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Eibauer Gewichtheber kämpft um eine EM-Medaille

Bei der EM in Bukarest geht der Eibauer Erik Ludwig an den Start. Sein Fernziel heißt Olympia. Doch noch ist unklar, ob seine Sportart überhaupt olympisch bleibt.

Von Frank Thümmler
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Das Reißen ist im Moment noch die Achillesferse des Eibauers. In dieser technisch sehr anspruchsvollen Disziplin hat Erik Ludwig mit einer Bestleistung von 151 Kilo noch größere Reserven.
Das Reißen ist im Moment noch die Achillesferse des Eibauers. In dieser technisch sehr anspruchsvollen Disziplin hat Erik Ludwig mit einer Bestleistung von 151 Kilo noch größere Reserven. © Hans-Ernst Friedrich

Eibau. Am Dienstagmittag (1.8.) ist es soweit. Der Eibauer Gewichtheber Erik Ludwig startet bei der Junioren- und U23-Europameisterschaft im rumänischen Bukarest, sein absoluter Saisonhöhepunkt, auf den er sich das ganze Jahr vorbereitet hat. Vor einem Jahr erkämpfte der 22-Jährige im albanischen Durres zwei Bronzemedaillen, mit 193 Kilo im Stoßen und 344 Kilo im Zweikampf. In diesem Jahr will er diese persönlichen Bestleistungen steigern. Ob es zu einer Medaille reicht? Wer es live verfolgen möchte, kann den Wettkampf im Livestream ab 12 Uhr anschauen.

Der ausgebildete Polizist, der im Kriminaldienst in Görlitz arbeitet, aber nahezu als Vollprofi in der Görlitzer Flora bei Landestrainer Thomas Faselt trainiert, geht optimistisch in den Wettkampf, auch wenn es zuletzt kleinere Probleme gab. „Die Vorbereitung insgesamt lief sehr gut. Nach dem Qualifikationswettkampf vor vier Wochen hatte ich leichte Regenerationsprobleme. Der Körper tat etwas weh, was aber relativ normal ist nach einem schweren Wettkampf. Ich konnte dann eine Woche nicht voll trainieren, bin aber jetzt wieder gut drauf“, sagt Ludwig.

Kraftwerte sind noch besser als vergangenes Jahr

Der Druck war da noch relativ groß. Die Norm, 332 Kilo im Zweikampf, musste nachgewiesen werden. Mit 150 Kilo im Reißen und 187 Kilo im Stoßen, also fünf Kilo über der Norm, erledigte das der Eibauer souverän. Ganz zufrieden war er trotzdem nicht. Der letzte Versuch im Stoßen, aufgelegt war seine bestehende persönliche Bestleistung von 193 Kilo, ging schief. „Ein technischer Fehler“, schätzt Ludwig ein, „die Kraft war da.“ In Bukarest soll das nicht passieren, insgesamt ist der Oberlausitzer optimistisch, seine Vorjahresleistungen überbieten zu können. Die Kraftwerte sind nach dem weiteren Jahr Training noch besser.

In seiner Gewichtsklasse bis 96 Kilogramm sind 17 Athleten gemeldet. Ludwig hat die fünftbeste Meldeleistung, gehört also zu den Medaillenkandidaten. Wirkliche Prognosen lassen sich aus den Meldeleistungen aber nicht ablesen. Manche geben eine höhere Last an, um sicher in die A-Gruppe mit elf Athleten zu kommen, andere geben vielleicht niedrigere Lasten an, um zu pokern und dann zu überraschen, erklärt er.

Los Angeles ist das große Ziel

Einen internen deutschen Wettkampf mit seinem langjährigen Konkurrenten Raphael Friedrich, der bei den Erwachsenen mit 355 Kilo im Zweikampf schon Fünfter wurde, wird es geben. Friedrich hat vor allem im Reißen (noch) deutliche Vorteile gegenüber Erik Ludwig. „Er ist gegenüber mir schon der klare Favorit, ich denke, ich kann ihn hier oder da vielleicht ein bisschen ärgern.“

Das Fernziel für Ludwig heißt sowieso „Olympia“, wie er wie aus der Pistole geschossen sagt. Allerdings nicht Paris im kommenden Jahr – dazu fehlen Ludwig noch ungefähr 40 Kilo im Zweikampf, eine solche Steigerung erscheint unrealistisch. Alles ist deshalb auf die Spiele 2028 in Los Angeles gerichtet.

Ob dann allerdings die olympische Ursportart Gewichtheben überhaupt noch olympisch sein wird, steht nicht fest. Nach vielen Skandalen, Korruption im Weltverband IWF und den nie in den Griff bekommenen Dopingfällen hatte das IOC die Zahl der olympischen Wettkämpfe im Gewichtheben für Paris auf zehn begrenzt (je fünf bei Frauen und Männern) und insgesamt 120 Athleten zugelassen. 2028 sind die Gewichtheber vorerst ausgeschlossen, wenn es nicht gelingt, entsprechende Änderungen im Weltverband nachzuweisen. Im Oktober soll eine Entscheidung fallen.

"In den letzten Jahren hat sich offenbar einiges getan"

Der Eibauer Gewichtheber sagt dazu: „Wir Athleten haben keinen Einfluss darauf. Was ich sagen kann: Dass es sehr lange so war, dass man schon als Jugendlicher von vornherein eigentlich weiß, dass man keine Chance hat, Weltmeister oder Olympiasieger zu werden. Weil es immer irgendwelche Sportler gab, die mit unerlaubten Mitteln arbeiten. Das soll sich jetzt alles geändert haben. In den letzten drei, vier Jahren hat sich offenbar schon Einiges getan. Die Leistungsdichte an der Spitze nimmt zu. Wir sauberen deutschen Sportler kommen jetzt schon weiter nach vorn. Mein Traum bleibt, bei Olympia zu starten.“ Wenn es im Herbst eine positive Entscheidung pro Olympia für die Gewichtheber gibt, werden voraussichtlich auch die Gewichtsklassen festgelegt. Ludwigs derzeitige U96-Gewichtsklasse ist 2024 nicht olympisch.

Nach der EM soll Ludwig in die nächste Gewichtsklasse bis 102 Kilo wechseln, zumindest, falls sie olympisch wird. „Ich muss jetzt schon für mein Körpergewicht in der 96er-Klasse sehr viel essen“, sagt Ludwig: 4.000 Kilokalorien pro Tag. Kalorienverdichtete Pulver zum Beispiel sind allerdings nicht so nachhaltig. Also gibt es Rindersteaks, Hühnchen, Reis, Brokkoli – alles abgewogen, Eiweißgehalt berücksichtigt. „Das Essen ist der schwierigere Punkt als das Training“, erklärt der junge Eibauer, der glaubt, dass er ohne den Sport deutlich weniger wiegen würde bei seinen 1,79 Metern Körpergröße. Am Dienstag wird er annähernd 96 Kilo auf die Waage bringen, trotz geringem Fettanteil.

Auch die direkte Vorbereitung wird eine vor allem psychische Herausforderung. „Man liegt viel rum, soll sich nicht zu viel bewegen. Mal ein kleiner Spaziergang.“ Heimtrainer Thomas Faselt reist privat an, wird auch über die Taktik, die Steigerungsmöglichkeiten sprechen. Dann am Dienstag, dann „macht den Rest das Adrenalin“, sagt der Eibauer mit einer gewissen Vorfreude.