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Darum stellt sich beim HC Elbflorenz die Trainerfrage noch nicht

Die Dresdner Handballer hinken ihren Ambitionen deutlich hinterher. Ist der Trainer noch der Richtige? Der Präsident gibt eine Antwort mit Interpretationsspielraum.

Von Alexander Hiller
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Hauptsponsor und HC-Präsident Uwe Saegeling (vorn) stellt sich vor seinen Trainer Rico Göde. Aber wie lange noch?
Hauptsponsor und HC-Präsident Uwe Saegeling (vorn) stellt sich vor seinen Trainer Rico Göde. Aber wie lange noch? © Archiv: Robert Michael

Dresden. Einige Protagonisten nehmen das Wort bereits in den Mund, andere verweigern sich noch dieser Zustandsbeschreibung: Krise. Die Bezeichnung kommt dem Ist-Zustand beim Handball-Zweitligisten HC Elbflorenz wohl derzeit am nächsten.

Nach dem erschreckend schwachen Auftritt (23:29) am Mittwochabend gegen eine keineswegs übermächtige Ludwigshafener Mannschaft steckt der Klub nach einem Viertel der Saison als Tabellen-15. mitten im Abstiegskampf. Der letzte Sieg in der Liga ist bereits sechs Spieltage her.

Dabei war genau das Gegenteil der Plan. Der HC Elbflorenz wollte das Niveau in der Liga mitbestimmen. Präsident und Hauptsponsor Uwe Saegeling hatte als Zielvorgabe einen Platz unter den besten vier Teams formuliert, dafür fehlen jetzt schon neun Punkte. Mannschaft und Trainer wirkten nach der neuerlichen Pleite gegen Ludwigshafen kollektiv ratlos.

„Ich will gar nicht so viel sagen. Denn das sind nicht wir, das ist nicht das, was wir sein wollen – hinten wie vorn“, sagte Trainer Rico Göde. Soll heißen: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft derzeit eine erstaunlich große Lücke.

"Mir fehlt gerade dieser Teamgedanke"

„Wir können niemals ein Spiel so beginnen. Das darf uns niemals passieren. Da braucht keiner mit dem Finger auf jemand anders zeigen, da kann jeder in den Spiegel gucken, weshalb das so ist“, sagt Kapitän Sebastian Greß und meint damit den katastrophalen Start. Nach 15 Minuten stand es 5:13 aus Sicht der Gastgeber, die sich zwar herankämpften (13:15/28.), aber mit zunehmender Spieldauer mut- und ratlos wirkten.

„Das ist nicht der Anspruch, den ich oder wir als Verein verfolgen. Krise trifft es ganz gut, wenn man so lange nicht gewonnen hat, kann man das nicht anders nennen“, stellt Unternehmer Saegeling fest und hat speziell gegen Ludwigshafen eine mangelnde Einstellung ausgemacht.

„Wir wissen alle, dass die Jungs besser Handball spielen können, die haben alle Voraussetzungen. Die müssen jetzt liefern, ihre Arbeitsverträge erfüllen“, unterstreicht der Geschäftsführer der Saegeling Medizintechnik GmbH. „Diese zwei Stunden, die sie außerhalb des Trainings leisten müssen, müssen sie auf den Punkt da sein – und zwar miteinander. Mir fehlt gerade dieser Teamgedanke, und mir wäre es deshalb zu einfach, das am Trainer festzumachen. Die Spieler helfen sich derzeit nicht.“

Am Samstag geht es gegen den Tabellen-18.

Die Einstellung der Mannschaft liegt jedoch ebenso in der Verantwortung des Trainers wie Taktik, Fitness und Form. Jedoch findet auch Göde keine griffige und vor allem schlüssige Erklärung für das Leistungstief seiner Mannschaft, das am Mittwoch ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht hat. „Fakt ist: Wir können verlieren. Leider haben wir gerade eine Phase, in der wir nicht über Handball reden müssen“, sagt er. Das lässt den Schluss zu, dass er nicht unbedingt sportliche Gründe sieht, sondern psychologische. Öffentlich darüber reden mag der 40-Jährige noch nicht.

Stattdessen vermisste der gebürtige Dresdner und Ex-Profi bei einigen seiner Spieler die professionelle Einstellung. „Handball ist unser Job: Und das war heute, das muss man so konstatieren, nicht von allen eine ordentliche Arbeitseinstellung.“ Namen nannte der HC-Trainer natürlich nicht. Offen ist, ob Göde daraus personelle Konsequenzen zieht, die entsprechenden Spieler zumindest für die nächste Partie aus dem Kader verbannt.

Die steht bereits am Samstag an – beim Tabellen-18. Eintracht Hagen. „Das würde ich persönlich gut finden, das muss aber der Trainer entscheiden, das ist seine Verantwortung“, erklärt Saegeling und betont: „In der Wirtschaft wären einige nach solchen Auftritten ihren Job los, das muss man klipp und klar so sagen.“

Drastische Ansage des Kapitäns

Den Trainer stellt der mächtigste Mann im Verein allerdings bislang nicht zur Diskussion. „Die Trainerfrage stellt sich nach dem Mittwoch-Spiel nicht, nein“, sagt Saegeling. Eine Antwort, die tatsächlich Interpretationsspielraum lässt. Also nach dem nächsten oder übernächsten? „Die Mannschaft muss sich jetzt zuallererst gemeinsam hinterfragen und muss erarbeiten, wie sie aus der Situation rauskommt. Die Spieler müssen eine andere Einstellung an den Tag legen, sonst wird das nichts“, fordert der Präsident.

Ob das angesichts des schwindenden Selbstvertrauens realistisch ist? Die Frage beantwortet Kapitän Sebastian Greß mit einer drastischen Ansage: „Wir sind gerade so weit weg von dem, was wir eigentlich sein wollen, dass es keinen Grund gibt, noch vor irgendetwas Angst zu haben. Das müssen wir ganz klar kommunizieren“, sagt der 27-Jährige. „Sodass jeder, der Angst hat, das auch sagen soll, und dann braucht er auch nicht mitkommen.“