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Weil die Fans rufen: Dynamos Kapitän bricht ARD-Interview ab

Stefan Kutschke überall: Erst der furiose Auftaktsieg gegen Bielefeld mit einem Tor von ihm, dann seine Erklärung bei der Live-Übertragung im Fernsehen. Doch plötzlich hält Dynamo Dresdens Kapitän nichts mehr am Mikro.

Von Tino Meyer
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Gleich ist vorzeitig Schluss: Weil der K-Block ruft, bricht Dynamos Kapitän Stefan Kutschke das Live-Interview mit Stefanie Müller-Spirra kurzerhand ab.
Gleich ist vorzeitig Schluss: Weil der K-Block ruft, bricht Dynamos Kapitän Stefan Kutschke das Live-Interview mit Stefanie Müller-Spirra kurzerhand ab. © ARD-Screenshot/Sächsische.de

Dresden. Die eine oder andere Frage gibt es schon noch – doch für Stefan Kutschke jetzt kein Halten mehr. "Geht das in Ordnung, wenn ich da mit hingehe", fragt Dynamos Kapitän und Torschütze die ARD-Kommentatorin Stephanie Müller-Spirra mitten im Live-Interview nach dem 3:1-Sieg gegen Bielefeld und gibt sich die Antwort gleich selbst. "Naja", entgegnet sie. Und stellt schlagfertig fest: "So geht das halt, wenn man mit einem Dynamo-Kapitän reden will und der K-Block ruft. Dann geht der K-Block vor."

Kutschke hat da längst die Verkabelung abgebaut und das Mikrofon aus der Hand gelegt, ist hinübergelaufen zur Stehplatztribüne, wo die aktive Fanszene im Stadion ihren Stammplatz hat. Folgt dort den Mitspielern erst auf und dann über den Zaun. Schließlich verschwindet auch er in der freudetrunkenen Masse. Zusammen feiern Spieler und Fans auf der Tribüne den Auftakt nach Maß.

Es sind Bilder, wie sie auch Fußball-Dresden so noch nicht gesehen hat – und ganz Fußball-Deutschland schaut dabei zu. Zumindest die knapp 1,5 Millionen, die für die Live-Übertragung dieser Drittliga-Partie den Fernseher angeschaltet haben. Nicht wie üblich durch den Spielertunnel gehen die Profis nach dem Anpfiff also in die Kabine, diesmal nehmen sie den langen Weg, diesmal kommen sie über den Vip-Bereich und das Stadionfoyer. "Das kenne ich so nicht", meint Tom Zimmerschied und spricht von Gänsehaut und Momenten, die seine Erwartungen weit übertreffen. "Das war ein geiler Auftakt und hat großen Spaß gemacht", erklärt der Neuzugang.

Spieler und Fans feiern zusammen: "Eine besondere Situation"

Begeistert ist danach auch der Trainer. "Ich finde es immer wieder phänomenal und freue mich riesig für die Leute, die heute im Stadion waren. Die Stimmung war fantastisch. Hier ist einiges zusammen gewachsen", sagt Markus Anfang und meint die spürbare emotionale Verbindung von Mannschaft und Fans.

Doch auch die Dynamo-erfahrenen wie Niklas Hauptmann sind einigermaßen baff – und entzückt zugleich. "Das war schon eine besondere Situation im K-Block, überhaupt die ganze Atmosphäre im Stadion", sagt Dynamos in dieser Partie mit Abstand bester Spieler, der deshalb bei seiner Auswechslung zehn Minuten vor Schluss mit Extra-Applaus bedacht worden ist.

Und Kutschke? Kehrt oberkörperfrei in die Stadionkatakomben zurück und sagt im Interview mit den Zeitungs- und Radiojournalisten: "Man hat es an den Kartenverkäufen gesehen: Fast 30.000 Tickets für das erste Spiel gingen weg. Da merkt man, wie die Region hier brennt. Die Euphorie aus der Rückrunde der vergangenen Saison wollen wir mitnehmen, das haben wir immer wieder betont."

Angesprochen auf den Aufstieg, ab sofort vermutlich jede Woche das große Thema, macht es der Kapitän mittlerweile sein Trainer: Das Ziel sei einmal klar benannt, verdeutlicht Kutschke, entscheidend sei jetzt der Weg dorthin. "Daran müssen wir uns messen lassen, und das ist das Schöne. Wir brauchen nicht viel reden, am Ende zählen Siege. Das war heute der erste wichtige Schritt", sagt er – und entschuldigt sich schließlich noch für das abgebrochene Fernseh-Interview bei der zunächst tatsächlich verdutzt dreinblickenden Müller-Spirra: "Das soll sie bitte verzeihen."