kurze Sommerpause

Der Dresdner Erstligist liegt sportlich voll im Soll. Der Trainer ist sogar so entspannt, dass er nicht genau weiß, wann er aus den USA zurückkehrt. Doch es gibt ein Problem.

Von Alexander Hiller
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Trainer Paul Alexander (vorn im blauen Shirt) genießt sichtlich das letzte Siegerbild mit seiner Mannschaft vor der Sommerpause.
Trainer Paul Alexander (vorn im blauen Shirt) genießt sichtlich das letzte Siegerbild mit seiner Mannschaft vor der Sommerpause. © Lutz Hentschel

Dresden. Mit einer frischen Portion Selbstvertrauen starten die Footballer der Dresden Monarchs in ihre alljährliche Sommerpause. Das Team von Trainer Paul Alexander schloss die erste Hälfte der Saison mit einem spektakulären 63:32-Sieg gegen die Saarland Hurricanes ab und liegt damit in der Nord-Staffel der zweigleisigen German Football League mit 8:2 Punkten als Tabellendritter voll im Soll.

Erst am 30. Juli absolviert der deutsche Meister von 2021 in Paderborn (6./6:6) seinen nächsten Auftritt, der die Dresdner dem Einzug in die Play-offs noch einen Schritt näher bringen soll. Bis dahin verordnet der 63-jährige Amerikaner Paul Alexander seinen Schützlingen viele freie Tage zur individuellen Gestaltung. „Mein wichtigstes Ziel in der Sommerpause ist, dass ich viele Fische fangen möchte“, erklärt Hobby-Angler Alexander breit grinsend. Der NFL-erfahrene Headcoach der Sachsen verbringt die Zeit bei seiner Familie und seinen Freunden in den Staaten.

"Wir machen tatsächlich gar nichts"

Allerdings weiß er auch, dass er aus seiner Mannschaft noch jede Menge Reserven herauskitzeln kann – und muss, wenn die Monarchs ihrem eigenen Anspruch genügen wollen: erneut um den Titel mitzuspielen. „Wir müssen an der Defense arbeiten. Ich habe gesehen, dass das viel besser geht“, sagte Alexander und wirkte dabei dennoch entspannt. Und so locker, dass er auf konkrete Nachfrage nicht einmal darauf antworten konnte, wann er wieder an seinem Arbeitsplatz in Dresden auftaucht. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht“, erklärt er offen lachend. „Aber ich verspreche, ich werde wieder hier sein und wir spielen noch besser.“ Vermutlich wird Alexander mithin beim Wiedereinstieg ins Training am 24. Juli wieder auf dem Platz stehen.

Auch die Spieler sehen der Pause und dem Wiedereinstieg ähnlich entspannt entgegen. „Wir machen in den drei Wochen tatsächlich gar nichts", kündigt Philip Most an, in der Offense Line einer der prägendsten deutschen Spieler - und relativiert sich im nächsten Atemzug: "Wunden lecken, entspannen, alle Blessuren ausheilen, lockeres Krafttraining – aber ansonsten nicht trainieren“,

Quarterback Steven Duncan (l.) hört offenbar genau zu, was ihm Trainer Paul Alexander mit auf den Weg gibt. Der Spielmacher der Dresdner sorgte in der letzten Partie vor der Sommerpause für einen neuen Liga-Rekord.
Quarterback Steven Duncan (l.) hört offenbar genau zu, was ihm Trainer Paul Alexander mit auf den Weg gibt. Der Spielmacher der Dresdner sorgte in der letzten Partie vor der Sommerpause für einen neuen Liga-Rekord. © ronaldbonss.com

Die Gelassenheit sollte nicht verwundern. Denn vor allem die Offense-Reihe liefert in der bisherigen Saison richtig ab. 48 Punkte erzielen die Monarchs im Durchschnitt pro Spiel – so viele wie keine andere Mannschaft in der höchsten deutschen Football-Spielklasse. Im Duell gegen die Saarland Hurricanes gelang Quarterback Steven Duncan sogar ein neuer GFL-Rekord – mit neun Touchdownpässen in einer Partie. Den bisherigen Bestwert von acht erfolgreichen Würfen in die Endzone hatten drei Spieler gemeinsam gehalten. „Unser Quarterback ist mit der Beste, der aktuell in Europa spielt“, ist sich Thomas Stantke sicher. Deshalb meint der Monarchs-Trainer für die Spezialposition der Defense Backs: „In der Offense habe ich nicht das Gefühl, dass man da etwas ändern muss.“

Das sieht für die Abwehr schon anders aus – liegt zum Teil aber auch in einer langen Verletztenliste begründet. Mit durchschnittlich 25 gegnerischen Punkten pro Partie sind die Dresdner bislang nur das drittbeste Team. Allerdings kam vor allem die Abwehrreihe zuletzt personell sehr ausgedünnt daher. Mit Kapitän Florian zur Nieden, dem Kanadier Chris Larsen und dem Amerikaner Narrio Walks fielen da gleich drei Stammkräfte aus. Zumindest Walks und Larsen werden zum Rückrundenstart aber wieder fit sein – heißt es aus dem Verein. Auch für die Rekonvaleszenten ist die Sommerpause mithin enorm wichtig. „Wir müssen mit der Defense noch etwas fokussierter an gewisse Sachen herangehen – wir haben aber auch viele Verletzte, das ist ganz einfach so“, unterstreicht Phillip Most. „Insgesamt müssen wir individuelle Fehler abstellen.“

Die US-Profis bleiben fast alle in Europa

Auch aufgrund der angespannten Personallage warnt Thomas Stantke: „Wir haben jetzt in der Abwehrformation gegen die Saarland Hurricanes auf der letzten Rille gespielt. Da müssen sich jetzt viele auskurieren.“ Denn nach dem vermeintlichen leichten Comeback nach der Sommerpause in Paderborn empfangen die Sachsen dann den derzeitigen Tabellenführer zum Spitzenspiel - die New Yorker Lions aus Braunschweig.

Die wenigen Profis aus Übersee bleiben bis auf eine Ausnahme alle in Europa. Nur Kicker Dylan Moghaddam macht einen kurzen Abstecher in die USA. „Die bekommen für die Sommerpause ihre Aufgaben, sie wissen aber selbst, dass etwas zu tun ist, damit man nicht völlig platt in die Rückrunde geht“, sagt Thomas Stantke.