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Darum musste Sachsens bester Rennfahrer die Saison vorzeitig beenden

Nach einem schweren Sturz hütet Motorradpilot Lennox Lehmann derzeit das Krankenbett. „Alles Schlechte kam zusammen“, sagt der Dresdner – und hat dennoch große Pläne fürs nächste Jahr.

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Sein Lächeln bleibt – und dazu einige Erkenntnisse nach einer Motorradsaison, in der, so sagt es der Dresdner Lennox Lehmann, alles Schlechte zusammenkam.
Sein Lächeln bleibt – und dazu einige Erkenntnisse nach einer Motorradsaison, in der, so sagt es der Dresdner Lennox Lehmann, alles Schlechte zusammenkam. © Thorsten Horn

Von Thorsten Horn

Dresden. Ein unschönes, allerdings sehr symptomatisches Ende hatte die Rennsaison 2023 für Lennox Lehmann. Der 17-jährige Dresdner war nach drei Podestplätzen und Rang neun in der Supersport-300-Weltmeisterschaft 2022 angetreten, dieses Jahr konstant um vordere Plätze zu fahren. Insgeheim dachte er auch schon an mehr.

Nun, daraus wurde nichts. Schlimmer noch, denn nach einem Sturz im vorletzten Rennen im spanischen Aragon Ende September zog sich der Pilot vom Bischofswerdaer Rennteam Freudenberg KTM-Paligo Racing einen Oberschenkelhalsbruch zu, brach sich zudem zwei Wirbel und einiges mehr. Damit war Lehmanns Saison natürlich vorzeitig beendet, zu retten jedoch war sie ohnehin kaum noch.

Nach zwei Nullnummern beim Auftakt sowie nur einem einzigen WM-Punkt aus den ersten vier Rennen verlief bereits der Saisonbeginn bestenfalls bescheiden. „Bei mir kam in diesem Jahr alles Schlechte irgendwie zusammen. Vielleicht habe ich vor der Saison zu viel gewollt. Dann lief es einfach nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt Lehmann rückblickend und spricht von einigen Problemchen über die gesamte Saison, „mit mir und teilweise mit dem neuen Motorrad. Es hat oftmals einfach nicht zusammengepasst.“

Ursachenforschung im Krankenbett

Wenn das Motorrad lief, war Lehmann nicht gut drauf. Dann kamen Strecken, mit denen er generell nicht so gut zurechtkommt. „Und manchmal hat uns einfach das Glück gefehlt, das wir in den vergangenen Jahren hatten, als wirklich alles wunderbar funktioniert hat“, so Lehmann. Ursachenforschung betreibt er derzeit vom Krankenbett in der Dresdner Uni-Klinik.

Zwar gelang ihm im tschechischen Most, so etwas wie sein Heimrennen, mit dem Überraschungssieg im Regen der Saisonhöhepunkt schlechthin, doch mit Gesamtrang 16 verfehlte er sein Ziel letztlich deutlich. So weit die nüchternen Fakten.

Hinzu kommt außerdem die mentale Komponente. „Die Saison war semi-gut, würde ich sagen. Aber ich denke, es ist besser, in einer Saison alles Schlechte mitzunehmen, als um den WM-Titel zu fahren und dann so aus der Saison rauszugehen wie ich in diesem Jahr mit diesem Sturz. Wir haben viel gelernt, und ich denke, dass ich dadurch für die nächsten Jahre stärker wurde“, erklärt Lehmann.

Aufgeben ist für ihn keine Option

Bisher verlief die Karriere des großen Talents ziemlich geradlinig – immer nach oben. Gänzlich ohne Probleme schafft es allerdings wohl niemand. „Bei jedem kommt früher oder später ein Sch…jahr. Ich sage mir jetzt: je früher, desto besser. Da habe ich es hinter mir“, meint Lehmann, was sich fast nach Zweckoptimismus anhört. Allerdings hält er auch fest: „Ich habe ein Rennen gewonnen und kann jetzt sagen, ich bin WM-Lauf-Sieger. Das kann mir keiner mehr nehmen.“

Wegen des Rückschlages auzufhören, ist für Lehmann keine Option. Vielmehr ist er bereits wieder voller Tatendrang. „Ich werde demnächst in die Reha einsteigen, um wieder mobiler zu werden. In sechs bis acht Wochen kann ich vielleicht schon wieder mit leichtem körperlichem Training beginnen. Wann ich wieder aufs Motorrad steigen kann, können die Ärzte allerdings noch nicht sagen“, erklärt Lehmann, und er sagt mit Nachdruck: „Nächstes Jahr wieder anzugreifen ist der Plan. Aufgegeben wird deswegen nicht.“

"Es wird Zeit für was Größeres"

Im kommenden Frühjahr, möglichst natürlich schon eher, will Lehmann erste Testfahrten für die neue Saison unternehmen – dann in der nächsthöheren Klasse Supersport 600. Ob dies in der Weltmeisterschaft oder zunächst in der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) sein wird, ist noch offen.

„Wir hatten schon Gespräche und haben ein paar Optionen, aber unterschrieben ist noch nichts. Ich bin jetzt sechs Jahre in der 300-Klasse und immer mit KTM gefahren, erst im ADAC Junior Cup und dann in der IDM Supersport 300 bzw. der WM. Jetzt wird es einfach mal Zeit für was Größeres“, meint der Internationale Deutsche 300er-Meister der Jahre 2020 (als damals Jüngster) und 2021.