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Schüsse bei Super-Bowl-Parade: Zwei Jugendliche angeklagt

Die Kansas City Chiefs siegten am Sonntag beim wichtigsten Sportereignis der USA - dem Super Bowl. Die Siegesfeier endete in einer Katastrophe. Nun wurden zwei Jugendliche angeklagt.

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Die große Parade der Kansas City Chiefs nach ihrem vierten Super-Bowl-Titel ist von einem schweren Zwischenfall überschattet worden. Am Rande der Veranstaltung sind Schüsse gefallen.
Die große Parade der Kansas City Chiefs nach ihrem vierten Super-Bowl-Titel ist von einem schweren Zwischenfall überschattet worden. Am Rande der Veranstaltung sind Schüsse gefallen. © Reed Hoffmann/AP/dpa

Kansas City. Nach den tödlichen Schüssen bei der Super-Bowl-Parade im US-Bundesstaat Missouri ist gegen zwei Jugendliche Anklage erhoben worden. Dies berichteten US-Medien am Freitag übereinstimmend unter Berufung auf das zuständige Familiengericht.

Die beiden Teenager sitzen demnach in einer Jugendstrafanstalt in Haft. Ihnen werden Waffendelikte und Widerstand gegen die Polizei vorgeworfen.

Am Rande einer Parade zu Ehren der amerikanischen Footballmannschaft Kansas City Chiefs war am Mittwoch eine Frau durch Schüsse getötet worden. Mehr als 20 weitere Menschen wurden verletzt, auch Kinder und Jugendliche.

Ob der Vorfall mit der Siegesparade selbst in Verbindung stand, war zunächst offen. Klar ist aber, dass die Furcht vor Waffengewalt - welcher Art auch immer - für viele Amerikaner bei großen Veranstaltungen ein ständiger Begleiter ist.

Das traurige Ende einer fröhlichen Feier

Tausende Menschen hatten sich am Mittwoch in der Innenstadt von Kansas City im Bundesstaat Missouri versammelt, um das Football-Team ihrer Stadt zu feiern - und dessen vierten Super-Bowl-Titel. Spieler und Trainer waren bei der Parade mit einem roten Doppeldeckerbus unterwegs. Fans in roten Trikots säumten die Straßen und strömten zum Abschluss zu einer Kundgebung vor einem Bahnhof.

Hier war noch alles in Ordnung: Die Kansas City Chiefs feiern während ihrer Siegesparade
Hier war noch alles in Ordnung: Die Kansas City Chiefs feiern während ihrer Siegesparade © Reed Hoffmann/AP/dpa

Und gerade als die Kundgebung vorbei war, fielen laut Polizei nahe dem Bahnhofsgebäude Schüsse. Es folgten chaotische Szenen. Fernsehaufnahmen und Videoclips zeigen, wie Menschen panisch wegrannten oder sich zu Boden warfen, während Polizisten mit Schutzwesten und gezogenen Waffen sich einen Weg durch die Menschenmassen bahnten. Ein junger Mann, der mit Freunden bei der Parade unterwegs war, sagte der örtlichen Zeitung "The Kansas City Star", als er die Schüsse gehört habe, sei er über eine Absperrung gesprungen, um sich in Sicherheit zu bringen. "Alles, was mir durch den Kopf ging, war: Sind meine Freunde tot oder nicht?"

Polizei: "Es handelte sich um einen Streit, der in einer Schießerei endete"

Die tödlichen Schüsse haben nach Erkenntnissen der Polizei keinen terroristischen Hintergrund. "Es handelte sich offenbar um einen Streit zwischen mehreren Menschen, der in einer Schießerei endete", sagte die Polizeichefin von Kansas City, Stacey Graves, am Donnerstag.

Bei der Getöteten handele es sich um eine 43 Jahre alte Frau. Die Opfer seien zwischen 8 und 47 Jahren alt, etwa die Hälfte von ihnen sei jünger als 16 Jahre, sagte Graves weiter. Weitere Details zum Motiv nannte die Polizeichefin nicht.

Schwer bewaffnete Polizeibeamte sind nach dem Zwischenfall in Kansas City im Einsatz
Schwer bewaffnete Polizeibeamte sind nach dem Zwischenfall in Kansas City im Einsatz © Charlie Riedel/AP/dpa

Den Behörden zufolge wurden mehrere Personen durch Schüsse schwer verletzt. Polizei und Feuerwehr machten zwar keine Angaben zum Alter der Opfer, betonten aber, mehrere Verletzte seien in ein Krankenhaus für Kinder und Jugendliche eingeliefert worden. Da viele Schulen für den Tag geschlossen blieben, waren bei den Feierlichkeiten auch zahlreiche Kinder und Teenager unter den Fans.

Das Problem mit den Waffen

Die Football-Liga NFL äußerte sich bestürzt über den dramatischen Vorfall, ebenso wie die Kansas City Chiefs. Der Football-Club teilte auf der Plattform X (früher Twitter) mit, alle Spieler, Trainer, Mitarbeiter und deren Familien seien in Sicherheit. Der Club schrieb weiter: "Wir sind zutiefst betrübt über die sinnlose Gewalttat."

Gewalt durch Waffen hat in den USA ein verheerendes Ausmaß. Tödliche Schießereien und Amokläufe mit Waffen gehören auf traurige Weise zum Alltag. Schusswaffen sind dort leicht erhältlich und massenhaft im Umlauf. Regelmäßig erschüttern Attacken mit vielen Opfern das Land - etwa an Schulen, in Supermärkten, Nachtclubs oder bei großen Veranstaltungen. Aber auch private Auseinandersetzungen, Polizeikontrollen, Streitigkeiten zwischen Kriminellen oder Gangs, enden weit häufiger als in anderen Ländern tödlich, weil viele Menschen in den USA Waffen bei sich tragen.

Die ständige Angst, erschossen zu werden

Der Bürgermeister von Kansas City, Quinton Lucas, sagte, bei den Super-Bowl-Feierlichkeiten seien mehr als 800 Polizisten im Einsatz gewesen. Und trotzdem sei es zu den Schüssen gekommen. "Paraden, Kundgebungen, Schulen, Filme - fast nichts scheint mehr sicher zu sein", beklagte er. "Ich möchte nicht, dass wir das in unserem Land tun müssen: bei jedem Großereignis fürchten, dass man erschossen wird."

Auch US-Präsident Joe Biden äußerte sich bestürzt - und verärgert über die nicht enden wollende Waffengewalt im Land. "Die heutigen Ereignisse sollten uns bewegen, schockieren und zum Handeln zwingen", mahnte der Demokrat in einer schriftlichen Stellungnahme. "Wir sind ein Land, in dem die Menschen das Recht haben sollten, zur Schule zu gehen, in die Kirche zu gehen, auf die Straße zu gehen - und an einer Super-Bowl-Feier teilzunehmen - ohne Angst haben zu müssen, ihr Leben durch Waffengewalt zu verlieren." (dpa)