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Was man zum Eishockey-Event an der Klingenthaler Schanze wissen muss

Das "Hockey Outdoor Triple" ist eine Weltpremiere, denn Eishockey an einer Skisprung-Schanze gab es noch nie. 45.000 Zuschauer werden zu den drei Spielen in drei Tagen in Klingenthal erwartet. Hier alle Infos.

Von Alexander Hiller
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An der Vogtland-Schanze in Klingenthal entsteht Millimeter für Millimeter eine Eisfläche für das Hockey Outdoor Triple mit drei Eishockeyspielen in drei Tagen.
An der Vogtland-Schanze in Klingenthal entsteht Millimeter für Millimeter eine Eisfläche für das Hockey Outdoor Triple mit drei Eishockeyspielen in drei Tagen. © sportwerk gmbh

Klingenthal. Eigentlich fühlt sich in Klingenthal die Weltelite der Skispringer oder der Nordischen Kombination zu Hause. In den kommenden Tagen wird die Vogtland-Arena allerdings etwas zweckentfremdet - für eines der größten Events in der Geschichte der DEL2, also der zweithöchsten Spielklasse im deutschen Eishockey.

Beim sogenannten "Hockey Outdoor Triple" im Auslauf der Schanze finden ab Freitag (16.2.) drei Partien an drei Tagen statt. Sächsische.de beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem Eishockey-Großereignis.

Wie kommt die Eisfläche in den Schanzen-Auslauf?

Zunächst einmal musste das Spielfeld auf das Mindestmaß verkleinert werden. Lichtmasten machen den eigentlichen Standard, also 61 Meter Länge und 30 Meter Breite, nicht möglich. Die Eisfläche entspricht nun den Maßen der amerikanischen Profiliga NHL, das heißt 56 mal 26 Meter.

Für einen stabilen, ebenen Untergrund im Schanzen-Auslauf sorgen 400 Tonnen Sand, den Rahmen bilden robuste Hölzer. Das ist die Grundlage für die 1.890 Quadratmeter große Fläche, auf der zudem eine Isolierung verlegt und mit Folie abgedeckt wurde. Darauf wurde ein spezielles Mattensystem mit insgesamt 111.104 Metern Kühlkapillarrohr installiert. Zusätzlich kamen 290 Meter Verbindungsrohre zwischen der Eisfläche und der Kältetechnik zum Einsatz, um optimale Bedingungen zu schaffen.

Schicht für Schicht wurde danach Eis aufgetragen -bis zu einer Dicke von fünf bis sechs Zentimetern. "Das Eis wird Millimeter für Millimeter aufgebaut, teilweise auch in der Nacht. Etwas überraschend ist vielleicht, dass auch heißes Wasser zum Einsatz kommt, welches insgesamt für ein härteres Eis sorgt und die Qualität stark verbessert", erklärt Steffen Steingass, Projektleiter der ISS GmbH.

Wo ziehen sich die Eishockoey-Profis eigentlich um?

An der Vogtland-Arena gibt es keine Kabinen im ursprünglichen Sinne, dafür eine Container-Lösung. Dadurch ist ein kompletter mobiler Kabinentrakt entstanden. Die Wachshütten an der Arena werden als beheizte VIP-Räume genutzt.

Wer spielt wann gegen wen - und warum diese Teams?

Den Auftakt des Eishockey-Wochenendes in Klingenthal, wo bis 2008 übrigens der EHV Klingenthal in der Regionalliga gespielt hat, bestreiten am Freitag (16.2.) ab 20.25 Uhr die Eispiraten Crimmitschau gegen die Dresdner Eislöwen – eine vorgezogene Partie des 52. Spieltags der DEL2. Am Samstag (17.2.) ab 17 Uhr spielen die tschechischen Spitzenklubs HC Energie Karlovy Vary und HC Skoda Plzen. Tags darauf am Sonntag (18.2.), 14 Uhr, stehen sich zum Abschluss die DEL2-Teams Lausitzer Füchse und Regensburg gegenüber.

Die Lausitzer Füchse (gelbe Spielkleidung) spielen zum Abschluss des Events gegen den Tabellenzweiten aus Regensburg.
Die Lausitzer Füchse (gelbe Spielkleidung) spielen zum Abschluss des Events gegen den Tabellenzweiten aus Regensburg. © Foto: SZ/Veit Hengst

"Wir wollen in Klingenthal ein sächsisches Eishockeyfest kreieren. Deshalb stand von Beginn an fest, dass möglichst alle drei sächsischen Teams dabei sein sollen", erklärt Eva Wagner von der veranstaltenden Sport-Eventagentur Sportwerk. In Absprache mit der DEL2 ist das gelungen. "Bei den tschechischen Teams stehen wir ohnehin im engen Austausch mit der Extraliga. Aufgrund der territorialen Nähe wollten wir gern Karlovy Vary einbinden. Die Stadt liegt 45 Minuten entfernt und das Team ist sehr erfolgreich in dieser Saison", so Wagner.

