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Wenig Geld, keine Spieler: So steht es um Zwickau nach dem Abstieg aus der 3. Liga

Nach der verkorksten Saison und dem Abstieg in die Regionalliga plant der FSV Zwickau den Neuanfang - gespickt mit vielen Problemen. Es fehlt nicht nur an Geld, sondern auch an Spielern.

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Der FSV Zwickau steht nach dem Abstieg in die Regionalliga vor einem kompletten Neuanfang.
Der FSV Zwickau steht nach dem Abstieg in die Regionalliga vor einem kompletten Neuanfang. © dpa/Jan Woitas

Zwickau. Als der Abstieg besiegelt war, herrschte im Lager des FSV Zwickau nur noch Leere. Bis zuletzt hatten Spieler und Trainer daran geglaubt, vielleicht doch noch Drittligist bleiben zu können. Nach dem 0:1 gegen Dynamo Dresden am Samstag ist aber nichts mehr zu retten. Einige vergossen Tränen, die anderen dachten an die noch zwei ausstehenden Spiele, Trainer Ronny Thielemann an den Neustart. Und der wird für die Westsachsen nach sieben Jahren Drittklassigkeit alles andere als einfach.

Vor allem, weil man jetzt noch gar keine Mannschaft hat, die in der Regionalliga auflaufen könnte. Vom gesamten Kader hat nur Davy Frick einen Vertrag für Liga vier. Alle anderen Spieler können den Verein ablösefrei verlassen. "Wir werden mit den Spielern sprechen, mit denen wir gern weiterarbeiten möchten", hatte Thielemann bereits vor dem Dynamo-Spiel gesagt. Wie viele es betrifft und wer das sein wird, gab er nicht preis.

Auch die Spieler wissen noch nichts. Angesprochen darauf, ob sie sich einen Verbleib in Zwickau vorstellen könnten, wichen die meisten aus. "Ausschließen will ich gar nichts, aber im Augenblick denke ich da gar nicht dran", sagte Torhüter und Kapitän Johannes Brinkies. Er gehört zu den wenigen Aktiven, die alle sieben Jahre mit dem FSV in Liga drei dabei waren. Auch Jan Löhmannsröben, Nils Butzen oder Yannik Möker waren sich in der Stunde des Abstieges nicht sicher, ob sie sich die Regionalliga antun wollen.

Kein Nachwuchs für den Neuaufbau vorhanden

Thielemann muss also ein komplett neues Team zusammensuchen. Im eigenen Nachwuchs kann er sich dabei eher nicht bedienen. Eine zweite Mannschaft wurde einst wegen zu hoher Kosten aufgelöst, ein Nachwuchsleistungszentrum gibt es auch nicht, aus dem Talente herangeführt werden könnten.

Da auch die finanziellen mitteln beim FSV begrenzt sind, werden teure Neuverpflichtungen auch kaum möglich sein. Zwar sind die laufenden Kosten in der Regionalliga nicht so hoch wie in der 3. Liga, die Einnahmen aber auch nicht. Aus der DFB-Zentralvermarktung fehlen in der nächsten Saison bereits mal 1,5 Millionen Euro. Wie sich die Sponsoren verhalten, steht in den Sternen. Die Fans werden zwar weiter zu den FSV-Spielen in die GGZ-Arena pilgern, die Eintrittspreise dürften aber sinken. Fraglich ist, wie hoch die Stadionmiete sein wird und wer diese dann zahlt.

Es gibt also viel zu tun, doch ehe man in die Zukunft blickt, sollte schnellstens die zu Ende gehende Saison selbstkritisch analysiert werden. Denn entscheidende Fehler wurden nicht nur auf dem Rasen gemacht. Die gesamte Spielzeit sei geprägt gewesen von viel Unruhe im Verein. "Wenn ich mal so durchgehe, in welchen Bereichen wir drittligareif waren - und da rede ich nicht nur vom Sportlichen - fallen mir nicht viele Bereiche ein", sagte beispielsweise Nils Butzen.

Fatales Ende der Kontinuität

Das, was Zwickau in all den Jahren ausgezeichnet hatte, wurde in dieser Spielzeit über den Haufen geworfen. In der Führungsetage gab es im Sommer Uneinigkeit und Streit. Nach Jahren der Kontinuität trennte man sich von Trainer Joe Enochs und Sportdirektor Toni Wachsmuth. Schließlich gab es auch Zuschauerausschreitungen, die zum Abbruch der Partie gegen Essen führten. All das ging nicht spurlos an einer Mannschaft vorbei, die immer am oberen Limit agieren muss, um einigermaßen erfolgreich zu sein. "Wenn der Kopf nicht funktioniert, werden die Beine auch schwer", sagte Thielemann.

Der FSV wird wohl für längere Zeit in den Niederungen des regionalen Fußballs verschwinden. Denn wie schwer es wird, aus der Regionalliga wieder nach oben zu kommen, zeigen viele Teams, mit denen sich die Zwickau künftig messen werden: FC Carl Zeiss Jena, Chemnitzer FC oder Rot-Weiß Erfurt. Sie und andere waren einstmals schon stolze Drittligisten. (dpa)