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Red Bull bleibt auch ohne Firmengründer Top-Sponsor im Sport - wie bei RB Leipzig

Ein Jahr nach dem Tod von Konzernchef Dietrich Mateschitz fließen weiter Millionen in den Sport. Ein Ende ist nicht in Sicht. TB Leipzig hat beim Brauseunternehmen mehr als 100 Millionen Euro Schulden.

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Dietrich Mateschitz starb vor einem Jahr, bei Red Bull sprudelt es trotzdem weiter.
Dietrich Mateschitz starb vor einem Jahr, bei Red Bull sprudelt es trotzdem weiter. © dpa/Jan Woitas

Bei Red Bull purzeln fast jedes Jahr die Umsatzrekorde – und alles sieht nach einer Fortsetzung aus. „Das Potenzial ist unglaublich“, sagt Volker Viechtbauer, Berater des Firmenerben Mark Mateschitz. Im Heimatmarkt Österreich liege der Pro-Kopf-Verbrauch des Energydrinks statistisch bei 35 Dosen pro Jahr, in den USA erst bei etwa 13. „Wenn wir alles richtig machen, können wir den Umsatz in den nächsten 15 Jahren noch deutlich steigern“, so Viechtbauer.

Er war 30 Jahre lang an der Seite von Firmengründer Dietrich Mateschitz Chefjurist und Personalchef des Konzerns, der inzwischen zu den Großen dieser Welt zählt. Ein Jahr nach dem Tod von Mateschitz laufe das Unternehmen so, „wie er es sich gewünscht hat“. Dabei seien die Anfänge der Firma, die laut jüngster Bilanz 2022 fast zehn Milliarden Euro (plus 24 Prozent) umgesetzt und einen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro erzielt hat, für Mateschitz von Existenzängsten geprägt gewesen. „Er hat drei Jahre lang um die Zulassung des Getränks gekämpft und hat öfter gedacht, er werde noch unter der Brücke landen“, sagt Viechtbauer, dessen Buch über Mateschitz und die Firmen-Philosophie kürzlich erschien.

Großen Wert habe Mateschitz auf eine Firmenkultur gelegt, in der – angelehnt an den österreichischen Psychiater und Sinn-Forscher Viktor Frankl (1905 – 1997) – Eigenverantwortung und unbedingter Gestaltungswille tragende Säulen seien, meint der enge Weggefährte. Das PR-Konzept von Red Bull mit dem vielfältigen Engagement unter anderem im Fußball mit den Standorten New York, Salzburg und Leipzig, im Extremsport und in der Formel 1 seien Beispiele dafür. „Wir sponsern nicht den Weltmeister, sondern wir sind Formel-1-Weltmeister“, sagt Viechtbauer. Das komme immens der Glaubwürdigkeit der Marke zugute. 2022 ließ sich Red Bull laut Bilanz Marketing, Werbung, Sponsoring und Verkaufsförderung fast 2,3 Milliarden Euro kosten.

Ein Teil davon floss zu den Rasenballern nach Leipzig. Der 2014 gegründete Verein schaffte dank der Anschubfinanzierung aus Österreich innerhalb kurzer Zeit den Durchmarsch von der Oberliga in die Champions League. Am Samstag siegte RB bei Aufsteiger Darmstadt 98 mit 3:1 und hielt damit den Kontakt zur Bundesliga-Spitzengruppe.

Im Schnitt trinkt ein US-Bürger pro Jahr 13 Dosen Red Bull. Da sei noch Luft nach oben, findet der Konzern.
Im Schnitt trinkt ein US-Bürger pro Jahr 13 Dosen Red Bull. Da sei noch Luft nach oben, findet der Konzern. © dpa/Jan Woitas

Red Bull ist weiterhin der Trikotsponsor und hält 99 Prozent der Anteile an der Rasenballsport Leipzig GmbH. Im Geschäftsbericht der Saison 2021/22 kommen die Prüfer zum Schluss: „Liquiditätsengpässe sind nicht ersichtlich und aufgrund der Verträge mit der Red Bull GmbH nicht zu befürchten.“ Dabei hat der Erstligist gegenüber dem Gesellschafter aus Fuschl Verbindlichkeiten in Höhe von 101 Millionen Euro angehäuft. Ob die aber jemals zurückgezahlt werden müssen, ist unklar.

Darauf angewiesen ist das Brause-Imperium derzeit jedenfalls nicht. Die Wachstums-Aussichten für Energydrinks sind auch nach Einschätzung des Marktforschungsinstituts Mintel beachtlich. Die Hersteller würden zunehmend darauf achten, dass sie vom eher männlichen Image wegkämen und auch Frauen ansprächen. In Deutschland greife bereits die Hälfte aller Frauen zwischen 16 und 24 Jahren mindestens einmal die Woche zum Energydrink, heißt es in einer aktuellen Studie. Außerdem sei die Generation Alpha – die unter 13-Jährigen – nicht zuletzt auf Vergnügen gepolt. „Das ist eine gute Nachricht für Energy- und Detox-Drinks“, so die Studie weiter.

Der Aufstieg zur Weltmarke mit großer Marktmacht hat die Wettbewerbshüter der EU auf den Plan gerufen. Wegen des Verdachts verschiedener Verstöße gegen das EU-Kartellrecht kam es im März zu Hausdurchsuchungen an verschiedenen Standorten der Firma. Der Konzern sicherte zu, mit den Ermittlern zu kooperieren. Der Firmengründer hat seinem Sohn Mark laut Agentur Bloomberg ein Erbe im Wert von rund 15 Milliarden Euro hinterlassen. Seit 2023 wird das Unternehmen von Fuschl bei Salzburg aus von einem dreiköpfigen Management-Team geleitet. Red Bull beschäftigte Ende 2022 knapp 16.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 175 Ländern.

Der Milliardär Mateschitz gründete zwar das Red Bull Media House mit TV-Sender und Zeitschriften, war aber bekannt dafür, nicht offensiv in die Öffentlichkeit zu drängen. Laut Viechtbauer hat er kein TV-Interview gegeben, war nur wenige Male im Radio zu hören und stellte sich sehr selten Zeitungs-Interviews. Kommunikationschefin Tina Deutner war bei den Medien wegen ihrer ablehnenden Antworten zu Interview-Anfragen nicht gerade eine Sympathieträgerin. „Dietrich Mateschitz legte stets Wert darauf, dass sie im alljährlichen Ranking der besten Presse- und Unternehmenssprecher Österreich den letzten Platz belegte“, heißt es in dem Buch.

Den Tod vor Augen habe sich Mateschitz – ganz nach seiner Art – um das Unternehmen gekümmert und weniger um sich selbst, meint Viechtbauer. „Wir haben bis zum Schluss gearbeitet. Selbst die spätere Pressemitteilung zu seinem Tod hat er mitverfasst.“ (dpa/mit SZ/dk)