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Wie Dynamos Ersatztorwart Erik Herrmann unverhofft zu seinem Profidebüt kam

Erik Herrmann wird bei Dynamo Dresdens 1:0-Sieg in Bielefeld für den verletzten Stefan Drljaca eingewechselt. Der 19-Jährige gibt sein Profi-Debüt und erhält danach ein besonderes Lob des Trainers.

Von Julian Hölscher
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Nach dem Abpfiff wird Ersatztorhüter Erik Herrmann von Kapitän Stefan Kutschke zu den Dresdner Fans geschickt. Der 19-Jährige feiert gegen Arminia Bielefeld sein Debüt.
Nach dem Abpfiff wird Ersatztorhüter Erik Herrmann von Kapitän Stefan Kutschke zu den Dresdner Fans geschickt. Der 19-Jährige feiert gegen Arminia Bielefeld sein Debüt. © PICTURE POINT

Bielefeld/Dresden. Es läuft die 84. Spielminute, als Stefan Drljaca sich auf dem regendurchtränkten Rasen in der Bielefelder Schüco-Arena hinlegen muss. Dynamos Nummer eins hält sich den Oberschenkel, kann nicht weiterspielen. Wie sein Trainer Markus Anfang nach dem Spiel mitteilt, hat er sich eine muskuläre Verletzung zugezogen und verlässt das Stadion auf Krücken.

Bei der knappen 1:0-Führung muss Anfang den Torwart wechseln - eine Schlüsselposition. Kevin Broll, Dynamos etatmäßige Nummer zwei, ist mit einem grippalen Infekt in Dresden geblieben, sodass für die Schlussphase lediglich der dritte Torhüter zur Verfügung steht. Der 19-jährige Erik Herrmann nimmt den Platz im Tor ein – nicht nur zum ersten Mal in dieser Saison, sondern zum ersten Mal überhaupt als Profi.

Direkt vor der Bielefelder Südtribüne besteht Herrmann seine Bewährungsprobe, bei der er bis auf wenige Ballkontakte nicht großartig gefordert ist. Dennoch wirkt Herrmann souverän und hält dem Druck der lauten Kulisse hinter ihm stand. Das ging in der Vergangenheit nicht jedem so.

Eine legendäre Anekdote ist die des serbischen Torwarts Goran Curko, der sich im Jahr 2000 in Diensten von Arminia Bielefeld nach Pöbeleien und hämischem Applaus der eigenen Fans kurzerhand selbst auswechselte. Für ihn ins Spiel kam damals der junge Dennis Eilhoff, der elf Jahre später neunmal das Dynamo-Tor hüten sollte.

Niklas Hauptmann: "Erik ist ein sehr, sehr guter Junge"

Zurück in die Gegenwart, die am Mittwochabend Erik Herrmann heißt. Nach dem Schlusspfiff ist er der gefragte Mann bei Dynamo, doch reden kann er nicht. Der Youngster steht bereits unter der Dusche, als die Medienvertreter nach ihm fragen. Dafür reden andere über das Eigengewächs und loben den Schlussmann in den höchsten Tönen.

"Ich finde, er trainiert in den letzten Wochen richtig gut. Man sieht auf jeden Fall, wie er sich entwickelt. Heute ist er sehr selbstbewusst auf den Platz gekommen, hat einfach sein Ding gemacht, die Bälle abgefangen und gut hinten herausgespielt. Gerade vor so einer Kurve ist das nicht so einfach", sagt Innenverteidiger Jakob Lewald. Und Niklas Hauptmann betont: "Nach dem Abpfiff hat man ja gesehen, dass wir alle zu ihm gerannt sind. Erik ist ein sehr, sehr guter Junge, den wir alle sehr schätzen."

Ausgebildet wurde Herrmann bei Budissa Bautzen. 2017 wechselte er in die Jugendabteilung der SGD. Dort durchlief der gebürtige Ebersbacher seitdem die Nachwuchsmannschaften. In der vergangenen Saison konnte er mit der U19 den Sachsenpokal gewinnen und rückte zu Beginn der aktuellen Spielzeit nach dem Abgang von Sven Müller zu den Profis auf. Der 1,97 Meter große Herrmann gehört neben Jonas Oehmichen und Paul Lehmann zu Dynamos vielversprechenden Talenten des 2004er Jahrgangs, die nach und nach in die erste Mannschaft integriert werden sollen.

Erik Herrmann erhält Extra-Lob des Trainers

Einer, der ebenfalls den Sprung aus dem Dynamo-Nachwuchs zu den Profis geschafft hat – und sich dort mehr als nur etablieren konnte – ist Hauptmann. Der Leistungsträger stellt mit seinem Kopfballtor zum 1:0 in Bielefeld die Weichen für den Auswärtssieg im letzten Spiel des Jahres. "Mit dem Sieg und allem Drum und Dran ist das Debüt von Erik heute wirklich eine sehr schöne Sache für uns", sagt Hauptmann und hofft, dass sich Stammtorwart Drljaca nicht schlimmer verletzt hat.

Vielleicht genauso entscheidend wie Hauptmanns Treffer ist die Abwehraktion von Lewald in der 60. Minute. Per eingesprungener Grätsche verhindert er, dass der Schuss von Bielefelds Niklas Shipnoski aus guter Position aufs Tor geht, baut sich danach vor den Bielefelder Fans auf und heizt die ohnehin schon knisternde Atmosphäre nochmal an. Der 24-Jährige hat als Abwehrchef entscheidenden Anteil daran, dass seine beiden Torhüter Drljaca und Herrmann die Null halten können.

Deshalb hat am Ende auch Trainer Markus Anfang Grund zur Freude – zum einen natürlich über die verdienten drei Punkte, aber auch über seinen jungen Torwart. "Manchmal ist es halt Schicksal, zumal Erik vor kurzem auch noch am Knöchel verletzt war", sagt er und betont: "Erik hat das ganz gut gemacht. Er ist hereingekommen und ruhig geblieben, worüber ich mich natürlich freue. Sowas zeigt wieder, dass wir wirklich jeden Spieler im Kader brauchen."