Gibt es noch Tickets für das Hockey Outdoor Triple?

Ja, sagt die Organisatorin und erklärt zugleich: "Wir gehen in Richtung ausverkauft. Wir wollen vermeiden, dass die Leute nur an der Tageskasse ihre Karten kaufen. Der Eingangsbereich der Vogtland-Arena ist sehr eng und direkt an der Straße. Wir bitten die Zuschauer, sich ihre Karten online zu kaufen." Das ist über ticketmaster.de möglich.

Wagner rechnet damit, dass die beiden DEL2-Partien mit jeweils 15.000 Besuchern ausverkauft sein werden, für die Partie in der tschechischen Extraliga werden etwa 10.000 Zuschauer erwartet, in Summe also rund 45.000 Eishockey-Fans.

Bei den Parkplätzen könnte es Probleme geben. Einige liegen direkt an der Arena, aber keinesfalls in ausreichender Zahl. Deshalb werden auch Stellplätze in den anliegenden Ortschaften Mühlleithen, Muldenberg und Hammerbrücke genutzt. Mit einem Shuttlesystem mit rund 20 Bussen sollen die Eishockey-Fans zur Vogtland-Arena gelangen.

"Die Straßen im Vogtland sind so breit, wie sie sind. Die Parkplätze ebenfalls. Wir sind darauf angewiesen, dass die Zuschauer auch die Geduld aufbringen, mal fünf Minuten auf den Bus zu warten", hofft Wagner. Um einen sicheren Ablauf zu gewährleisten, ist wahrscheinlich eine Hundertschaft der Polizei im Einsatz.

Sind die Eishockey-Spiele auch im TV zu sehen?

Das Freitag-Duell zwischen Crimmitschau und Dresden wird live ab 20.15 Uhr im MDR übertragen. Dadurch verschiebt sich auch die anschließende Talkshow "Riverboat". Das Sonntagspiel von Weißwasser überträgt der MDR ausschließlich im Livestream, nicht im analogen Programm. Das Spiel der Extraliga am Samstag wird beim TV-Partner der Spielklasse, O2 Sport, live gezeigt.

In der Vogtland-Arena werden auch zahlreiche Fans der Dresdner Eislöwen erwartet, die noch um den Einzug in die Pre-Play-offs kämpfen.
In der Vogtland-Arena werden auch zahlreiche Fans der Dresdner Eislöwen erwartet, die noch um den Einzug in die Pre-Play-offs kämpfen. © Foto: SZ/Veit Hengst

Wird auch bei Regen gespielt?

Grundsätzlich liegt es im Ermessensspielraum der Schiedsrichter, ob die Spielfläche durch Regen so beeinflusst wird, dass ein reguläres Spiel nicht mehr möglich wäre. Tatsächlich zeigt die Historie der sogenannten Event-Games in der DEL2, dass auch Regen kein Problem wäre. Vor dem Hockey Open Air-Spektakel im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion am 4. Januar 2020 zwischen den Dresdner Eislöwen und den Lausitzer Füchsen, hatte es tagelang geregnet. "Das war grenzwertig, gespielt wurde aber trotzdem", so Wagner.

Schwierigere Bedingungen würde extremer Schneefall verursachen, auch Wind könnte zum Teil für Probleme sorgen. Die Vorhersage für Freitag bis Sonntag kündigt leichten Regen bei neun (Freitag) bis sechs Grad (Sonntag) in Klingenthal an.

Wann und wie viele Event-Games gab es in der DEL2?

Bislang vier. 2016 gab es gleich zwei Partien: am 9. Januar das Wintergame im Dresdner Stadion mit 31.853 Zuschauern zwischen den Eislöwen und den Lausitzer Füchsen sowie am 10. September in der Commerzbank Arena Frankfurt zwischen den Löwen Frankfurt und den Kassel Huskies (30.000 Zuschauer). Es folgte 2019 das Winter-Derby in Offenbach mit der Partie EC Bad Nauheim gegen Löwen Frankfurt (15.146 Zuschauer).

Das bislang letzte Event-Game war am 4. Januar 2020 eine Neuauflage zwischen Dresden und Weißwasser vor diesmal 32.009 Fans. Daran schloss sich eine Partie der Extraliga zwischen Litvinov und Sparta Prag an.

Was kostet das Mega-Event?

Veranstalter Sportwerk GmbH aus Dresden kalkuliert mit Gesamtkosten in knapp siebenstelliger Höhe - also mindestens einer Million Euro. Das Event refinanziert sich über Ticketeinnahmen und Sponsoren. Auch der Fernsehsender MDR zahlt eine Summe für die Fernsehübertragung. "Das geben wir wieder für den Livestream aus, den wir selbst gemeinsam mit einer tschechischen Firma produzieren", sagt Wagner.