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So wurde dieser Dresdner Volleyballer finnischer Meister

In Tampere hat der Dresdner Volleyballprofi Sebastian Rösler sein Glück gefunden und ist finnischer Meister geworden. Wie er nach Nordeuropa fand - und was er sich von dem Titel verspricht.

Von Alexander Hiller
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Sebastian Rösler lernte das Volleyball-Abc beim TuS Dippoldiswalde und spielte bis zum Vorjahr für den VC Dresden. Nun besitzt er eine besondere Medaille.
Sebastian Rösler lernte das Volleyball-Abc beim TuS Dippoldiswalde und spielte bis zum Vorjahr für den VC Dresden. Nun besitzt er eine besondere Medaille. © Sven Ellger

Dresden. Onnittelut mestari! Sebastian Rösler bekam diese Worte in den vergangenen Tagen öfter zu hören und zu lesen. „Herzlichen Glückwunsch, Champion“ heißt das auf Finnisch. Rösler ist ein außergewöhnlicher Coup gelungen. Im Januar wechselte der Dresdner zu VaLePa Sastamala Tampere und jetzt gewann er mit dem Verein die finnische Meisterschaft. „Unsere Mannschaftskasse wurde für die Titelparty auf den Kopf gehauen, ein Sponsor hat uns seine Villa am See für ein paar Tage überlassen. Wir mussten danach dann ein bisschen aufräumen“, sagt der 20-Jährige.

Möglich wurde das durch Corona, denn eigentlich steht Rösler beim deutschen Erstligisten TSV Haching München unter Vertrag. Die Bundesliga-Hauptrunde wurde jedoch am 11. Januar aufgrund vieler pandemiebedingter Spielverschiebungen abgebrochen, und für die Zwischenrunde hatte sich Röslers Team als Schlusslicht nicht qualifiziert. „Für uns war damit die Saison plötzlich beendet, wir konnten unsere Verträge auflösen, hatten aber noch ordentlich Zeit, anderswo zu spielen“, erklärt Rösler.

Eine Entscheidung aus Abenteuerlust

Der gebürtige Dippoldiswalder erwog deshalb, sich seinem Ex-Verein, dem Zweitligisten VC Dresden, bis zum Saisonende anzuschließen und parallel zu studieren. Doch dann kam alles ganz anders. „An einem Abend rief mich mein Coach an, dann am Abend ein Spieleragent und am nächsten Tag viele weitere Leute, das ging dann ziemlich schnell“, sagt Rösler. Der Vertrag kam schließlich per Mail – und keine Woche später saß Rösler im Flieger Richtung Volleyball-Nirgendwo.

Dabei ist die finnische Nationalmannschaft 2017 immerhin Vize-Europameister geworden und steht in der europäischen Rangliste als Zwölfter nicht weit hinter den achtplatzierten Deutschen. Als Hotspot für Profi-Volleyballer gilt die finnische Liga aber nicht. „Natürlich war bei der Entscheidung auch ein bisschen Abenteuerlust dabei“, meint Rösler, doch er ergänzt: „Der Klub wird unterschätzt. Die Spieler sind technisch und taktisch unglaublich gut ausgebildet, unser Team würde ich ins Mittelfeld der Bundesliga einordnen. Und der Spiel-Rhythmus ist extrem anstrengend, bis zu drei Partien pro Woche.“

Rösler absolvierte in Finnland weit mehr Spiele als die 14 Partien mit Haching. „Krass fordernd“ umschreibt der 1,97 Meter große Mittelblocker diese Zeit. „Es war eine saugute Erfahrung für mich als jungen Spieler.“ Zum Beispiel habe er gelernt, sich intern deutlich mitzuteilen und insgesamt selbstbewusster aufzutreten. „Die Finnen sind nicht auf Anhieb empathisch, du musst schon den Mund aufmachen, wenn du etwas willst. Ich habe am Ende aber viele neue Freunde gefunden“, erklärt Rösler, der in einem vom Klub angemieteten Appartement wohnte. „Das Coolste war, dass wir eine eigene Sauna in der Kabine hatten“, erzählt er. Finnen eben.

Bessere Verträge dank des Titels

Auch vom Land selbst ist Rösler begeistert. „Die Natur ist grandios, aber kulturell gibt es nicht so viel zu entdecken wie in Dresden“, betont der Student für Innovationsmanagement und Entrepreneurship. Und er hat gelernt, dass es über zugefrorene Seen die eine oder andere Abkürzung ins Stadtzentrum gibt.

Das Abenteuer Finnland ist nun jedoch vorbei, vorerst. Rösler hat Haching für eine weitere Spielzeit zugesagt. „Die Bundesliga reizt mich sehr, und der Titel hilft mir, auch bessere Verträge zu bekommen“, sagt Rösler. Er will beweisen, dass er dazugelernt hat, entwicklungsfähig ist. Und am Blockspiel, seiner größten Reserve, will er gezielt arbeiten. „Ich bin immer noch jung und muss dazulernen“, meint er.

Die finnische Sprache wird wohl nicht dazugehören, auch weil die Kommunikation im Team auf Englisch lief. „Finnisch ist echt sehr schwierig, man kann wenig herleiten, die Wörter sind extrem lang. Ich habe aber ein paar Ausdrücke gelernt im Training, fluchen kann ich, das wurde mir bestätigt“, sagt Rösler.